# taz.de -- Fernsehrechte der Fußball-CL: Premium-Gehabe | |
> Sky verliert die Champions-League-Rechte. Der Sender steht damit unter | |
> Druck, denn er hat wichtige Entwicklungen verschlafen. | |
Bild: Zuletzt gewann der FC Liverpool die lukrative Champions League | |
Der Magenschlag kam mit Ansage: Seit Dezember schon ist klar, [1][dass Sky | |
ab der Saison 2021/22 keine Champions League der Männer mehr zeigen wird]. | |
Nun hat sich Dazn den Großteil der Spiele exklusiv gesichert. Die | |
Champions League ist das Filetstück europäischer Sportrechte, auch viele | |
Hertha-Fans interessiert ja irgendwie, was der FC Bayern gegen Chelsea | |
macht. Doch im Rennen der beiden Geldverbrennungsmaschinen Sky und Dazn ist | |
das letzte Wort noch nicht gesprochen. | |
Fußball im Bewegtbild ist in Deutschland ein Minusgeschäft. „Die Ausgaben | |
für Sportrechte sind für die meisten Sender überhaupt nicht | |
refinanzierbar“, sagt [2][Kommunikationswissenschaftler Michael Schaffrath] | |
von der TU München. „Sportrechte allein haben sich noch nie gerechnet.“ | |
Nicht bei [3][Dazn], das bislang permanent hohe Verluste macht und von | |
Investor Leonard Blavatnik lebt. Nicht bei Sky, das zwanzig Jahre lang in | |
Deutschland fast nur Verluste erzielte. | |
Ein Bericht von 2017 rechnete aus, dass Sky damals täglich 776.000 Euro | |
verlor. Sportrechteexperte Kay Dammholz, einst bei der DFL und später bei | |
Dazn tätig, fasst das Dilemma so zusammen: „Sport bringt dir die Leute in | |
den Laden, und dann musst du ihnen, um Profite zu machen, was anderes | |
anbieten.“ Das klassische Amazon-Konzept, wo die Shopper mit Filmen, Serien | |
und ein bisschen Fußball bespaßt werden. | |
Sky versucht es mit einer Kombination aus Sport und Serien, Dazn will den | |
Beweis antreten, dass Livesport allein trägt. Doch der Streamingdienst hat | |
sich dabei selbst limitiert. Dammholz: „Dazn steht für niedrige Preise und | |
Fan-Nähe, sie können daher meines Erachtens nicht über die | |
20-Euro-pro-Monat-Schwelle drüber.“ Durch diese Monokultur mit | |
ausschließlich wirtschaftlich wenig rentablen Sportrechten könnte es | |
durchaus eng werden für den Internetsender mit seinen aggressiven | |
Dumpingpreisen. Offen, wer zuerst einknickt. | |
## Ältere Semester | |
Das größte Problem von Sky sind letztlich weniger die roten Zahlen in | |
Deutschland (im Ausland ist man nämlich durchaus profitabel), sondern seine | |
Unbeweglichkeit. Dazn, Amazon und Netflix teilen ganz zentrale | |
Eigenschaften: sie sind unkompliziert, einfach kündbar, günstig, flexibel. | |
Das klassische Sky-Abo ist nichts von alledem. „Auf die neuen | |
Rahmenbedingungen im Wettbewerb hat Sky bisher kaum Antworten gefunden, und | |
bald könnte es zu spät sein, um noch angemessen reagieren zu können“, | |
urteilt Marco Klewenhagen, Geschäftsführer des Sportbusiness-Magazins | |
Sponsors. | |
Die AbonenntInnen-Klientel bleibt älteren Semesters, das Bundesliga-Abo | |
kostet dreimal so viel wie bei der Konkurrenz von Dazn, und laut einer | |
aktuellen Studie verliert Sky vor allem aufgrund des schlechten | |
Preis-Leistungs-Verhältnisses KundInnen. Das Premium-Gehabe und die | |
Exklusivrechte am Altherrenzirkus Formel 1 wirken arg aus der Zeit | |
gefallen gegenüber der Hipster-tauglichen Hemdsärmeligkeit von Dazn. Eine | |
Antwort muss Sky nicht unbedingt auf die Champions League finden. Aber | |
dringend auf die Streaming-Generation. | |
Interessant wäre gewesen, wie Sky zu alledem steht, doch der Sender schickt | |
nur ein generelles Statement. Dort heißt es etwa, man werde die Zahl | |
deutscher Originalserien wie „Babylon Berlin“ in den nächsten drei Jahren | |
verdoppeln, außerdem „in den kommenden 18 Monaten vier neue Sendermarken | |
starten: Sky Crime, Sky Documentaries, Sky Nature und Sky Comedy.“ | |
Vielgleisig will man die wichtigste Währung sammeln: AbonnentInnen, | |
durchaus vielleicht auch mit anderen Gedanken. „Pay-TV hat noch nie auf dem | |
deutschen Markt eine Antwort gefunden, die sich operativ rechnet“, sagt | |
Marco Klewenhagen. „Aber natürlich kann man ein Abo-Modell-Business | |
aufbauen und verkaufen. Alle Gesellschafter, die Sky weiterverkauft haben, | |
konnten damit erhebliche Gewinne erzielen.“ | |
Aktueller Besitzer ist der US-Riese Comcast, der sich Sky in einer | |
jahrelangen Schlacht gegen Disney rund 35 Milliarden Euro kosten ließ. Auch | |
deshalb wird so schnell niemand Sky abstürzen lassen. Für den größten | |
US-Kabelnetzbetreiber und Mutterkonzern von Universal Pictures sind die | |
rund 23 Millionen europäischen Sky-AbonenntInnen spannende Kundschaft, ein | |
Schlüssel zum europäischen Markt. Und Verluste in Deutschland vielleicht | |
ein annehmbarer Kollateralschaden. Solange die Kundschaft nicht überall | |
abwandert. Das wäre dann wirklich ein Problem für Sky. | |
11 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Alina Schwermer | |
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