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# taz.de -- Folgen von Inflation und Krieg: Krankheitsrisiko Armut
> Wie viele Menschen infolge von Inflation unter Armut leiden werden, ist
> unklar. Klar ist aber: Die Folgen werden Generationen von Menschen
> belasten.
Bild: Wie andere marginalisierte Gruppen: Arme Menschen werden im Gesundheitssy…
Wenn ich Lebensmittelpreise sehe, frage ich mich, wie sich Menschen
versorgen, die schon in normalen Zeiten ohne Inflation und Energieknappheit
Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen. [1][Laut dem
„Paritätischen Armutsbericht 2022“] des Paritätischen Gesamtverbands leben
in Deutschland 13,8 Millionen Menschen in Armut. Wie viel mehr Menschen
durch die Folgen von Inflation und Krieg unter Armut leiden werden, kann
niemand vorhersagen. In jedem Fall aber werden die Folgen Generationen von
Menschen belasten. Denn Armut ist eines der größten Krankheitsrisiken.
Beispiel Pandemie: [2][Laut RKI war die Zahl der mit Covid assoziierten
Sterbefälle] in der zweiten Welle in sozial benachteiligten Regionen
1,5-mal höher als in wohlhabenden, wobei Einflüsse wie Altersstruktur oder
Bevölkerungsdichte bereits herausgerechnet sind. Es ist die
sozioökonomische Benachteiligung, die einen signifikanten Einfluss auf die
Sterberaten hat.
Grundsätzlich manifestiert sich Armut gesundheitlich auf verschiedenen
Wegen. Zum einen leiden Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status
häufiger an Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder
Krebs. Sie sterben auch früher: 13 Prozent der Frauen und 27 Prozent der
Männer aus der untersten Einkommensgruppe werden [3][laut RKI keine 65
Jahre alt]. In der höchsten Einkommensgruppe sind es 8 Prozent der Frauen
und 14 Prozent der Männer. Frühe Armutserfahrungen können bei Kindern
lebenslang Beeinträchtigungen der Konzentration, des Gedächtnisses und des
Lernverhaltens bewirken.
Aber auch die Krankheiten selbst laufen bei sozioökonomisch schlechter
gestellten Menschen schlimmer ab. Ihr Zugang zu Gesundheitsaufklärung und
damit ihr Wissen um Gesundheit und Krankheit ist eingeschränkt. Außerdem
erfahren sie genau wie andere marginalisierte Gruppen im Gesundheitssystem
Stigmatisierung und Diskriminierung. So weisen zum Beispiel die
Krankheitsverläufe von Diabetes Typ 1 oder Brustkrebs soziale Muster auf,
[4][wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schreibt].
[5][US-amerikanische Studien zeigen außerdem], dass es bei von Armut
betroffenen Menschen eine Marginalisierung in der Marginalisierung gibt.
Unter armen Menschen haben Schwarze Männer die höchste Sterberate bei
Prostatakrebs; Schwarze Frauen haben von allen ethnischen Gruppen das
höchste Risiko, an Zervikal- oder Brustkrebs zu erkranken.
Währenddessen spricht der Finanzminister [6][Christian Lindner in einem
FAZ-Interview] hinsichtlich des 9-Euro-Tickets von einer
„Gratismentalität“, die nicht „zu effizientem Umgang mit Ressourcen“ f…
Das ist eines von vielen Beispielen dafür, dass Armut in Deutschland immer
noch als etwas gesehen wird, woran die Menschen selbst schuld seien. Und
genau deswegen wird sich an der katastrophalen Lage in absehbarer Zeit kaum
etwas ändern.
1 Aug 2022
## LINKS
[1] https://www.der-paritaetische.de/themen/sozialpolitik-arbeit-und-europa/arm…
[2] https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/Ausgaben/05_22.pd…
[3] https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichtersta…
[4] https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/soziale-ungleichhei…
[5] https://www.healthypeople.gov/2020/topics-objectives/topic/social-determina…
[6] https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Interviews/2022/2022-07-2…
## AUTOREN
Gilda Sahebi
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