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# taz.de -- Kontaktlos zahlen im Bus: Faktischer Nulltarif
> Die BVG hat die Barzahlung im Bus abgeschafft. So ist eine rechtliche
> Grauzone entstanden, die Passagier:innen theoretisch ausnutzen
> können.
Bild: Noch günstiger als 9 Euro: Busfahren zum Nulltarif für alle, die nicht …
Berlin taz | Bargeld adé: Wer in einem Bus der BVG einen Fahrschein kaufen
will, muss diesen kontaktlos bezahlen, mit einer Karte oder dem Smartphone.
Mitte Juli öffnete das Unternehmen die Bus-Vordereinstiege wieder, die
wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen [1][lange gesperrt] waren. Seitdem
können Fahrgäste dort auch wieder Tickets kaufen – nur eben nicht mit
Münzen oder Scheinen.
Es ist ein Pilotversuch, der weitreichende Folgen haben könnte. Denn nach
Einschätzung der Senatsverwaltung für Mobilität geht aus den
Beförderungsbedingungen des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB)
hervor, dass in Bussen bar gezahlt werden kann. „Ist dies nicht der Fall,
gilt dennoch die Beförderungspflicht“, erklärt Jan Thomsen, Sprecher der
Verkehrsverwaltung, auf taz-Anfrage.
Im Klartext: Wer nicht kontaktlos zahlen kann, darf nach Ansicht des Senats
trotzdem mitfahren. Erst beim Umstieg auf ein Verkehrsmittel wie S- oder
U-Bahn muss ein Ticket gekauft werden.
Rechtlich betrachtet fehlt in den Augen des Senats eine Grundlage dafür,
die Barzahlung in Bussen abzuschaffen, bis der VBB seine
Beförderungsbedingungen anpasst. So geht es aus der Antwort der Verwaltung
auf eine AfD-Anfrage hervor. Zuerst hatte die [2][Berliner Zeitung] darüber
berichtet.
## Senat will Barzahlung wieder einführen
Ob Fahrgäste wirklich nur bar zahlen können, lässt sich freilich nicht
kontrollieren. Was, wenn ein:e Passagier:in behauptet, kein kontaktloses
Zahlungsmittel dabeizuhaben?
Grundsätzlich bräuchten Fahrgäste ein gültiges Ticket, betonen sowohl
Thomsen als auch BVG-Sprecher Jannes Schwentu. Doch dieser erklärt auch:
„Bei Fahrscheinkontrollen im Bus gehen wir mit dem gebotenen Augenmaß vor
und verweisen Fahrgäste ohne kontaktlose Zahlmöglichkeit im Zweifelsfall
auf die nächste Kaufmöglichkeit.“
Um Klarheit zu schaffen, stimme die BVG sich derzeit mit der bei der
Senatsverwaltung angesiedelten Tarifgenehmigungsbehörde über Termine ab.
Doch wie und wann die Beförderungsbedingungen des VBB entsprechend
angepasst werden, ist noch unklar.
Generell spricht rechtlich nichts gegen die Abschaffung der Barzahlung für
Fahrscheine. Das ist im Bundesgesetz zur Modernisierung des
Personenbeförderungsrechts geregelt, das im vergangenen Jahr verabschiedet
wurde.
Der Senat will die Barzahlung in Bussen trotzdem wieder einführen. Das sei
„der gemeinsame Wille des Senats“, erklärt Verwaltungssprecher Thomsen. Nur
so könne sichergestellt werden, „dass Fahrgäste regelkonform nur mit
gültigem Ticket befördert werden“.
## Guthaben vom Lottoladen
Wegen der Bedenken des Senats hatte die BVG im vergangenen Herbst eine
Guthabenkarte eingeführt. Passagier:innen können sie in den
Kundenzentren der BVG und bei rund 500 Lotto-Annahmestellen kaufen und mit
Geld aufladen. Die Karte ist nicht personengebunden, kann also beliebig
weitergegeben werden und dient als kontaktloses Zahlungsmittel.
Bislang jedoch sei die Guthabenkarte „noch nicht im VBB-Tarif
berücksichtigt“, heißt es in der Antwort der Verkehrsverwaltung auf die
parlamentarische Anfrage.
Was in Bussen aktuell Standard ist, wirkt in Berliner Trams immer noch
unvorstellbar. Viele Automaten dort nehmen ausschließlich Münzen an. Zwar
startete die BVG 2020 ein Pilotprojekt mit modernen Automaten in einigen
Straßenbahnen. Doch wie es mit der Modernisierung der
Tram-Fahrkartenautomaten weitergeht, ist laut BVG-Sprecher Schwentu noch
nicht entschieden.
Kein Bargeld im einen Verkehrsmittel, im anderen dafür nur Münzen: Der
[3][Ticketkauf im Berliner Nahverkehr] bleibt leicht chaotisch.
12 Sep 2022
## LINKS
[1] /Fahrkartenkontrolle-bei-der-BVG/!5765985
[2] https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/legal-im-bvg-bus-schwarz-f…
[3] /Neues-BVG-Ticket-in-Berlin/!5825860
## AUTOREN
Jonas Wagner
## TAGS
BVG
VBB
ÖPNV
Busverkehr
Öffentlicher Nahverkehr
Bettina Jarasch
9-Euro-Ticket
Wochenkommentar
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