| # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Russland will AKW behalten | |
| > Mehrere russische Politiker lehnen ab, der Ukraine das AKW in | |
| > Saporischschja zu überlassen. Außerdem: Eine Journalistin in Russland | |
| > steht unter Hausarrest. | |
| Bild: Umkämpftes Atomkraftwerk: Russland will es nicht der Ukraine überlassen | |
| ## Russische Politiker wollen AKW nicht zurückgeben | |
| Führende russische Politiker haben die Forderung der G7 nach einer Übergabe | |
| des Atomkraftwerks Saporischschja an die Ukraine abgelehnt. „Nein und | |
| nochmals nein“, beantwortete Konstantin Kossatschow, Vizechef des | |
| russischen Parlamentsoberhauses Föderationsrat, am Freitag der Agentur | |
| Interfax zufolge die Frage nach einer möglichen Rückgabe des AKW. Er | |
| begründete dies mit Sicherheitsbedenken. | |
| Die G7-Gruppe sieben wichtiger Industrieländer hatte Russland bereits am | |
| Mittwoch nachdrücklich dazu aufgerufen, seine Armee vom [1][Gelände des | |
| ukrainischen Atomkraftwerkes Saporischschja] zurückzuziehen. „Es ist | |
| Russlands fortdauernde Herrschaft über das Kernkraftwerk, die die Region | |
| gefährdet“, erklärten die Außenminister der G7-Staaten, darunter auch | |
| Deutschland, sowie der EU-Vertreter für Außenpolitik am Mittwoch in einer | |
| gemeinsamen Erklärung. | |
| Die Gruppe äußerte sich „zutiefst besorgt angesichts der ernsten Bedrohung�… | |
| durch das russische Vorgehen in Hinsicht auf ukrainische Atomanlagen und | |
| warnte vor dem „Risiko eines nuklearen Unfalls oder Zwischenfalls“ über die | |
| Grenzen der Ukraine hinaus. | |
| Die G7 unterstützen in ihrer Erklärung auch die Bemühungen der | |
| Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) „zur Stärkung der nuklearen | |
| Sicherheit und Sicherung in der Ukraine“. Nach Saporischschja sollten | |
| Experten entsandt werden, „um Bedenken in Bezug auf nukleare Sicherheit und | |
| Sicherung sowie diesbezügliche Maßnahmen zu klären. | |
| Um die Sicherheit des Kernkraftwerks zu gewährleisten, sei die völlige | |
| Kontrolle über die Anlage erforderlich. „Die ukrainische Obrigkeit kann | |
| dies unter den Bedingungen der speziellen Militäroperation per Definition | |
| nicht leisten“, sagte der prominente russische Außenpolitiker Kossatschow. | |
| Unterstützung bekam Kossatschow vom Chef des Außenausschusses in der | |
| Staatsduma, Sergej Sluzki, der der Ukraine „atomaren Terrorismus“ vorwarf. | |
| „Und alle Erklärungen der G7-Außenminister zu ihrer Unterstützung sind | |
| nichts anderes als das Sponsoring von atomarem Terrorismus“, behauptet er | |
| auf seinem Telegram-Kanal. Sluzki ließ unerwähnt, dass sich die Lage um das | |
| AKW ausschließlich durch den russischen Angriffskrieg ergeben hat. | |
| Die Situation um das seit März von russischen Truppen besetzte | |
| Kernkraftwerk im Süden der Ukraine hat sich zuletzt dramatisch zugespitzt. | |
| Mehrfach wurde die Anlage beschossen und beschädigt, wobei die kritische | |
| Infrastruktur zumindest bisher nach Angaben von beiden Seiten verschont | |
| geblieben sein soll. Für die Angriffe machen sich die Regierungen Kiew und | |
| Moskau gegenseitig verantwortlich. (dpa, afp) | |
| ## 🐾 Kein Visum für Russ*innen in baltischen Ländern für | |
| Weil Russland den Krieg in der Ukraine nicht beendet, erschweren | |
| [2][Lettland und Estland nun Russ*innen], die ein Schengen-Visum besitzen, | |
| die Einreise. Auslandsressortleiterin Barbara Oertel berichtet auf taz.de, | |
| was die baltischen Länder von den anderen EU-Staaten fordern und wie die | |
| kürzlichen Explosionen in Belarus einzuschätzen sind. | |
| ## Erster Weizenfrachter verlässt ukrainischen Hafen | |
| Aus dem ukrainischen Hafen Tschornomorsk hat der erste Weizenfrachter seit | |
| dem Beginn des russischen Angriffskriegs abgelegt. Bislang waren seit der | |
| [3][Wiederaufnahme der Getreideausfuhr] nur Mais und Sonnenblumenprodukte | |
| verschifft worden. Die Sormovskiy 121 werde etwas mehr als 3.000 Tonnen | |
| Weizen in die Türkei transportieren, teilte am Freitag das türkische | |
| Verteidigungsministerium per Twitter mit. Parallel dazu legt die Star Laura | |
| aus dem Hafen Piwdennyj ab. Sie werde über 60.000 Tonnen Mais in den Iran | |
| bringen, hieß es. In der Ukraine bestätigte das Infrastrukturministerium | |
| den Ablegevorgang und kündigte das Einlaufen von zwei weiteren Schiffen zum | |
| Beladen an. | |
| Insgesamt haben im Rahmen eines international vermittelten | |
| Getreideexportabkommens seit dem 1. August inzwischen 14 Schiffe mit über | |
| 430.000 Tonnen Fracht ukrainische Häfen im Schwarzen Meer verlassen. In der | |
| Ukraine hängen seit dem russischen Angriff Ende Februar Millionen Tonnen | |
| Getreide in Schwarzmeerhäfen fest, was zu steigenden Preisen und Engpässen | |
| in einigen vornehmlich ärmeren Ländern geführt hat. Russland hatte die | |
| Häfen des Landes blockiert. Die Ukraine ihrerseits hatte die Hafenzufahrten | |
| aus Angst vor der russischen Invasion vermint. Ende Juli schlossen die | |
| Kriegsparteien Abkommen mit der Türkei und den Vereinten Nationen, die | |
| einen Transportweg für Schiffe mit Agrargütern aus dem Kriegsgebiet | |
| garantieren sollen. (dpa, rtr) | |
| ## Russische Journalistin Owsjannikowa unter Hausarrest | |
| Wegen ihrer Kritik an Russlands Krieg gegen die Ukaine muss die frühere | |
| russische TV-Journalistin Marina Owsjannikowa vorerst in Hausarrest bis zum | |
| 9. Oktober – also für etwa zwei Monate. Das entschied ein Gericht in Moskau | |
| am Donnerstag, wie russische Agenturen meldeten. Der Arrest ist Teil eines | |
| Strafverfahrens, in dem Owsjannikowa (44) wegen der angeblichen Verbreitung | |
| von Falschinformationen über die russischen Streitkräfte angeklagt ist. | |
| Dabei drohen ihr der Agentur Interfax zufolge zwischen fünf und zehn Jahren | |
| Haft. Owsjannikowa war am Mittwoch festgenommen worden. | |
| Die bis dahin als linientreu geltende Journalistin im Ersten Kanal des | |
| russischen Staatsfernsehens hatte Mitte März in einer Nachrichtensendung | |
| ein [4][Anti-Kriegs-Plakat in die Kamera gehalten]. Danach hielt sie sich | |
| einige Monate im Ausland auf und [5][arbeitete für die deutsche Zeitung | |
| „Die Welt“]. Mitte Juli protestierte sie in Sichtweite des Kremls erneut | |
| gegen den Krieg. | |
| In Russland darf der Krieg gegen die Ukraine nur als militärische | |
| Spezialoperation bezeichnet werden. Die Strafen für Kritik am Moskauer | |
| Vorgehen wurden im März in einem Eilverfahren verschärft. Bislang wurden | |
| gegen Owsjannikowa vergleichsweise geringe Geldstrafen verhängt. (dpa) | |
| ## Mehr Importe aus Russland nach Deutschland | |
| Trotz der [6][Sanktionen gegen Russland] wegen des Angriffs auf die Ukraine | |
| ist der Wert der Wareneinfuhren aus dem Land nach Deutschland im ersten | |
| Halbjahr 2022 stark gestiegen. Insbesondere aufgrund höherer Preise für Öl | |
| und Gas legte der Wert um 51,3 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro zu, wie das | |
| Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Mengenmäßig dagegen sanken die | |
| Russlandimporte um 24,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die | |
| Exporte nach Russland brachen ein. | |
| In den ersten sechs Monaten des Jahres führte Deutschland Waren im Wert von | |
| 8,3 Milliarden Euro nach Russland aus – das waren 34,5 Prozent weniger als | |
| im ersten Halbjahr 2021. Der Importüberschuss im Handel mit Russland | |
| vervielfachte sich dadurch: von 2,2 Milliarden auf 14,2 Milliarden Euro. | |
| Insgesamt steigerte Deutschland seine Warenausfuhren laut Statistikamt im | |
| ersten Halbjahr um 13,4 Prozent auf 763,9 Milliarden Euro. Die Importe | |
| stiegen im selben Zeitraum um 26,5 Prozent auf 729,6 Milliarden Euro. | |
| Wichtigste Exportgüter waren Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile sowie | |
| Maschinen, wichtigste Importgüter chemische Erzeugnisse und | |
| Datenverarbeitungsgeräte. (afp) | |
| ## Atomenergiebehörde will AKW Saporischschja inspizieren | |
| Das unter anhaltendem [7][Beschuss stehende ukrainische Atomkraftwerk | |
| Saporischschja] ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde | |
| (IAEA) momentan kein Sicherheitsrisiko. „IAEA-Experten haben vorläufig | |
| festgestellt, dass keine unmittelbare Bedrohung der Sicherheit infolge des | |
| Beschusses oder anderer militärischer Aktionen besteht. Dies kann sich | |
| jedoch jederzeit ändern“, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Donnerstag bei | |
| einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. | |
| Nur wenige Stunden vor der von Russland angefragten Sitzung des mächtigsten | |
| UN-Gremiums war Europas größtes Atomkraftwerk erneut unter Beschuss | |
| geraten. Saporischschja sei mit schwerer Artillerie und Raketenwerfern | |
| angegriffen worden, teilte ein Vertreter der russischen Besatzungsbehörden, | |
| Wladimir Rogow, am Donnerstag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Überprüfbar | |
| waren die Angaben nicht. Geschossen werde aus Ortschaften, die unter | |
| ukrainischer Kontrolle stünden. Zuvor hatte die Ukraine Russland | |
| beschuldigt, das AKW ins Visier zu nehmen. Der ukrainische Konzern | |
| Enerhoatom berichtete von zehn Einschlägen in der Nähe. | |
| Grossi forderte Moskau und Kiew vor dem Sicherheitsrat auf, einen Besuch | |
| internationaler Experten schnell zu ermöglichen. „Ich persönlich bin | |
| bereit, eine solche Mission zu leiten.“ Ohne physische Präsenz von | |
| Vertretern der Internationalen Atomenergiebehörde könnten wichtige Fakten | |
| nicht zusammengetragen werden. Auch die Vereinigten Staaten drängten auf | |
| eine Reise von Experten: „Dieser Besuch kann nicht länger warten“, sagte | |
| die amerikanische Unterstaatssekretärin für Rüstungskontrolle, Bonnie | |
| Jenkins. | |
| Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte dafür Moskaus Kooperation | |
| zu: „Wir sind bereit, jede erdenkliche Unterstützung bei der Lösung | |
| organisatorischer Angelegenheiten zu leisten.“ Am besten solle ein Besuch | |
| noch im August stattfinden. Nebensja betonte nach der Sitzung, dass kein | |
| Land des 15-köpfigen Sicherheitsrates Russland die Schuld am Beschuss des | |
| AKW gegeben habe. (dpa) | |
| 12 Aug 2022 | |
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