# taz.de -- Opernsänger auf Drogen kontrolliert: Rassismus beim Kieler Zoll? | |
> Morris Robinson wird bei der Anreise zum Schleswig-Holstein Musik | |
> Festival auf Waffen und Drogen kontrolliert. Er wirft dem Zoll Racial | |
> Profiling vor. | |
Bild: Hat schlechte Erfahrungen in Deutschland gemacht: Morris Robinson | |
HAMBURG taz | Vom College-Footballer zum international gefeierten | |
Opernsänger: Morris Robinson ist derzeit eine der gefragtesten Bass-Stimmen | |
im Opernbetrieb. Regelmäßig tritt er in der [1][Metropolitan Opera] in New | |
York auf und auch in vielen anderen großen Opernhäusern der Welt ist er zu | |
sehen, zum Beispiel im La Scala in Mailand und dem Opernhaus Sidney. | |
Ein Auftritt in Deutschland brachte für den Opernstar nun zwei unschöne | |
Erfahrungen mit sich. Robinson übernahm auf dem Schleswig-Holstein Musik | |
Festival die Titelrolle „Porgy“ im Stück „Porgy and Bess“, das er zusa… | |
mit dem NDR-Elbphilharmonie-Orchester aufführte. Auf der Fahrt zum Festival | |
wurden er und andere Mitglieder des Ensembles vom Zoll auf Waffen und | |
Drogen kontrolliert. | |
„Ich habe schon einmal [2][Racial Profiling] erlebt und das fühlte sich | |
genau so an“, [3][sagte Robinson hinterher dem NDR.] Das Hauptzollamt Kiel | |
widerspricht dieser Darstellung auf taz-Nachfrage. Der Van, in dem sich die | |
Musiker befanden, hätte einem Risikoprofil entsprochen. Die Hautfarbe der | |
Insassen sei von außen gar nicht zu erkennen gewesen. | |
In Hamburg verweigerte ihm ein Taxifahrer aufgrund seines Gewichts die | |
Mitfahrt – die zweite [4][Diskriminierungserfahrung], die Robinson in | |
Deutschland machen musste. „Ich lasse mir von diesen abscheulichen | |
Vorfällen nicht den ganzen Trip vermiesen. Wir hatten eine tolle Zeit hier | |
und das Publikum hat uns sehr freundlich empfangen“, blickt Robinson im | |
NDR-Interview trotzdem positiv auf den Auftritt in Deutschland zurück. In | |
der Welt war die Rede vom „umwerfenden Robinson“ und vom Publikum gab es | |
stehende Ovationen für die Inszenierung. | |
Die Unannehmlichkeiten werden wohl nur eine Randnotiz in Robinsons Karriere | |
als Sänger bleiben. Die begann er erst mit 30 Jahren – nachdem sich seine | |
Football-Karriere zerschlug und er als Vertriebler bei 3M gearbeitet hatte. | |
Seine Frau Denise meldete ihn bei einem Chorcasting für das Stück „Aida“ … | |
der Boston Lyric Opera an. Er bekam direkt eine Solorolle zugeteilt. Die LA | |
Times nannte ihn „den zufälligen Opernstar“. Robinson konnte seinen Erfolg | |
kaum fassen: „All die großartigen Bass-Sänger, die ich vergöttert habe, auf | |
einmal traf es mich: Ich bin jetzt Teil dieses Clubs“, [5][sagte er der LA | |
Times.] Den nächsten großen Auftritt hat er in Los Angeles. Im September | |
singt er dort den Ferrando in Verdis „Il Trovatore“. | |
In einer früheren Version dieses Textes stand irrtümlich, Robinson sei der | |
erste Afroamerikaner, der bei einem großen Klassiklabel unter Vertrag | |
genommen wurde. Wir haben den entsprechenden Halbsatz gelöscht. | |
30 Aug 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Revolution-an-der-Metropolitan-Opera/!5801379 | |
[2] /Racial-Profiling/!t5009754 | |
[3] https://www.ndr.de/kultur/Opernsaenger-Morris-Robinson-ueber-Racial-Profili… | |
[4] /Diskriminierung-in-Deutschland/!5871940 | |
[5] https://www.latimes.com/entertainment/arts/la-ca-cm-morris-robinson-2017012… | |
## AUTOREN | |
Ben Reddig | |
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