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# taz.de -- Regionaler Gasmangel: Weniger Gas im Süden
> Regionen abseits der LNG-Terminals und Nordseepipelines haben ein höheres
> Gasmangelrisiko. Die Gasspeicher füllen sich, werden aber nicht voll.
Bild: Gas könnte regional knapp werden
Berlin taz | Der [1][Chef der Bundesnetzagentur (BNetzA), Klaus Müller],
ließ sich am Donnerstag mit einer Warnung zitieren: Regional könne es
„durchaus [2][Gasmangellagen] geben“, wenngleich eine bundesweite
Gasmangellage „nicht zwingend eintreten“ müsse. Womit sich die Frage
stellt: Gibt es Regionen, in denen aufgrund der Netztopologie Gasmangel
eher wahrscheinlich ist?
Die Bundesnetzagentur gibt sich auf Rückfrage wortkarg. Welche Regionen
besonders gefährdet seien, könne „nicht im Vorhinein abstrakt dargelegt
werden“. Dies hänge unter anderem von den Importen ab, vom Gasverbrauch und
davon, wie sich der Füllstand der deutschen, aber auch einiger
österreichischer Gasspeicher entwickelt.
Auch wenn es die BnetzA nicht sagt: Vermutlich wäre vor allem der deutsche
Süden betroffen. Würde Russland über Nord Stream 1 kein Gas mehr liefern,
würde dies vor allem den bayerischen Grenzpunkt Waidhaus treffen, der über
eine Trasse durch Tschechien und Ostdeutschland in Greifswald angebunden
ist. Der Norden Deutschlands ist hingegen gut über das LNG-Terminal
Rotterdam und die bei Emden ankommenden Gasleitungen aus Norwegen
erschlossen. Zwar fließt natürlich auch LNG und norwegisches Gas in den
Süden, doch auf diesen Trassen gibt es Flaschenhälse.
Für den Süden spielt außerdem der Gasspeicher Haidach bei Salzburg eine
große Rolle, der Bayern und, auf dem Umweg über das deutsche Netz, auch die
Bundesländer Tirol und Vorarlberg versorgt. Er befindet sich zwar auf
österreichischem Staatsgebiet, wird aber von Deutschland aus
bewirtschaftet. Bislang ist er zudem ausschließlich an das deutsche Gasnetz
angeschlossen. Das will die österreichische Bundesregierung aber ändern,
was auch für die bayerische Gasversorgung Folgen haben könnte.
## Gasspeicher füllen sich
Die jüngste Warnung der BNetzA vor einer regionalen Mangellage ließ die
Tatsache in den Hintergrund rücken, dass es zuletzt gar nicht so schlecht
lief mit der [3][Einspeicherung von Erdgas], nachdem die Bundesregierung 15
Milliarden Euro für zusätzliche Gaseinkäufe bereitgestellt hat. Am
Donnerstag erreichten die Gasspeicher einen Füllstand von fast 78 Prozent.
Ziel waren 75 Prozent zum 1. September.
Trotzdem bleibt BNetzA-Chef Müller skeptisch, denn die Befüllung werde
immer mühsamer, je voller die Speicher werden. Das sei wie beim
Fahrradreifen. Deswegen sei das Ziel von 85 Prozent für Oktober „sehr
ambitioniert“. Den Füllstand von 95 Prozent zum 1. November verfehlten gar
alle Szenarien der BNetzA – womit Müller wohl vor allem eines deutlich
machen will: Es kommt jetzt auf die Einsparung von Erdgas an.
## Weniger Stromerzeugung aus Gas
So gesehen gibt es positive Trends: Die Stromerzeugung aus Gas sei seit
Mitte des Jahres 2021 rückläufig, teilte der Bundesverband der Energie- und
Wasserwirtschaft mit. Im ersten Halbjahr 2022 sei rund zwölf Prozent
weniger Strom aus Erdgas erzeugt worden als im Vorjahreszeitraum. Der
gesamte Gasverbrauch sank um fast 15 Prozent.
Allerdings machte zugleich auch die Meldung die Runde, dass im Juli in
Deutschland wiederum 14 Prozent mehr Strom aus Erdgas erzeugt wurde als im
Vorjahresmonat. Im Vergleich zu 2020 war es aber andererseits ein Rückgang
um 26 Prozent – so sind Monatswerte oft Momentaufnahmen.
Gefordert wird der deutsche Strommarkt zur Zeit auch durch den Bedarf
Frankreichs, wo zahlreiche Atomkraftwerke ausgefallen sind. Daher flossen
seit Jahresbeginn bereits per Saldo (also Exporte abzüglich der Importe)
3,4 Milliarden Kilowattstunden aus Deutschland nach Frankreich. Alleine der
Juli kam auf 1,1 Milliarden – ein neuer Rekordwert.
18 Aug 2022
## LINKS
[1] /Oberster-Regulierer-ueber-Gassparen/!5867383
[2] /-Nachrichten-zum-Ukrainekrieg-/!5868334
[3] /Drohende-Energiekrise-in-Deutschland/!5870456
## AUTOREN
Bernward Janzing
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