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# taz.de -- Gasknappheit in Deutschland: Zeit für Tacheles
> Der Großteil des Gasverbrauchs geht auf das Konto der Industrie. Die
> Politik sollte nicht abwarten, sondern die Unternehmen zwingen, Energie
> zu sparen.
Bild: Zur Hälfte wird das Gas von Industrie, Handel, Gewerbe und Dienstleistun…
Es ist an der Zeit, dass Politik und Wirtschaft Tacheles miteinander reden.
Wie alle EU-Staaten ist auch Deutschland aufgefordert, seinen
Erdgasverbrauch um 15 Prozent zu senken. Vielleicht muss der Energiekonsum
sogar noch stärker fallen, weil Russland das Gas weiter verknappt. Und
richtig schwierig wird es, falls der nächste Winter wieder kälter ausfällt.
Deutschland benötigt endlich ein klares Konzept, wer auf Gas verzichten
soll. Bisher blieben alle Bemühungen und Aufrufe zum Energiesparen
reichlich abstrakt. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass auch die
Haushalte ihren Beitrag leisten.
Genauso richtig ist die Idee, in öffentlichen Gebäuden die Raumtemperatur
abzusenken. Doch diese Maßnahmen werden nicht reichen. Denn zur Hälfte wird
das Gas von Industrie, Handel, Gewerbe und Dienstleistungen verbraucht.
Also muss auch die Wirtschaft sparen.
Da stehen heikle Entscheidungen an. Klar, manche Maßnahmen liegen auf der
Hand. So ist offensichtlich, dass Schwimmbäder mit Außenbecken von 32 Grad
nicht mehr in die Zeit passen. Auch gibt es Schlimmeres, als einen Winter
ohne heiße Sauna zu verbringen. Aber nur mit Kürzungen bei den
Wellnessangeboten sind die nötigen Einsparungen nicht zu schaffen.
Notgedrungen wird auch die produzierende Industrie ihre Fertigung
einschränken müssen.
## Die Lieferketten sind komplex
Das gab es noch nie in der bundesdeutschen Geschichte. Das Unterfangen ist
komplex, denn es dürfen nicht ganze Lieferketten kollabieren. Wenn etwa die
Glasindustrie ihre Produktion reduziert, darf es nicht zu
Versorgungsengpässen bei den Lebensmitteln kommen, weil Verpackungen für
die Konserven fehlen. Wenn die Papierindustrie Energie spart, darf nicht
der gesamte Versandhandel ausfallen, weil er keine Kartons mehr bekommt.
Der Staat kann die komplizierten Lieferketten nicht überblicken – das
vermag nur die Industrie. Für die Politik könnte es daher verführerisch
sein, sich ganz herauszuhalten und auf die Marktgesetze zu vertrauen. Nach
dem Motto: Wenn die Gaspreise steigen, wird es automatisch zu Einsparungen
kommen, ganz einfach weil einige Produktionsprozesse zu teuer sind. Bei
diesem Ansatz ist jedoch die Gefahr groß, dass ausgerechnet sehr wichtige
Firmen aufgeben müssen.
Da hilft nur noch eine weitere „konzertierte Aktion“: Branchenverbände und
Politik müssen zusammenarbeiten. Die Industrie muss Sparvorschläge machen,
weil nur sie das nötige Wissen über die Lieferketten besitzt. Die Politik
muss am Ende entscheiden und die Entschädigung regeln. Doch bisher ist dazu
wenig zu hören. Das ist überraschend, denn viel Zeit bleibt nicht mehr bis
zum Winter.
27 Jul 2022
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
Energieversorgung
GNS
Gasknappheit
Energiesparen
Robert Habeck
Energie
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Gas
Gaspreise
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