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# taz.de -- Rekordgewinne bei Gazprom: Waffen im Wirtschaftskrieg
> Normalerweise ist es nicht im Sinne eines Monopolisten wie Russland, dem
> Käufer zu schaden. Aber die Zeiten sind unnormal. Gas ist eine
> Kriegswaffe.
Bild: Gazprom-Logo in St. Petersburg
Es wirkt wie ein Paradox: Russland liefert kaum noch Gas in den Westen,
macht aber Rekordprofite. Der russische Gaskonzern Gazprom meldete am
Mittwoch, dass der Gewinn im ersten Halbjahr 46,5 Milliarden Euro betragen
habe. Doch das ist kein Widerspruch. Es ist ein altbekannter
Marktmechanismus, dass Knappheiten das Geld erst recht sprudeln lassen.
Dieses Prinzip wird auch von normalen Firmen ausgenutzt. Beispiel Apple:
Von den ersten iPhones wurden 2007 nur wenige Exemplare ausgeliefert, und
jedes Gerät kostete 599 Dollar. [1][Diesen üppigen Preis konnten sich nur
wohlhabende Statuskäufer leisten. Erst als diese kleine Gruppe abgeschöpft
war, senkte Apple] drei Monate später den Preis auf 399 Dollar, und nach
einem weiteren Jahr waren es 199 Dollar.
Zwischen Gazprom und Apple gibt es allerdings einen entscheidenden
Unterschied: Auf iPhones lässt sich verzichten, auf Energie nicht. Apple
durfte die Abschöpfungsstrategie nicht übertreiben, weil dies potenzielle
Kunden vergrault hätte. Beim Gas hingegen nimmt der Westen derzeit alles
und zu jedem Preis.
Diese Beobachtung wirft allerdings eine weitere Frage auf: Warum kopiert
die OPEC nicht die Tricks von Gazprom und reduziert auch die Ölförderung,
bis die Preise durch die Decke schießen? Stattdessen liefert die OPEC so
verlässlich, dass das Barrel Öl deutlich unter 100 Dollar kostet.
Ein Unterschied fällt sofort auf: [2][Anders als Gazprom ist die OPEC kein
Monopolist, sondern muss die Eigeninteressen von 16 Ölstaaten austarieren.]
Da ist es immer schwierig, alle Mitglieder beisammenzuhalten und als
Kartell zu agieren. Zudem liefert die OPEC nur etwa 39 Prozent des
weltweiten Öls.
Trotz dieser Einschränkungen hätte die OPEC jedoch die nötige Macht, um
weltweit für Chaos zu sorgen. Aber genau daran kann sie kein Interesse
haben. Extreme Preise würden eine globale Wirtschaftskrise erzeugen, sodass
am Ende auch das Geld fehlt, hohe Energiepreise zu zahlen. Es war noch nie
eine kluge Strategie, die Kuh zu schlachten, die man melken will.
Ein Verhalten wie bei Gazprom ist nur rational, wenn man sich [3][sowieso
in einem Wirtschaftskrieg befindet]. Wie Russland und der Westen.
1 Sep 2022
## LINKS
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[3] /Russland-pocht-auf-Zahlungen-in-Rubel/!5845647
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## TAGS
Russland
Gazprom
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Opec
Energiekrise
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Ukraine
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