# taz.de -- Mobbing bei der Hamburger Linken: Linke streiten über Rassismus | |
> Hamburger Landeschef Taheri kritisiert Umgang mit Migranten. Die | |
> Fraktionsspitze und Teile des Landesvorstandes erklären das für | |
> unbegründet. | |
Bild: Kurz vor seiner Wahl zum Landesvorsitzenden: Keyvan Taheri am Rednerpult | |
HAMBURG taz | Der Landesvorsitzende der Hamburger Linken hat seiner eigenen | |
Partei Rassismus vorgeworfen. Migranten würden „wahllos denunziert, | |
unsolidarisch und gehässig angeklagt und [1][beschimpft“, schrieb Keyvan | |
Taheri Anfang vergangener Woche] auf Facebook. | |
Freitagnachmittag hielten zwei Mitglieder des Landesvorstands und die | |
beiden Fraktionsvorsitzenden dagegen: Taheri hantiere mit unbelegten | |
Vorwürfen, „um im Vorfeld des Landesparteitags im September | |
innerparteiliche Gegner:innen bloßzustellen“. | |
Taheri, dessen Eltern aus dem Iran stammen, verortete den Rassismus | |
insbesondere bei der Gruppe der Antideutschen in der Partei, die | |
antinationalistische und israelfreundliche Positionen vertreten. Deren | |
„Haltung gegenüber Migranten:innen und konkret gegen mich“ sei | |
untragbar. | |
Dem Hamburger Abendblatt schilderte Taheri eine Szene aus seiner Sitzung | |
des geschäftsführenden Landesvorstandes. Er habe sich anhören müssen: „In | |
deinem Kulturkreis ist man ja temperamentvoll, und du hast einen hohen | |
Redebedarf.“ Zudem sollen Funktionsträger iranischstämmige Mitglieder in | |
internem Schriftverkehr als „Ayatollah“ betitelt haben. | |
## „Toxische Machtstrukturen“ | |
Die [2][Fraktionsvorsitzenden Cansu Özdemir und Sabine Boeddinghaus] sowie | |
der Landesgeschäftsführer Martin Wittmaack und Landesschatzmeister Julian | |
Georg wehrten sich: Taheri habe solche Vorwürfe nie zuvor erhoben, Hinweise | |
auf rassistische Beleidigungen in den Gremien lägen nicht vor. Hamburgs | |
Linke habe sowohl zur Bürgerschaftswahl als auch zur Bundestagswahl | |
Spitzenkandidat:innen mit Migrationshintergrund aufgestellt. | |
Der von der Linken gestellte Vizepräsident der Bürgerschaft habe ebenso | |
einen Migrationshintergrund wie beide Landessprecher:innen, der | |
Landesschatzmeister und eine der beiden Co-Fraktionsvorsitzenden. Die Linke | |
nehme das Problem des Rassismus ernst. Taheris Vorgehen sei jedoch | |
parteischädigend. Es erweise allen, die sich gegen Rassismus wehrten, die | |
Tag für Tag in ihrem Alltag Rassismus erleben müssten und deren | |
Unterstützung zum Selbstverständnis der Linken gehöre, einen Bärendienst. | |
[3][Inzwischen hat Taheri seine Vorwürfe erweitert]. „Tatsächlich geht es | |
nicht mehr nur um Migrantinnen, sondern generell um toxische | |
Machtstrukturen“, teilte er auf Facebook mit. Viele Mitglieder hätten seine | |
Erfahrungen bestätigt, trauten sich aber nicht, sich offen zu äußern – aus | |
Angst, gemobbt zu werden. | |
Taheri steht mit seinen Vorwürfen nicht alleine da. Co-Landeschefin Żaklin | |
Nastić sagte dem Abendblatt, in der Partei gäben seit Jahrzehnten dieselben | |
Personen den Ton an – keiner davon mit Migrationshintergrund. Bereits im | |
Februar war der [4][Abgeordnete Mehmet Yildiz aus der Fraktion | |
ausgetreten]. | |
Sein Vorwurf: Der Fraktionsvorstand und die Geschäftsführung agierten | |
respektlos und beleidigend. Dabei legten sie eine Haltung der „White | |
Supremacy“ an den Tag, eines Rassismus, gepaart mit bildungsbürgerlicher | |
Überheblichkeit. | |
11 Jul 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Landesparteitag-der-Linken-in-Hamburg/!5721306 | |
[2] /Linke-Fraktionschefinnen-ueber-die-Linke/!5605399 | |
[3] https://www.facebook.com/search/top?q=keyvan%20taheri | |
[4] /Zerwuerfnis-bei-Hamburger-Linken/!5834269 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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