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# taz.de -- Grüner Vorsitz in Schleswig-Holstein: Er will die Grünen diverser…
> Gazi Freitag ist Geschäftsführer der Kieler Grünen und bewirbt sich als
> Landesvorsitzender. Dabei setzt er vor allem auf soziale Themen.
Bild: Möchte in die Landespolitik: der Geschäftsführer der Kieler Grünen, G…
Mit einem Zitat von Pippi Langstrumpf beendete Gazi Freitag vor einigen
Monaten seine Bewerbungsrede für die grüne Wahlliste zur [1][Landtagswahl
in Schleswig-Holstein]: „Ich habe das noch nie versucht, also bin ich mir
völlig sicher, dass ich es schaffe.“ Herausgekommen war damals nur ein
hinterer Listenplatz und er verpasste den Einzug in den Landtag. Jetzt will
der Kieler sich mit derselben Einstellung erneut um einen Platz bei den
[2][mitregierenden Grünen] im Norden bewerben: Der 42-Jährige will
Landesvorsitzender werden.
Freitag möchte die Grünen diverser und Lebensrealitäten sichtbar machen,
die in der Politik sonst unterrepräsentiert seien. „Die Menschen sollen
nicht bloß das Gefühl haben, dass wir für sie Politik machen – sie sollen
wissen, dass wir mit ihnen Politik machen“, sagt Freitag. Von sozialen
Problemen, die viele Menschen im Alltag haben, könne er aus eigener
Erfahrung erzählen. „Erfahrung kann zwar Expertise nicht ersetzen, sie kann
aber auch nicht durch Expertise ersetzt werden.“
Freitag kann umfassend über seine Kindheit erzählen, die früh von
finanzieller Armut und häuslicher Gewalt geprägt war. Als er zehn Jahre alt
war, floh seine Mutter mit ihm und seiner Schwester vor häuslicher Gewalt.
Aus Nordrhein-Westfalen kamen sie nach Schleswig-Holstein. Über ein Jahr
lang wohnten sie zu dritt im Frauenhaus Preetz auf wenigen Quadratmetern.
Die erste Zeit dort erhielt die Familie Sozialhilfe, später fand die Mutter
Arbeit in einer Fabrik und sie zogen in eine Zwei-Zimmer-Wohnung. „Geld für
Urlaub gab es nicht, unsere Klamotten haben wir von der Diakonie bekommen“,
sagt Freitag.
Trotzdem möchte er seine familiäre Situation im Nachhinein nicht als
„sozial schwach“ bezeichnen: „An sozialer Stärke hat nicht viel gefehlt,
aber an der finanziellen.“ Diesen Unterschied macht Freitag in seinen Reden
immer wieder deutlich. Dass Freitag aus dieser Situation heraus auf das
Gymnasium geht und später sein Abitur macht, „war für viele Menschen in
meinem Umfeld überraschend“, sagt er.
## Das Fehlen von sozialer Teilhabe soll sichtbar werden
Diese sozialen Realitäten möchte Freitag in die Politik bringen: „Ich
möchte, dass diese Kinder nicht übersehen werden.“ Soziale Teilhabe soll
nicht nur ermöglicht, ihr Fehlen soll auch sichtbar gemacht werden. Er
selbst habe vor allem durch seine Frau und seinen Sohn einen Grund
gefunden, an das Gute in der Welt zu glauben. „Viele Menschen haben das
aber nicht“, sagt Freitag. „Und da sehe ich die Politik in der
Verantwortung, alles mögliche zu unternehmen, dass diese Menschen ihren
Lebenssinn aufrechterhalten.“
Dass viele zivilgesellschaftliche Organisationen wichtige Sozial- und
Nachhaltigkeitsarbeit leisten, wisse Freitag aus eigener Erfahrung. Er
selbst arbeitete in verschiedenen ehrenamtlichen Einrichtungen. 2015 führte
der Weg Freitag vom außerparteilichen Engagement zu den Grünen. Seit 2017
ist er als Geschäftsführer des Kieler Kreisverbandes der Grünen tätig.
Wie hoch seine Chancen sind, es tatsächlich zum Landesvorsitzenden zu
bringen, ist noch unklar. Weitere Bewerber*innen können noch kommen.
Bislang haben sich mit [3][Anke Erdmann und Katharina Bartsch] zwei
erfahrene Politikerinnen als gemeinsame Doppelspitze beworben.
3 Aug 2022
## LINKS
[1] /Sieg-der-CDU-in-Schleswig-Holstein/!5852985
[2] /Koalition-in-Schleswig-Holstein/!5859705
[3] https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Anke-Erdmann-will-Landesv…
## AUTOREN
David Wasiliu
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Kiel
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CDU Schleswig-Holstein
Landtagswahl in Schleswig-Holstein 2022
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