# taz.de -- Auto fährt in Menschenmenge: Eine Tote, mehrere Schwerverletzte | |
> In Berlin ist am Mittwoch ein Auto in eine Menschengruppe gefahren. Ein | |
> 29-Jähriger wurde festgenommen. | |
Bild: Einsatzkräfte kümmern sich am Unfallort in Berlin um die Verletzten | |
BERLIN dpa/afp | Auf der beliebten Einkaufsmeile nahe der Berliner | |
Gedächtniskirche ist ein Auto in eine Menschengruppe gefahren – eine Frau | |
starb, drei weitere Menschen erlitten lebensgefährliche Verletzungen. | |
Weitere drei Menschen wurden schwer verletzt, wie ein Feuerwehrsprecher am | |
Mittwoch sagte. Bei der getöteten Frau handelt es sich um eine Lehrerin aus | |
Hessen, die mit einer Schulklasse zu Besuch in der Hauptstadt war, so | |
Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Ob Schüler verletzt wurden, war | |
zunächst noch unklar. Bei dem Vorfall am Ku'damm und der Tauentzienstraße | |
wurde außerdem eine zunächst unbekannte Anzahl von Menschen leicht | |
verletzt. Bei den Opferzahlen gab es teils noch widersprüchliche Angaben. | |
Die Polizei sprach von insgesamt mehr als einem Dutzend Verletzten. | |
Der Fahrer wurde vorläufig festgenommen. Er sei zunächst von Passanten | |
festgehalten worden, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz am Vormittag vor | |
Ort. Der Mann – laut Polizei ein 29 Jahre alter, in Berlin lebender | |
Deutsch-Armenier – soll um 10.26 Uhr in die Personengruppe gefahren sein. | |
Die Polizei prüfte, ob es sich um einen Unfall, einen medizinischen Notfall | |
oder um eine vorsätzliche Tat handele. | |
## Kein „richtiges Bekennerschreiben“ zu Vorfall mit Auto | |
Berlins Innensenatorin Spranger (SPD) hat Meldungen über ein im Fahrzeug | |
entdecktes Bezichtigungsschreiben zurückgewiesen. „Ein richtiges | |
Bekennerschreiben gibt es nicht“, sagte sie am Mittwoch nach einem Besuch | |
am Ort des Geschehens. In dem Auto seien jedoch Plakate mit Äußerungen | |
„über die Türkei“ entdeckt worden. Zu weiteren Einzelheiten machte die | |
Innensenatorin zunächst keine Angaben. | |
„Wir müssen in alle Richtungen ermitteln“, betonte Spranger. Das können | |
Stunden oder Tage dauern. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska | |
Giffey (SPD), die mit der Senatorin die Einsatzstelle besuchte und dort | |
anschließend mit Journalisten sprach, warnte vor Spekulationen. Die | |
Berliner Polizei werde „seriös ermitteln“ und alle Erkenntnisse umgehend | |
veröffentlichen. Es sei noch nicht genau bekannt, welche Motivation hinter | |
dem Vorfall stehe, betonte sie. „Es wird in allen Richtungen ermittelt.“ | |
## Überblick aus der Luft | |
Der Unfallort befindet sich unweit der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz | |
in Berlin-Charlottenburg. Dort war im Dezember 2016 ein [1][islamistischer | |
Attentäter in einen Weihnachtsmarkt gefahren]. Damals starben zwölf | |
Menschen, mehr als 70 wurden verletzt. | |
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sagte den | |
Betroffenen Unterstützung zu. „Wir werden alles dafür tun, den Betroffenen | |
zu helfen.“ Ebenso werde alles dafür getan, den Hergang aufzuklären. „Wir | |
wissen, dass wir eine Tote und zehn Schwerverletzte haben.“ Sie wollte sich | |
am Nachmittag auch ein Bild von der Lage vor Ort machen. „Jetzt ist es | |
erstmal wichtig, dass die Verletzten versorgt werden.“ Zudem brauchten die | |
Angehörigen, die unter Schock stünden, Hilfe und Beistand. | |
Am Mittwochvormittag war die Polizei nach eigenen Angaben mit circa 130 | |
Kräften im Einsatz, mit einem Hubschrauber verschafften sich die Beamten | |
einen Überblick aus der Luft. Das Areal war großflächig abgesperrt. Es | |
waren mehrere Krankenwagen und Polizeiautos vor Ort. Die Polizei rief die | |
Menschen dazu auf, keine Bilder vom tödlichen Vorfall an der Einkaufsstraße | |
im Internet zu posten. | |
Zwei Stunden nach dem tödlichen Vorfall machte sich Polizeipräsidentin | |
Barbara Slowik vor Ort einen Eindruck von dem Geschehen. Slowik sprach mit | |
Polizisten und ließ sich den Ablauf schildern. | |
## Anziehungspunkt für Touristen | |
In Berlin weckt der Vorfall auch Erinnerungen an den Tod von vier Menschen | |
im Bezirk Mitte im Jahr 2019: Ein Mann war damals mit seinem schweren Wagen | |
von der [2][Invalidenstraße] abgekommen. Der SUV überschlug sich und tötete | |
auf dem Gehweg einen Dreijährigen und seine Großmutter sowie zwei Männer. | |
Im Februar 2022 war der Fahrer zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren | |
verurteilt worden. Er war trotz einer Epilepsie-Erkrankung und einer | |
Gehirnoperation einen Monat vor dem Unfall Auto gefahren. | |
Die Gegend, in der sich der tödliche Vorfall ereignete, ist wegen der | |
vielen Geschäfte, Cafés und Sehenswürdigkeiten oft sehr belebt. Sie ist ein | |
Anziehungspunkt für Touristen aus dem In- und Ausland. In der Nähe befinden | |
sich zum Beispiel der Zoologische Garten, der Bahnhof Zoo und das Kaufhaus | |
des Westens (KaDeWe). | |
8 Jun 2022 | |
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