# taz.de -- Holocaust-Aussage von Mahmud Abbas: Ungeschickt und kontraproduktiv | |
> Palästinenserpräsident Abbas hat seinem Volk mit dem Holocaust-Vergleich | |
> keinen Gefallen getan. Seine Wut über die Lage im Nahen Osten ist indes | |
> berechtigt. | |
Bild: Fungiert seit 17 Jahren als Palästinenserpräsident: Mahmoud Abbas | |
Ist Mahmud Abbas noch zurechnungsfähig? Mit seiner absurden Behauptung zu | |
den [1][„50 Holocausts“], die Israel an den PalästinenserInnen begangen | |
haben soll, weckt der Palästinenserpräsident, der flott auf die 90 zugeht, | |
den Verdacht, dass das nicht der Fall ist. Hätte er doch wissen müssen, | |
dass eine solche Gleichsetzung in Deutschland nicht gut ankommt. Immerhin | |
hat er seinen Fehler rasch eingesehen und [2][die eigene Aussage | |
relativiert]. | |
Ob Demenz eine Rolle spielte oder nicht – sicher ist, dass Abbas sehr | |
wütend gewesen sein muss, als er sich zu dem Holocaust-Spruch hinreißen | |
ließ. Klar, dass er ungern auf das Attentat bei der [3][Münchner Olympiade | |
1972] angesprochen wird. Abbas, der zum fraglichen Zeitpunkt Finanzminister | |
der PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation) war, wird nachgesagt, er | |
habe das Attentat finanziert. Wenn das so ist, hätte er vor Gericht | |
gestellt und verurteilt werden müssen. | |
Stattdessen fungiert er seit 17 Jahren als Palästinenserpräsident, hat dem | |
Terror viele Male offiziell abgeschworen und schickt die palästinensischen | |
Sicherheitsdienste in den Antiterrorkampf, wo sie Hand in Hand mit der | |
israelischen Armee zusammenarbeiten. Dass die Zahl der Anschläge in Israel | |
massiv zurückgegangen ist, ist in erster Linie dieser Kooperation zu | |
verdanken. | |
Die Wut des Präsidenten ist verständlich. Er schießt keine Raketen auf | |
Israel, wie es die [4][Islamisten im Gazastreifen] regelmäßig tun. Und er | |
hält die PalästinenserInnen im Westjordanland mit strenger Hand in Schach, | |
obschon selbst in den Reihen der eigenen Fatah-Partei der Ruf nach einer | |
Rückkehr zum bewaffneten Widerstand lauter wird. Was bleibt ihm übrig, als | |
die Reise nach Berlin dazu zu nutzen, um auf internationaler Bühne | |
Solidarität einzufordern? | |
Die Holocaust-Provokation war ungeschickt und vermutlich kontraproduktiv | |
für die palästinensische Sache. Mit weiteren Einladungen auf Staatsebene | |
muss Abbas sobald nicht rechnen. Konkrete Nachteile entstehen vor allem den | |
PalästinenserInnen. Ansonsten ist der Schaden überschaubar. | |
17 Aug 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Abbas-Holocaust-Vergleich/!5875414 | |
[2] https://www.ynetnews.com/article/bjhjrnccc | |
[3] /Olympia-Attentat-1972-in-Muenchen/!5870869 | |
[4] /Luftangriffe-in-Gaza-und-Israel/!5872716 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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