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# taz.de -- Premiumprodukt Fußball: Inflation im Streaming
> Das Fußballbusiness hat einen miesen Ruf. Doch die Preise, die für
> Übertragungen ausgegeben werden, steigen immer weiter.
Bild: Teure Späße: Ein DAZN-Abo und ein Trikot des FC-Bayern München
Eigentlich müsste der Fußball in diesem Land mausetot sein. Die Verbände
sind übel beleumundet. Die Fifa sowieso, deren Name längst so etwas wie ein
Synonym für Korruption ist. Die Uefa, die mit dem Betrieb der Champions
League zum Inbegriff der fußballerischen Raubtierökonomie geworden ist. Und
der DFB, das gemeinnützige Dach des deutschen Fußballs, der von einem
Skandal in den nächsten schlittert.
Deutscher Meister wird immer die gleiche Mannschaft, gesponsort vom selben
Sklavenhalteremirat, [1][in dem im Winter die Weltmeisterschaft stattfinden
wird]. Das letzte bisschen Spannung ergibt sich aus der Frage, welcher
Traditionsklub diesmal strauchelt. Selbst unter den irrsten Bayernfans wird
sich nicht einer finden, [2][der sagen wird, dass schon ganz okay ist, wie
es läuft]. Bei all der öffentlichen Stöhnerei über Millionengehälter,
Beraterhonorare oder Marktwertdiskussionen, die einen mediokren
Zweitligakicker zu einem Millioneninvestment machen können, müsste man
eigentlich denken, der Fußball sei am Ende. Doch er ist alles andere als
eine Ramschware.
Die Kosten für Live-Übertragungen im Fernsehen oder über Streamingportale
steigen, als seien sie an die Gaspreise gekoppelt. Für ein Monatsabo des
Streamingdienstes DAZN gilt es knapp 30 Euro zu bezahlen. Wer das macht,
kann alle Freitags- und Sonntagsspiele live verfolgen. Die Zweite Liga und
alle Samstagsspiele gibt es beim [3][Pay-TV-Dinosaurier Sky] für 20 Euro.
Die dritte Liga gibt es für acht Euro bei Magenta Sport, wobei
Telekom-Kunden weniger zahlen.
Wer aber glaubt, dass er dann alle WM-Spiele beim Rechteinhaber Magenta
live sehen kann, der täuscht sich. Dafür braucht es ein Abo von Magenta TV
im Wert für mindestens 10 Euro. Bei der Buchung eines Kombianbgebots mit
DAZN, kann man bis zu 8 Euro im Monat sparen, muss dazu aber ein Jahresabo
abschließen. Die Frage liegt nahe, warum es überhaupt noch Menschen gibt,
die Abos für dieses verkomene Business abschließen.
## Reichen Herzgeschichten für Profitfußball?
Klar, der Fußball kann immer noch die ganz großen Emotionen auslösen. Der
Sieg von Eintracht Frankfurt in der Europa League hat gezeigt, wie viele
Menschen hierzulande immer noch weinen müssen, wenn ein Klub aus
Deutschland, der nicht FC Bayern heißt, einen internationalen Titel
gewinnt. Nebenbei: Wer die Europatour der Eintracht vollständig live
verfolgen wollte, musste für 5 Euro noch die RTL-Streaming-Plattform TV Now
abonnieren. Aber reichen solche Herzgeschichten wie die der Eintracht aus
als Erklärung für den immer weiter steigenden Preis des Profifußballs?
Der Fußball ist groß geworden mit einer Sportschau, die von einer
ausgewählten Zahl von Spielen ein paar eher schlecht als recht bewegte
Bilder gezeigt hat. Die Ergebnisse der meisten anderen Spiele wurden so
emotionslos verlesen wie die internationale Presseschau im Deutschlandfunk.
Mehr Liebe war damals nicht. Heute stürmen Jugendliche einen Platz, weil
sie sich mit einem Viertligaspieler ablichten lassen wollen, dem sie wie
Hunderttausende andere auf Instagram folgen. Der Kult ums Spiel und um
Spieler ist so groß geworden, dass der gute, alte Klubfan keine große Rolle
mehr spielt.
Die vielen Trikots des katarischen Spitzenkubs Paris Saint Germain, die
fast immer zu sehen sind, wenn ein paar Jugendliche sich versammeln, sind
Sinnbild für den Zustand des Fußballs. Moralische Bedenken bei Kauf eine
Mbappé-Trikots gibt es da nicht. Wer den französischen Spitzenkicker sehen
möchte, kommt mit der Sportschau nicht weit. Er braucht DAZN, und wenn er
ihn dienstags in der Champions League sehen will auch noch Amazon Prime.
Das ist grade auch teurer geworden und kostet jetzt 9 Euro im Monat. Amazon
hat das mit der Inflation begründet. Wir haben sehr gelacht.
5 Aug 2022
## LINKS
[1] /Groessenwahn-bei-der-Fifa/!5859165
[2] /Taskforce-Zukunft-Profifussball/!5721578
[3] /Fernsehrechte-der-Fussball-CL/!5702146
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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