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# taz.de -- Aus Moscow Mule wird Kiew Mule: Wodka ist alternativlos
> Eine Berliner Bar hat Moscow Mule in Kiew Mule umbenannt. Wodka ist
> trotzdem drin. Gut so, denn für Wodka in Mixgetränken gibt es keinen
> Ersatz.
Bild: Manche meinen, es müsse ja nicht unbedingt russischer Wodka sein
Es hat eine Weile gedauert, aber jetzt hat eine Bar in Berlin ihren Moscow
Mule in Kiew Mule umbenannt. Nun klingt Kiew Mule nicht so geschmeidig wie
die Alliteration Moscow Mule, aber der neue Name ist schlicht politisch
geboten. Auch wenn die Zutaten dieselben geblieben sind: Wodka, Ginger
Beer, ein Spritzer Limettensaft, Gurkenscheibe. Und Eis natürlich. Ohne Eis
erreicht so ein Kiew Mule nicht die richtige Temperatur.
Einfach und schnell gemacht. Aber ist der Drink noch politisch korrekt?
Sollte man den [1][Wodka, der aus Russland stammt], nicht ersetzen durch,
sagen wir, [2][Rum oder Whisky]? Das zumindest empfiehlt das
schwarmintelligente Internet, wenn man dort nach „Alternativen zu Wodka“
sucht. Doch ganz so schlau, wie es tut, ist das Internet auch nicht immer.
Es gibt [3][keinen echten Ersatz f]ür echten Wodka, jedenfalls nicht für
Drinks. Im Gegensatz zu [4][Rum, Gin und Whisky] verhält sich Wodka
geschmacklich neutral und drängelt sich in Mixgetränken nicht in den
Vordergrund.
Und so kommt es, dass in meinem Kühlschrank eine halbe Flasche Smirnoff
Wodka Langeweile schiebt. Das wird sie vermutlich noch eine ganze Weile
tun. Ich bringe es nicht übers Herz, den Rest der Flasche in den Ausguss zu
kippen. Hau weg den Scheiß für Putin klingt zwar nach der richtigen Aktion.
Aber was kann schon das russischste aller russischen Getränke für einen der
fiesesten aller fiesen Männer?
## Wodka wärmt auf flauschige Weise
Zumal es bald nicht mehr so viel dieses samtweichen Getränks – pur und
eisgekühlt rinnt er wie Öl die Kehle runter und wärmt, erst einmal im Magen
angekommen, den gesamten Körper auf sehr flauschige Weise – geben dürfte.
Die Smirnoff-Produktion liegt schon lange nicht mehr in russischer Hand,
sondern in britischer. Der Londoner Alkoholproduzent Diageo, der nach
Grabenkämpfen mit einem Smirnoff-Erben die Marke für sich gewinnen konnte,
hat sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im März aus Moskau
zurückgezogen. Das dürfte den trinkfreudigen Russen nicht gefallen,
möglicherweise aber auch nicht weiter stören. In der [5][Privatproduktion
von Wodka] sind die Russen Meister. Das weiß ich aus meiner eigenen
Russland-Zeit Mitte der 80er Jahre.
Schlaue Leute sagen, es muss ja nicht unbedingt russischer Wodka sein, wenn
man das Zeug trotz allem trinken will, nicht Smirnoff, nicht Moskovskaja,
nicht Beluga. Stimmt. Es gibt polnischen, finnischen, schwedischen,
französischen, deutschen Wodka. Aber mal ehrlich, Leute, das sind [6][nur
Wodka-Imitate]. Der echte Wodka ist echt russisch. Boris Smirnow, der
Ururenkel des Firmengründers Peter Smirnow, mit dem sich das Unternehmen
Diageo um die Marke geprügelt hat, sagte mal: Um echten russischen Wodka zu
machen, brauche es eine russische Seele.
Das mit der russischen Seele ist zwar Blödsinn, auch das sagt mir meine
Russland-Erfahrung. Aber was den Wodka angeht, hat Smirnow recht. Und Mule
ohne Wodka ist kein Mule, ob er nun Moscow oder Kiew heißt.
14 Jul 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Simone Schmollack
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