| # taz.de -- Entlastungspaket in Österreich: Wien dämpft Inflationsfolgen | |
| > Die schwarz-grüne Regierung greift tief in die Tasche, um den steigenden | |
| > Preise zu begegnen. Vor allem Menschen mit kleinem Geldbeutel werden | |
| > entlastet. | |
| Bild: Auch in Österreich wird vieles teurer: Einkaufszentrum in der Hauptstadt… | |
| Wien taz | Teuerungsausgleich, Sozialhilfesteigerung und Abschaffung der | |
| kalten Progression. [1][Österreichs Regierung] greift tief in die Tasche, | |
| um die Folgen der [2][Inflation] abzufedern. 6 Milliarden Euro sind dafür | |
| allein für dieses Jahr vorgesehen, weitere 22 Milliarden bis 2026. Würden | |
| diese Zahlen des 9-Millionen-Einwohner-Landes auf deutsche Verhältnisse | |
| übertragen, müsste man mit 10 multiplizieren. | |
| „Das Volumen dieser Reform ist tatsächlich riesig“, sparte Bundeskanzler | |
| Karl Nehammer (ÖVP) nicht mit Selbstlob. Finanzminister Magnus Brunner | |
| (ÖVP) sprach von einem „ausgewogenen Paket“. Beide Koalitionspartner | |
| konnten ihre Prioritäten durchsetzen. Die ÖVP erfüllte lange vorgebrachte | |
| Wünsche der Wirtschaft, die Grünen haben sich die Armutsbekämpfung auf die | |
| Fahnen geschrieben. Sozialminister Johannes Rauch (Grüne): „Es steht der | |
| soziale Zusammenhalt auf dem Spiel, der durch Corona bereits gelitten hat.“ | |
| An Maßnahmen, die sofort entlasten sollen, ist die Erhöhung des Klimabonus | |
| vorgesehen, der von 200 auf 250 Euro pro erwachsene Person und Jahr steigt | |
| und im August ausgezahlt werden soll. Ausnahmsweise in doppelter Höhe. | |
| Die verwundbarsten Gruppen wie Mindestrentner und Alleinerzieherinnen in | |
| Teilzeit bekommen zusätzlich 300 Euro als Einmalzahlung. Vor Schulbeginn | |
| soll ein einmalig erhöhtes Kindergeld ausgeschüttet werden. | |
| ## Paket finanziert sich selbst | |
| Nachhaltig wirkt die Indexierung der Sozialleistungen, mit der die | |
| Zahlungen an die Inflationsrate angepasst werden. Damit wird eine alte | |
| Forderung der karitativen Organisationen erfüllt. Eine strukturelle | |
| Neuerung ist auch die Abschaffung der kalten Progression, also des | |
| Realverlusts von Arbeitnehmern, die durch Lohnerhöhung in eine höhere | |
| Steuerklasse rutschen. Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer | |
| freuen sich über die Möglichkeit, künftig Prämien von bis zu 3.000 Euro | |
| steuerfrei auszahlen zu können. | |
| Lob kommt von [3][Gabriel Felbermayr], dem Chef des | |
| Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo. Er begrüßte im Ö1-„Mittagsjornal“ am | |
| Dienstag die Entscheidung, populistische Maßnahmen, wie die Senkung von | |
| Mehrwert- oder Mineralölsteuer zu meiden und strukturelle Probleme | |
| anzugehen. Damit würde die soziale Treffsicherheit gesteigert. Was die | |
| Finanzierbarkeit des Füllhorns betrifft, zeigte er sich optimistisch: „Wir | |
| werden das am Wifo ganz genau nachrechnen.“ Er hält aber die Rechnung von | |
| Finanzminister Brunner für nachvollziehbar. Danach würden allein die | |
| inflationsbedingten Mehreinnahmen des Staats die Hälfte des Pakets | |
| finanzieren. Die andere Hälfte würde durch den mit den Transfers | |
| stimulierten Konsum in die Kassen gespült werden. | |
| Auf wenig Zustimmung stieß das Paket bei der Opposition. Der Abgeordnete | |
| Kai Jan Krainer von der SPÖ hält nichts von Einmalzahlungen und wünscht | |
| sich Steuersenkungen. FPÖ-Chef Herbert Kickl sieht die Inflation als | |
| Produkt aus den von seiner Partei abgelehnten Coronamaßnahmen und | |
| Sanktionen gegen Russland. | |
| 14 Jun 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ralf Leonhard | |
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