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# taz.de -- Krieg und Klimakrise: Habeck startet Energiespar-Kampagne
> Der Wirtschaftsminister will die Menschen auch wegen des Kriegs für
> Energieeffizienz begeistern. Kritik kommt von der Deutschen Umwelthilfe.
Bild: In welche Richtung drehen wir?
Berlin taz | Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ruft die Bevölkerung
zum Energiesparen auf und hat am Freitag eine dazu [1][passende Kampagne
vorgestellt]. „Liebe 80 Millionen, wer Energie spart, stärkt Deutschlands
Unabhängigkeit“, steht auf einem der Plakate.
Nahbar und auf Augenhöhe – so stellt sich Habeck die Kampagne vor. „Es ist
keine Kampagne eines Ministeriums für Deutschland, sondern eine Kampagne
von Deutschland für Deutschland“, sagte er.
Damit meint er, dass verschiedene Verbände die Kampagne unterstützen.
Darunter sind Industrie-, Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen,
der Städtebund und der Deutsche Gewerkschaftsbund.
„Liebe Unternehmen, liebe Läden, danke, dass ihr eure Klimaanlage 2° höher
dreht“, steht auf einem weiteren Plakat. Auch das Wirtschaftsministerium
setze diesen Tipp schon um, hieß es. Zudem sei die Beleuchtung des Hauses
am Abend abgeschafft worden.
## „Nicht nur individuelle Konsumentscheidungen“
Die Kampagne ist die Antwort auf einen Vorwurf, der vor allem von
Klimaschützer:innen seit Beginn von Russlands Krieg immer wieder kam:
Die Bundesregierung suche zwar neue Quellen für fossile Kraftstoffe, aber
vernachlässige das [2][Energiesparen als klimafreundliche Option], um sich
von Russland unabhängig zu machen.
Typisch für Habeck: Er kommuniziert das ruckelige Entstehen der Kampagne
gleich mit. „Ich selbst habe an verschiedenen Stellen in Interviews gesagt,
wir alle müssten jetzt Energie sparen und 10 Prozent gehen eigentlich immer
– das klingt in vielen Ohren wie blanker Hohn, wenn viele Menschen schon
ihre Wohnung teils nicht mehr heizen können“, räumte der Minister ein. „D…
habe ich gelernt.“ Dass alle 10 Prozent Energie sparen sollen, sei deshalb
nun nicht mehr Teil der Kampagne.
Angestoßen hat diesen Lernprozess Verbraucherzentralen-Chefin Jutta
Gurkmann, die die Kampagne auch unterstützt. „Klar ist für uns aber auch,
die Abhängigkeit von fossilen Energien können wir nicht nur mit
individuellen Konsumentscheidungen lösen“, merkte sie kritisch an.
„Wir lassen enormes Einsparpotenzial auf der Straße liegen, wenn
Verbraucherinnen und Verbraucher mit dem Verbrenner zur Arbeit fahren, weil
der Bus auf dem Land [3][nur zweimal am Tag fährt]. Oder wenn sie
buchstäblich zum Fenster heraus heizen, weil eine energetische Sanierung
sich nicht lohnt.“
Kritik kommt von der nicht beteiligten Deutschen Umwelthilfe. „Die
Einsparpotenziale durch optimiertes Nutzerverhalten liegen bei wenigen
Prozent“, so Chefin Barbara Metz. „Was hingegen wirklich viel Energie
spart, ist die Sanierung von Gebäuden, ist die Wärmewende.“ Dazu brauche es
aber keine Appelle, sondern starke staatliche Vorgaben und mehr Förderung.
10 Jun 2022
## LINKS
[1] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2022/06/20220610-breite…
[2] /Energiesparen-in-Deutschland/!5840784
[3] /9-Euro-Ticket-fuer-den-Nahverkehr/!5855579
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Energiesparen
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
GNS
Kolumne Postprolet
Hamburg
Öffentlicher Nahverkehr
Energiewende
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