| # taz.de -- Brücke nach Dubrovnik: Eine Brücke für den Nationalstolz | |
| > Ins kroatische Dubrovnik kommt man jetzt ohne Passkontrolle in Bosnien. | |
| > Die EU hat die Brücke bezahlt – gebaut wurde sie von China. | |
| Bild: Die Peljesac Bridge in Komarna | |
| Split taz | Sie bot schon vor ihrer Fertigstellung einen imposanten | |
| Anblick: die neue, 2,4 Kilometer lange und über 55 Meter über der Bucht von | |
| Mali Ston schwebende Pelješac-Brücke wird sicherlich zu einer neuen | |
| Touristenattraktion für Kroatien werden. Sie verbindet das steil abfallende | |
| und imposante Küstengebirge mit der langgestreckten ebenfalls gebirgigen | |
| Halbinsel Pelješac, die wegen ihrer Weine berühmt ist. Und vor allem | |
| verbindet sie die dalmatinische Küste um Split mit der „Perle der Adria“ | |
| Dubrovnik, also der alten Handelsrepublik Ragusa, die über Jahrhunderte | |
| als Konkurrentin der Republik Venedig die Stirn geboten hat. | |
| Als am Dienstagabend die Korken knallten, hat Premierminister Andrej | |
| Plenković wohl kaum an diese Geschichte gedacht, auch nicht an die enge | |
| Verbindung Dubrovniks zum bosnischen Hinterland und dass Dubrovnik durch | |
| die Silberminen von Srebrenica reich geworden ist. Ihm ging es darum, | |
| [1][das nationale Symbol herauszustreichen], das die Brücke jetzt für | |
| Kroatien darstellen soll. Denn mit der Brücke umgeht Kroatien 23 Kilometer | |
| bosnisches Staatsgebiet um Neum, das bisher ein Nadelöhr für den Verkehr | |
| Dubrovniks in den Norden Kroatiens dargestellt hat. Um also vom Norden nach | |
| Dubrovnik zu gelangen, mussten Grenzkontrollen überwunden werden. Und das | |
| hat den kroatischen nationalen Stolz berührt. | |
| Schon 2007 begann man mit Bauarbeiten für die Brücke nach Pelješac. Doch | |
| dem kroatischen Staat ging finanziell die Puste aus. Erst als nach dem | |
| EU-Eintritt des Landes 2013 Brüssel Hilfe versprach, konnte das Projekt | |
| weiter vorangetrieben werden. Brüssel spendierte 360 Millionen Euro und | |
| übernahm damit 80 Prozent der Gesamtkosten für die Brücke – trotz der | |
| Einwände aus Sarajevo, denn der Brückenbau drohte den Seeweg nach Neum zu | |
| versperren. Schließlich fand man einen Ausweg, indem die Brücke mit 55 | |
| Metern über dem Meeresspiegel auch für Ozeanriesen durchlässig ist. | |
| Irritierend allerdings war, dass Kroatien den Zuschlag für den Bau der | |
| Brücke dem chinesischen staatlichen Baukonzern China Road and Bridge | |
| Corporation gab. Selbst in Kroatien machten Witze die Runde, wie doof die | |
| EU wohl sei, das Geld zu geben, um den im Rahmen der Seidenstraße nach | |
| Südosteuropa drängenden Chinesen [2][das Projekt vor die Füße zu werfen]. | |
| Gleichzeitig bauten die Chinesen die Autobahn in Montenegro, die mit vielen | |
| Tunneln durch die „Schwarzen Berge“ sehr teuer ausgefallen ist und | |
| Montenegro an den Rand des Staatsbankrotts bringt. Aber Kroatien ist fein | |
| raus, denn die EU hat ja bezahlt. | |
| ## Auch Extremisten jubeln über die Brücke | |
| So bedankte sich der Ministerpräsident am Dienstagabend auch artig bei den | |
| Geldgebern, den „Freunden aus Europa“ und betonte, wie wichtig die | |
| EU-Mitgliedschaft des Landes sei. Das Projekt schaffe zudem neue starke | |
| Bindungen zwischen Kroatien und China. Und es sei wichtig für die Kroaten | |
| in Bosnien und Herzegowina und damit für die strategischen Interessen | |
| Kroatiens, [3][indem es die bosnischen Kroaten näher an Kroatien führe]. | |
| Natürlich endeten die Feierlichkeiten mit einem Feuerwerk und der Hommage | |
| an Mate Rimac, den kroatischen Erfinder und Hersteller der schnellsten | |
| Elektroautos der Welt, der gemeinsam mit Rennfahrerlegende Niko Pulić als | |
| Erster die Brücke überquerte. So konnte Premierminister Plenković | |
| Schulter an Schulter mit dem kroatischen Extremisten Dragan Cović das | |
| Spektakel genießen. | |
| 27 Jul 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erich Rathfelder | |
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