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# taz.de -- Hoher Repräsentant in Bosnien: Heilsamer Wutausbruch
> Dem Hohen Repräsentanten für Bosnien ist der Kragen geplatzt. Gut so – es
> könnte ein Weckruf dafür sein, was in dem fragilen Land schiefläuft.
Bild: Christian Schmidt, Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina
Ach Gott, wie sind jetzt alle aufgeregt, weil sich Christian Schmidt bei
seinem Wutausbruch [1][(„Müll! Kompletter Müll!“)] nicht an die
diplomatischen Regeln gehalten hat. Zu lange, ja seit Jahrzehnten, haben
sich die Diplomaten in Bosnien nicht getraut, Zeichen gegen die
Nationalisten zu setzen – und haben damit das Land an den Abgrund gebracht.
[2][Valentin Inzko], der Vorgänger von Christian Schmidt als Hoher
Repräsentant der internationalen Gemeinschaft, hatte immerhin noch
durchgesetzt, dass die Verherrlichung von Kriegsverbrechern unter Strafe
gestellt werden muss. Auch damals kam die Kritik des undiplomatischen
Verhaltens.
Seit einem Jahr versucht Schmidt Ordnung in die Dinge in Bosnien und
Herzegowina zu bringen. Das könnte ihm nur gelingen, wenn der gesamte
Westen und damit auch die Diplomaten hinter ihm stünden. Russland lehnt ihn
und sein Amt ab, Putin hat im Serbenführer Milorad Dodik einen Verbündeten
gefunden. Dodik strebt die Abtrennung der serbischen Teilrepubik von
Bosnien und Herzegowina an, negiert das Friedensabkommen von Dayton.
Auch die kroatischen Nationalisten wollen den Staat zerstören, stellen sich
aus taktischen Gründen aber hinter Schmidt. Sie hoffen noch, dass er sich
bei der [3][Wahlrechtsreform] in ihrem Sinne entscheidet. Und Bosniaken und
Nichtnationalisten waren sich bisher unsicher, ob sie ihm trauen können.
Doch sein Ausbruch hat ihm Sympathien eingebracht. Denn er kritisierte die
unfähigen und korrupten einheimischen Politiker scharf. Er hat recht. Die
tonangebenden Nationalisten aller Seiten werden nicht in der Lage sein,
noch einen Kompromiss für die Zukunft des Landes zu finden. Das weiß auch
die Mehrheit der Bevölkerung, die endlich in einem normalen Staat leben
will.
Die EU und die USA müssen erkennen, dass man die Nationalisten auch aus
strategisch-militärischen Interessen nicht mehr wie bisher gewähren lassen
kann. Putin wartet nur darauf, in Bosnien und in Kosovo die Fackel neu zu
entzünden. Schmidts Wutausbruch ist so gesehen verständlich. Und könnte
sogar heilsam sein.
18 Aug 2022
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=LWsU-UZa138
[2] /Bosnische-Serben/!5804079
[3] /Experte-ueber-Bosnien-und-Herzegowina/!5812709
## AUTOREN
Erich Rathfelder
## TAGS
Bosnien und Herzegowina
Christian Schmidt
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Holocaust
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