# taz.de -- Gesetzespaket für den Krisenfall: EU will Retterin in der Not werd… | |
> Die EU-Kommission plant eine Gesetzgebung, die ihr in Notfällen mehr | |
> Kompetenzen gibt. Das soll den Binnenmarkt absichern. | |
Bild: Ein Mangel an Masken dürfe beispielsweise nie wieder eintreten | |
Brüssel taz | Die EU-Kommission fordert neue weitreichende Befugnisse, um | |
Versorgungsengpässe wie zu Beginn der Coronakrise zu verhindern. Ein | |
[1][Mangel an Masken], Medikamenten und Beatmungsgeräten dürfe nie wieder | |
eintreten, erklärte Binnenmarktkommissar Thierry Breton am Montag. Daher | |
müsse die EU mehr als bisher die [2][Lieferketten] sichern und Unternehmen | |
und Staaten an die Leine nehmen. | |
Künftig soll es eine zentrale Überwachung und Steuerung „kritischer“ | |
Versorgungswege in Brüssel geben. In Krisen will die EU-Kommission einen | |
„Überwachungsmodus“ aktivieren. Die 27 Mitgliedstaaten könnten dann den | |
Notfall ausrufen, der der EU-Behörde bisher ungekannte Sondervollmachten | |
über die Industrie gibt. Das Ganze heißt „Notfallinstrument für den | |
Binnenmarkt“. | |
Es ist jedoch kein Gesetz aus einem Guss, sondern eine Sammlung | |
verschiedenster Maßnahmen und Befugnisse. So fordert die EU-Kommission auch | |
das Recht, Grenzschließungen zu verhindern, wie sie Deutschland und | |
Frankreich zu Beginn der Pandemie verhängt hatten. Auch Exportverbote etwa | |
für Masken soll es nicht mehr geben. Für die Energiekrise oder den | |
[3][Ukrainekrieg] habe man den Plan allerdings nicht konzipiert. Vielmehr | |
gehe es um kommende „extreme“ Lagen, etwa eine Naturkatastrophe oder eine | |
Cyberattacke. | |
Mit Planwirtschaft habe der Entwurf nichts zu tun, so Breton. Die | |
Vorschläge seien „genau das Gegenteil, denn sie sorgen für einen | |
funktionierenden Markt“, sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. | |
Außerdem würden die EU-Staaten das letzte Wort behalten. Die Initiative | |
würde nach dem Vorschlag allerdings bei der Kommission in Brüssel liegen. | |
## Bundesregierung signalisiert Zustimmung | |
Konkret will die Kommission die Lieferketten für bestimmte strategisch | |
wichtige Waren und Dienstleistungen überwachen und strategische Reserven in | |
diesen Bereichen aufbauen. Im Notfall kann die EU-Behörde gezielte | |
Auskunftsersuchen an Unternehmen richten, deren Beantwortung verbindlich | |
sein kann. Sie kann die Firmen auch auffordern, vorrangige Bestellungen für | |
krisenrelevante Produkte anzunehmen. Die Unternehmen müssen diese entweder | |
annehmen oder erläutern, warum sie die Vorgaben aus Brüssel missachten. | |
Die Bundesregierung signalisierte Zustimmung. „Deutschland wird sich in die | |
Verhandlungen zum Binnenmarkt-Notfallinstrument SMEI engagiert einbringen“, | |
sagte die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für | |
Wirtschaft und Klimaschutz, Franziska Brantner. „Angesichts gestörter | |
Lieferketten, der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs gegen | |
die Ukraine“ müsse die EU ihre Krisenvorsorge verbessern. | |
19 Sep 2022 | |
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## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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