| # taz.de -- Pressekonferenz von Kanzler Olaf Scholz: Scholz verspricht mehr Ent… | |
| > Der Bundeskanzler kündigt wegen der Inflation weitere Unterstützung für | |
| > die Bevölkerung an. In der Cum-Ex-Affäre weist er alle Schuld von sich. | |
| Bild: Olaf Scholz auf dem Weg zur Pressekonferenz | |
| Berlin dpa | Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Bürgerinnen und Bürgern | |
| erneut Unterstützung angesichts der Belastungen durch [1][die hohe | |
| Inflation] zugesichert. Die Regierung werde über die schon beschlossenen | |
| Entlastungen hinaus weitere Maßnahmen ergreifen müssen, sagte der | |
| SPD-Politiker am Donnerstag bei seiner Sommerpressekonferenz in Berlin. | |
| „Dazu ist die Regierung auch fest entschlossen.“ Scholz betonte: „Wir | |
| werden alles dafür tun, dass die Bürgerinnen und Bürger durch diese | |
| schwierige Zeit kommen.“ Man lebe in ernsten Zeiten. Diese würden | |
| Deutschland im Herbst und Winter noch „viel abverlangen“. | |
| Der Kanzler machte bei seinem Auftritt in der Bundespressekonferenz, der | |
| Vereinigung der Hauptstadt-Journalisten, zugleich deutlich, dass er nicht | |
| mit massiven gesellschaftlichen Verwerfungen wegen der Krise rechnet. Auf | |
| die Frage, ob er wegen steigender Energiepreise soziale Unruhen erwarte, | |
| antwortete er: „Nein, ich glaube nicht, dass es in diesem Land zu Unruhen | |
| in dieser skizzierten Form kommen wird. Und zwar deshalb, weil Deutschland | |
| ein Sozialstaat ist.“ | |
| Scholz (SPD) will außerdem die als konzertierte Aktion titulierten | |
| Beratungen von Regierung, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden über die | |
| aktuelle schwierige Lage in der bisherigen Konstellation fortsetzen. Die | |
| Aktion bedeute „das Anknüpfen an eine der wichtigsten Kraftquellen des | |
| Landes“, nämlich an die Sozialpartnerschaft. Beim ersten Treffen der | |
| konzertierten Aktion im Juli waren zunächst noch keine konkreten Maßnahmen | |
| beschlossen worden. Eine zweite Sitzung ist für September geplant. | |
| ## Regierung schnürt Gesamtpaket für Entlastungen | |
| Scholz betonte, es gehe ihm um diejenigen, „die ganz wenig haben“. Deshalb | |
| werde die Regierung beim Wohngeld etwas machen und das Bürgergeld | |
| einführen. Zu einem Gesamtpaket würden auch steuerliche Entlastungen | |
| gehören. „Der Finanzminister hat [2][seinen Beitrag] zu den notwendigen | |
| Überlegungen dazu gestern vorgestellt. Ich finde das sehr, sehr hilfreich, | |
| weil wir ja ein Gesamtpaket schnüren müssen, das alle Bevölkerungsgruppen | |
| umfasst.“ Es handele sich um einen „guten Aufschlag“ von Christian Lindner | |
| (FDP). | |
| Dieses Gesamtpaket werde die Regierung vorlegen, „damit niemand | |
| alleingelassen wird, niemand vor unlösbare Probleme gestellt wird und | |
| keiner die Herausforderungen, die mit den gestiegen Preisen verbunden sind, | |
| alleine schultern muss“, sagte der Kanzler. | |
| Scholz versicherte, die Bundesregierung habe sich auf die Schwierigkeiten | |
| vorbereitet, etwa in der Energiefrage. „Wir arbeiten sämtliche Versäumnisse | |
| der letzten Jahre ab, die in dieser Hinsicht wirklich groß waren.“ Es habe | |
| in der Vergangenheit zwar gemeinsame Entscheidungen über den Ausstieg aus | |
| der Kohleverstromung und Atomenergie gegeben, aber keine Entscheidungen, | |
| die ein großes Tempo für eine industrielle Modernisierung Deutschlands mit | |
| sich gebracht hätten. Scholz gehörte als Finanzminister selbst der | |
| schwarz-roten Vorgängerregierung an. | |
| ## Weitere Unterstützung der Ukraine | |
| Scholz kündigte eine weitere massive Unterstützung der Ukraine in deren | |
| [3][Abwehrkampf gegen die russischen Angreifer] an. Der Krieg von | |
| Kreml-Chef Wladimir Putin verlange unverändert, „dass wir weitreichende | |
| Entscheidungen treffen, um die Ukraine in ihrem Kampf um Unabhängigkeit zu | |
| unterstützen“. Die Regierung tue das durch einen „massiven Bruch mit | |
| bisheriger Praxis, indem wir Waffen liefern, sehr, sehr viele, sehr | |
| weitreichende, sehr effiziente“. Scholz ergänzte: „Und das werden wir auch | |
| die nächste Zeit weiter tun.“ | |
| Auf die Frage, ob Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) in dem Konflikt noch | |
| einmal nützlich sein könne, antwortete er: „Ich wüsste nicht.“ Es wäre … | |
| „mal ein verdienstvolles Geschäft“, dafür zu sorgen, dass Russland die | |
| Einfuhr der Turbine für die Gasleitung Nord Stream 1 erlaube, merkte Scholz | |
| an. Die von Siemens-Energy gewartete Turbine ist derzeit in Deutschland. | |
| ## Cum-Ex: Scholz weist jede Verantwortung von sich | |
| In der Steueraffäre um die Hamburger Warburg Bank wies Scholz weiter jede | |
| Verantwortung in seiner Zeit als Regierungschef des Landes von sich. „Es | |
| gibt keine Erkenntnisse darüber, dass es eine politische Beeinflussung | |
| gegeben hat“, sagte er. Das hätten die umfangreichen Untersuchungen der | |
| vergangenen zweieinhalb Jahre gezeigt. „Ich bin sicher, dass diese | |
| Erkenntnis nicht mehr geändert werden wird.“ | |
| In der Affäre geht es um sogenannte „Cum-Ex“-Geschäfte, bei denen | |
| Finanzakteure Aktienpakete rund um den Dividenden-Stichtag in einem | |
| vertrackten System so verschoben, dass ihnen Steuern erstattet wurden, die | |
| sie nie gezahlt hatten. Nach Treffen 2016 und 2017 mit den | |
| Bank-Gesellschaftern Christian Olearius und Max Warburg im Amtszimmer von | |
| Scholz hatte die Finanzverwaltung eine Steuerrückforderung in Höhe von 47 | |
| Millionen Euro gegen die Bank verjähren lassen. Weitere 43 Millionen Euro | |
| wurden 2017 erst nach Intervention des Bundesfinanzministeriums kurz vor | |
| Eintritt der Verjährung eingefordert. | |
| Die Treffen sollen unter anderem vom damaligen Bundestagsabgeordneten | |
| Johannes Kahrs mit angebahnt worden sein. Aus Ermittlungsakten soll | |
| hervorgehen, dass in einem Schließfach des SPD-Politikers Kahrs mehr als | |
| 200 000 Euro in bar gefunden wurden. Auf die Frage, was er über das Geld | |
| wisse, antwortete Scholz am Donnerstag: „Nichts.“ Zur möglichen Herkunft | |
| des Geldes äußerte sich der Kanzler ebenfalls wortkarg: „Keine Ahnung – i… | |
| nehme an, Sie wissen das eher als ich.“ | |
| ## Modernisierung bleibt Ziel der Ampel | |
| Die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP hält laut Scholz an ihrem | |
| Anspruch fest, eine „Fortschrittskoalition“ zu sein. „Das Thema Fortschri… | |
| in Deutschland zu bewerkstelligen steht unverändert als große Aufgabe für | |
| uns an und das eint die drei Koalitionsparteien auch“, sagte er. Es handele | |
| sich zwar um drei unterschiedliche Parteien, die aber „klar verabredet“ | |
| hätten, die Modernisierung Deutschlands intensiv voranzutreiben. | |
| Trotz der aktuellen Krisen sei es weiterhin der Anspruch, ein „in 10, 20 | |
| und 30 Jahren noch führendes Industrieland mit weltweit exportfähigen | |
| Technologien“ zu sein. Die Krise erfordere es sogar, dieses Ziel „noch mit | |
| mehr Tempo“ zu verfolgen. | |
| 11 Aug 2022 | |
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