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# taz.de -- Die Hitliste der Cocktails 2022: Sommerfrische im Glas
> Keine Lust mehr auf Aperol Spritz? Wir auch nicht. Fünf brandneue
> Cocktails für heiße Tage. Vom Aperol Spritz bis zum „instagramable“
> Tumbler.
Bild: Nicht immer muss der Cocktail farblich zur Badekappe passen
Sommer und Cocktails, das gehört für viele zusammen. Dabei gibt es völlig
verschiedene Vorstellungen vom perfekten Alkoholmixgetränk – vom Radler am
Kanal direkt aus der Flasche über den Dauerbrenner Aperol Spritz bis hin
zum extravaganten und „instagramable“ Tumbler, der farblich mit dem
Sonnenuntergang harmoniert. Von ihren liebsten und neuesten
Sommerdrink-Kreationen erzählen Bartenderinnen und Gastronomen aus Berlin,
München, Florenz, Barcelona und Athen.
## Sober Garibaldi
In den schweißtreibenden Monaten ist es sinnvoll, regelmäßig nachzutanken;
am allerklügsten alkoholfrei. Maria Gorbatschova, Chefin der „Green Door
Bar“ in Berlin-Schöneberg, hat verstanden, wie das am Tresen funktioniert –
ohne auf die eher uninspirierten Alternativen wie Apfelsaftschorle
zurückgreifen zu müssen. Sie hat daher eine nüchterne Version des
Klassikers Garibaldi kreiert.
„Das Geheimnis eines guten Garibaldis ist der Saft“, sagt Gorbatschova.
„Die Orangen müssen frisch und aromatisch sein. Verschiedene Sorten lassen
sich hier gut kombinieren, zum Beispiel Navel- und Valencia-Orangen.“ Sie
benutzt einen Zentrifugenentsafter, den hat aber ja nun nicht jeder, daher
gilt „per Hand pressen und den Saft mit einem Milchschäumer oder im Shaker
aufschäumen, bis eine cremige Konsistenz erreicht ist, denn die Textur des
frischen Saftes macht diesen Drink erst gut! Die Mühe lohnt sich, ein guter
Garibaldi schmeckt wie Urlaub in Italien.“ Und den kann man in Berlin
durchaus gebrauchen.
5 cl alkoholfreier Bitteraperitif (z.B. Vincent Aperitif)
10 cl frisch gepresster Orangensaft
Glas: Highball
Garnitur: Orangenschnitz
## Greek Martini
Konstantinos Theodorakopoulos arbeitet in der Athener Bar „Rumble in the
Jungle“, benannt nach dem Boxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman
am 30. Oktober 1974 in Kinshasa. Der Kampf gilt bis heute als eines der
größten Ereignisse im Boxsport, der ja nun oftmals mit einem K.o. endet –
was man privat an einem Sommerabend eher weniger will. In Athen liegen die
Temperaturen schon im Frühsommer bei Mitte 30 Grad, und da braucht es
Drinks, mit denen der Abend geschmeidig beginnt.
O/Purist Tsipouro ist ein Tresterbrand, der sich mit einem hochwertigen
Grappa vergleichen lässt. Skinos Mastiha ist ein Mastiha-Likör, also
Ouzo-Verwandter, den es in jedem gut sortierten mediterranen
Lebensmittelladen gibt – auf Eis und mit Zitrone serviert übrigens auch ein
zunehmend nach Deutschland eintrudelnder Trend.
„Ich kann den Cocktail zu jeder Uhrzeit und Gelegenheit empfehlen, perfekt
ist er aber als Aperitivo oder als Essensbegleitung, anstelle eines
Weißweins oder Rosé“, sagt Theodorakopoulos, der den Drink gerade erst
erfunden hat und meint: „Er könnte Greek Martini heißen.“ Schließlich
befindet er sich irgendwo zwischen einem Dry Martini und einem Martinez,
bloß eben mit griechischen Zutaten.
3 cl O/Purist Tsipouro
2,5 cl Votanikon Greek Gin
1 cl Otto ’s Athens Vermouth
1 Spritzer Skinos Mastiha
Glas: Coupette
Garnitur: Zitronenzeste
## Pink Americano
Und wie erfrischt man sich nebst Isarbad in der bayerischen
Landeshauptstadt? Entlang des Isarstrandes erfreut sich der Blick in der
Tat einer heiteren Biertrinkerschaft. Am Odeonsplatz geht es weniger
goldgelb denn pink daher, ist er doch ein Umschlagsort für Campari-Drinks
aller Facetten. Magdalena Karkosz ist dort Bartenderin am Tresen von
„Schumann’s Bar“ und hat Anfang des Jahres den Pink Americano erfunden.
„Damals noch zusätzlich mit Tequila, aber als es jetzt so warm wurde, war
klar, dass ich den rauslassen muss, um den perfekten Sommer-Aperitif zu
bekommen“, erzählt Karkosz. „Der Drink ist für jeden, der richtig Bock auf
’ne Sommerschorle hat. Er ist fruchtig, frisch, herb und hat trotzdem ’ne
angenehme Süße. Perfekt für den ganzen Tag also.“ Wer den Pink Americano
leichter möchte, variiere im Eis oder verringere die Menge an Campari und
Wermut nach Belieben. Und „ganz wichtig: on top Salzspray“, so Karkosz. Wer
das nicht zur Hand hat, rühre es sich aus etwa 20 g Salz und 80 ml warmem
Wasser in einer Sprayflasche zusammen – oder lasse sich den Drink vor Ort
kredenzen.
3 cl Campari
3 cl Cocchi Vermouth di Torino
2 cl frische Zitrone
Thomas Henry Pink Grapefruit
Glas: Longdrinkglas
Garnitur: Grapefruitschnitz
## The Island
In Italien wird früher getrunken – zumindest denken das die Touristen in
der Toskana, weshalb bereits um 11 Uhr Menschen an der „Atrium Bar“ im
„Four Seasons Hotel“ in Florenz sitzen, um dort ihr Peroni, wahlweise auch
einen Aperol Spritz zu bestellen. Barchef Tommaso Ondeggia schiebt ein paar
Snacks dazu; ohnehin gibt es wenig Uhrzeiten, zu denen an seinem Tresen
nicht getrunken wird, und je Sommer, desto früher.
Ondeggia würde seinen Sommerdrink aber bevorzugt nachmittags im Garten
einnehmen. Er ist neu auf der Karte und heißt „The Island“: Immerhin ist
der Giardino della Gherardesca des Hotels der größte Privatgarten im
historischen Zentrum der Stadt und kommt somit tatsächlich einer Art Insel
gleich. Dazu empfiehlt Ondeggia nach Möglichkeit das Best-of-Album des
japanischen Pianisten Ryuichi Sakamoto.
3 cl Awamori-Sake
1 cl Alchermes-Likör
2 cl Cherimoya-Saft
1 cl Fever Tree Sicilian Lemonade
Glas: nach Belieben
Garnitur: Zitronenzeste
## Pom’s Peas
Die Wicke gehört nun nicht zu den Pflanzen, die man als Cocktailzutat für
gewöhnlich auf dem Radar hat. Doch die Pflanzengattung der Unterfamilie
Schmetterlingsblütler, Saison zwischen Juni und Herbst, schmeckt
ausgezeichnet, wie Pom Modeste, eine der beiden Barmanagerinnen im „Two
Schmucks“ in Barcelona, herausfand.
„Wicke und Minze sind immer ein super erfrischendes Duo und ein gutes
Pairing mit Salaten und Vorspeisen“, so Modeste. Dafür werden alle Zutaten
miteinander vermengt und einige Stunden ziehen gelassen, dann durch ein
Küchentuch abgeseiht. Modeste empfiehlt die Limonade so, wie sie ist, oder
mit etwas Kohlensäure. Für einen Cocktail dosiert sie 40 ml Wodka oder 60
ml trockenen Weißwein auf 120 ml folgender Limonade.
1 l gefiltertes Wasser
400 g Wicke
150 g Zucker
1 Zitronenzeste und deren Saft
1 Handvoll Minze
Glas: Nach Belieben
Garnitur: Zitronenzeste und Minze
26 Jun 2022
## AUTOREN
Juliane Reichert
## TAGS
Hitzesommer
Sommer vorm Balkon
Sehnsucht Sommer
Cocktail
Getränkekultur
Kolumne Abgefüllt
Schnaps
Kolumne Red Flag
Kolumne Die Wahrheit
alkoholfrei
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