# taz.de -- Cuba Libre und die Linkspartei: Nicht hip, aber tröstlich | |
> Der Longdrink aus Rum und Cola ist ein wenig aus der Zeit gefallen. Genau | |
> deswegen passt er bestens zur Linkspartei. | |
Bild: Den Longdrink aus Rum, Cola, Eis und einem Schuss Zitronensaft soll es sc… | |
Der Cuba Libre ist ein dankbares Getränk. Fix gemixt, süß, spritzig, | |
frisch. Aber auch ein wenig aus der Zeit gefallen. Die Hipster von heute | |
trinken Porn Star Martini, Amaretto Sour, Bramble, Screaming Orgasm. Nicht | |
immer ganz auf der Höhe der Zeit ist auch die Linkspartei – und hat am | |
Wochenende bei ihrem [1][Parteitag in Erfurt] jede Menge Cuba Libre | |
ausgeschenkt. Macht die Linke bei ihren Parteitagen immer so. Partei und | |
Getränk sind im Grunde so etwas wie siamesische Zwillinge. | |
Übersetzt heißt Cuba Libre Freies Kuba. Das findet die Linkspartei richtig | |
und wichtig, sie will, dass die [2][lateinamerikanische Insel frei ist und | |
frei bleibt]. Damit ist die Linke natürlich nicht allein, für demokratische | |
Kräfte sind Freiheit und Selbstbestimmung wertvolle Güter. Aber keine | |
andere Partei hierzulande hat eine Arbeitsgemeinschaft, die Cuba Sí heißt. | |
Offiziell steht die Gruppe zwar für sich selbst, aber Cuba Sí ohne die | |
Linkspartei ist schlicht nicht vorstellbar. Umgekehrt auch nicht, eine | |
Linkspartei ohne Cuba Sí ist wie Bayern ohne Franken. Und so dürfte es | |
niemanden überraschen, dass Cuba Sí in Erfurt die Cuba Libres gemixt hat. | |
Den Longdrink aus Rum, Cola, Eis und einem Schuss Zitronensaft soll es | |
schon seit 1900 geben, damals noch als lateinamerikanisches Regionalgetränk | |
und namenlos. Ausgerechnet US-amerikanische Söldner sollen dem Drink seinen | |
Namen verpasst haben, unmittelbar nach dem Ende des Spanisch-Amerikanischen | |
Krieges. Die Soldaten sollen mit dem Drink auf das von der spanischen | |
Kolonialherrschaft befreite Kuba angestoßen und dabei gerufen haben: Viva | |
Cuba libre – es lebe das freie Kuba. So jedenfalls erzählt es die Legende. | |
Beim Parteitag in Erfurt ging der Cuba Libre weg wie in [3][Prenzlauer | |
Berg] die Hacki-Schrippe. Das mag politisch wie finanziell und kulturell | |
richtig und wichtig gewesen sein. Aber war es auch klug? Das Wochenende war | |
anspruchsvoll warm, bei Hitze soll man bekanntlich viel trinken, aber eben | |
keinen Cuba Libre, sondern Wasser, Wasser, Wasser. | |
## Mittendrin Sahra Wagenknecht | |
Zudem ist die Sache mit dem klaren Kopf – bei einem Parteitag nicht | |
unbedingt von Nachteil – mit Rum plus 35 Grad plus Zoff durchaus fraglich. | |
Zoff gibt es bei Parteitagen immer, nicht nur bei der Linkspartei. Aber bei | |
ihr besonders häufig und besonders heftig. Mittendrin mal wieder Sahra | |
Wagenknecht. Die ehemalige Bundestagsfraktionsvorsitzende und ihre Jünger | |
(Jünger:innen wohl eher kaum, Sahra gendert nicht so gern) fühlen sich | |
nicht mehr recht verstanden von der Linken und ausgegrenzt. Nun überlegen | |
sie, eine eigene Partei zu gründen. | |
Wohin jüngere Parteigründungen führen, kann man seit ein paar Jahren | |
europaweit gut beobachten. Dabei liegt die Rettung so nah: Cuba Libre geht | |
immer auch als Tröster. | |
28 Jun 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Nach-Parteitag-der-Linken/!5860999 | |
[2] /Verfassungsrang-fuer-die-Privatwirtschaft/!5575065 | |
[3] /Trinkfest-im-Osten/!5861733 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
## TAGS | |
Kolumne Abgefüllt | |
Linkspartei | |
Parteitag | |
Kuba | |
Alkohol | |
Cocktail | |
Kolumne Abgefüllt | |
Kolumne Abgefüllt | |
Kolumne Abgefüllt | |
Bier | |
Stadtland | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Italienische Kaffeespezialität: Trink Moretta und du bist glücklich | |
Espresso mit Weinbrand, Rum, Anisschnaps – der italienische Moretta ist | |
großartig. Er lenkt sogar von juckenden Tigermückenstichen ab. | |
Aus Moscow Mule wird Kiew Mule: Wodka ist alternativlos | |
Eine Berliner Bar hat Moscow Mule in Kiew Mule umbenannt. Wodka ist | |
trotzdem drin. Gut so, denn für Wodka in Mixgetränken gibt es keinen | |
Ersatz. | |
Trinkfest im Osten: Wodkadiät mit Vokuhila | |
In der DDR kreiste mitunter schon am Mittwochvormittag der Wodka über die | |
Schleifmaschinen. War fragwürdig. Trinkfestigkeit war dennoch von Vorteil. | |
200 Jahre Sternburg: Gesellschaftskritik endet beim Bier | |
Das Sterni-Bier feiert 200. Geburtstag. Noch immer ist es in alternativen | |
Kreisen beliebt, obwohl es längst zum Großkonzern gehört. | |
Saufen in der Stadt: Eine Stadt trinkt | |
Getrunken wird auf der Straße, in Eckkneipen, an langen dunklen Tresen. Nur | |
alleine trinken, das will auch in Berlin keiner. |