# taz.de -- Getreideexporte der Ukraine: EU dementiert Putins Vorwürfe | |
> Auch Getreideausfuhren nach Westeuropa würden die Weltmarktpreise senken, | |
> sagt die Kommission in Brüssel. So wachse auch das Angebot für arme | |
> Länder. | |
Bild: Hafen von Juschne, Ukraine: Weizen auf einem Exportschiff | |
Berlin taz | Die EU-Kommission weist Vorwürfe des russischen Präsidenten | |
[1][Wladimir Putin] gegen den Westen im Zusammenhang mit ukrainischen | |
Getreideexporten über das Schwarze Meer zurück. „Putin manipuliert wieder | |
einmal die Fakten und verbreitet Desinformationen“, schrieb | |
Kommissionssprecher Peter Stano am Donnerstag der taz. | |
Putin hatte den von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelten | |
Kompromiss mit der Ukraine zur Ausfuhr des Getreides über die von Russland | |
blockierten Häfen am Mittwoch infrage gestellt. Das eigentlich für arme | |
Länder bestimmte Grundnahrungsmittel werde an die Türkei und die EU | |
geliefert, hatte er in Wladiwostok gesagt. Möglicherweise müsse man über | |
eine Begrenzung der Exporte nachdenken. Zudem beklagte Putin, russische | |
Dünger- und Lebensmittelexporte würden behindert. Russland und die | |
Entwicklungsländer seien vom Westen „betrogen“ worden. | |
Der Sprecher der EU-Kommission antwortete darauf: „Wir würden diese | |
Diskussion und diese Nahrungsmittelkrise nicht haben, wenn Russland seine | |
Aggression gegen die Ukraine nicht gestartet hätte.“ Die UN-Vereinbarung | |
zur Freigabe einiger ukrainischer Schwarzmeerhäfen habe zusammen mit dem | |
von der EU unterstützten Getreideexport über Land „zu einem Preisrückgang | |
auf den Weltmärkten“ geführt. Zudem habe die EU in diesem Jahr weniger | |
Getreide importiert und gleichzeitig mehr exportiert als 2021. „Alle | |
Getreidemengen, die aus der Ukraine in die EU gelangen, führen entweder | |
direkt oder indirekt zu einem erhöhten Angebot für Drittländer“, ergänzte | |
Stano. | |
Tatsächlich hatten die meisten Schiffe seit Inkrafttreten der Vereinbarung | |
Mais geladen, wie das [2][Gemeinsame Koordinierungszentrum] mitteilte, das | |
die Umsetzung des Abkommens überwacht. Mais wird meist in reicheren Ländern | |
als Futtermittel verwendet. Als der russische Überfall Ende Februar begann, | |
habe in den Silos in den Häfen vor allem Mais gelegen, sagte Michael | |
Thorn-Vosding, Analyst des Börsenmaklers Kaack Terminhandel, der taz. „Und | |
das musste erst mal raus aus den Silos.“ Weizen wird Monate vor Mais | |
geerntet, das Gros war schon verschifft worden. | |
## Russland erschwert eigene Exporte | |
Die EU-Sanktionen zielten „in keiner Weise“ auf den Handel mit russischem | |
Weizen und Dünger sowie anderen Agrarprodukten zwischen Drittländern und | |
Russland ab, so der Kommissionssprecher weiter. Es würden auch ausreichende | |
Zahlungskanäle offenbleiben. | |
Per Brodersen, Agrarexperte beim Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, | |
wies darauf hin, dass Russland selbst seit Monaten seine Weizenexporte | |
durch eine Ausfuhrsteuer von 60 Euro pro Tonne erschwere. „Natürlich bringt | |
es ein Überfall auf ein Nachbarland mit sich, dass damit verbundene | |
Transporte und Transportversicherungen teurer bis unmöglich werden“, sagte | |
Brodersen der taz. „Herr Putin stolpert gerade über die Konsequenzen seines | |
eigenen Handelns und beschwert sich darüber lautstark.“ | |
8 Sep 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Wladimir-Putin/!t5008686 | |
[2] https://www.un.org/en/black-sea-grain-initiative/vessel-movements | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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