# taz.de -- Mädchenrechte in Afghanistan: Feministische Außenpolitik gesucht | |
> In Afghanistan brauchen Mädchen dringend konkrete Hilfe. Doch das, was | |
> Außenministerin Baerbock liefert, ist vor allem wolkig, emotional und | |
> unfertig. | |
Bild: Ein Mädchen wartet mit anderen Frauen vor einer Bäckerei in Kabul auf d… | |
Wenn es um feministische Außenpolitik geht, sind im Auswärtigen Amt drei | |
Tendenzen zu beobachten: Es bleibt entweder wolkig, wobei die Stichworte | |
Geschlechtergerechtigkeit und Patriarchat nicht fehlen dürfen. Es wird | |
emotional. Meist „bricht“ es Außenministerin Annalena Baerbock „das Herz… | |
und sie findet die Vorstellung unerträglich, dass ihre eigenen Töchter von | |
einer schlimmen Situation betroffen sein könnten. Oder aber es wird an der | |
Umsetzung noch gearbeitet. „Das Auswärtige Amt wird in den kommenden | |
Monaten gemeinsam mit internationalen Partner*innen, Expert*innen und | |
Vertreter*innen der Zivilgesellschaft definieren, was genau eine | |
deutsche feministische Außenpolitik künftig ausmachen wird.“ Nur eines | |
fehlt: das Konkrete. | |
Es gibt wohl nur wenige, denen beim Thema feministische Außenpolitik nicht | |
Afghanistan in den Sinn kommt. Wo, wenn nicht am Hindukusch, müsste sie | |
zeigen, was sie bewirken kann? Stattdessen Bewährtes: Als die Oberschulen | |
geschlossen blieben, hat es Baerbock [1][„das Herz gebrochen, zu sehen, wie | |
die Mädchen vor ihren geschlossenen Schulen weinten“]. Sie richtete einen | |
„eindringlichen Appell“ an die Taliban, Bildung als Grundrecht | |
anzuerkennen, und zwar als „Mutter zweier Töchter“. | |
Mit Verlaub: Davon haben die afghanischen Mädchen wenig. Anteilnahme ist | |
zwar nicht zu unterschätzen. Afghaninnen müssen schließlich befürchten, von | |
der Weltgemeinschaft gar nicht mehr gesehen und wahrgenommen zu werden. | |
Entscheidender ist aber, dass diejenigen, die Mädchenrechte hochhalten – | |
etwa durch geheime Schulen –, tatsächlich Hilfe bekommen. | |
Natürlich zahlt Deutschland einen nicht unerheblichen Teil der Budgets der | |
UN-Organisationen. Finanzieren die Vereinten Nationen Lehrer in | |
Afghanistan, kommt dieses Geld auch aus Berlin. [2][Doch das Auswärtige Amt | |
hat auch eigene Mittel zur Stabilisierung, Friedensförderung und | |
Krisenprävention: satte 588 Millionen Euro in diesem Jahr.] Dieses Geld | |
setzt dort an, wo die Entwicklungshilfe noch nicht greift und humanitäre | |
Hilfe nicht ausreicht. | |
Wenn die geheimen Schulen für Mädchen keine Bücher, kein Papier, kein | |
Schulessen und keine Mittel für die Lehrenden haben, was hindert das | |
Auswärtige Amt eigentlich daran, solche Bildungsinitiativen aus dem | |
millionenschweren Topf zu fördern? Mit etwas mehr Kreativität und etwas | |
weniger Bürokratie ließe sich sogar mit vergleichsweise wenig Geld viel | |
erreichen. Und ganz nebenbei auch der Beweis erbringen, dass feministische | |
Außenpolitik tatsächlich wirkt und eine Existenzberechtigung hat. | |
4 Jul 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/baerbock-afg-geberkonferenz/252… | |
[2] https://www.auswaertiges-amt.de/de/aamt/auswdienst/haushalt/2283092 | |
## AUTOREN | |
Silke Mertins | |
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