# taz.de -- Anhörung zum Sturm auf das US-Kapitol: Trump-Hetze ruiniert Leben | |
> Ex-Präsident Trump hatte nach dem Sieg Joe Bidens Wahlhelfer*innen | |
> Betrug vorgeworfen. Eine Betroffene berichtete im Untersuchungsausschuss. | |
Bild: Wandera Moss (l.) wurde zur Zielscheibe des Ex-Präsidenten Donald Trump | |
NEW YORK taz | Als Wandrea „Shaye“ Moss am 3. November 2020 zur Arbeit | |
ging, ahnte sie nicht, dass sie deswegen in den kommenden Wochen zur | |
Zielscheibe des damals mächtigsten Manns im Land werden sollte. Doch der | |
damalige US-Präsident Donald Trump höchstpersönlich sollte die Wahlhelferin | |
als Wahlbetrügerin abstempeln und damit auch den Hass zahlloser seiner Fans | |
auf sie ziehen. | |
„Das hat mein Leben auf den Kopf gestellt“, sagte Moss am | |
Dienstagnachmittag (Ortszeit) im parlamentarischen Untersuchungsausschuss | |
zum [1][Sturm auf das Kapitol am 6. Januar] 2021. „Ich gebe meine | |
Visitenkarte nicht mehr heraus. Ich leite keine Anrufe weiter. Ich will | |
nicht, dass jemand meinen Namen kennt.“ Sie gehe auch kaum noch raus und | |
habe etwa 25 Kilo zugenommen. „Ich tue einfach gar nichts mehr.“ | |
Moss war eine der Zeug*innen, die in der vierten öffentlichen [2][Anhörung | |
des Ausschusses] erzählte, welche Auswirkungen der Versuch Trumps auf sie | |
hatte, das Wahlergebnis umzukehren. Im Jahr 2020 hatte der heutige | |
US-Präsident Joe Biden die Wahl gewonnen – was Trump bis heute nicht | |
akzeptieren will und als große Lüge bezeichnet. | |
Moss und ihre Mutter Ruby Freeman arbeiteten an diesem Tag als | |
Wahl*helferinnen in Fulton County im US-Bundesstaat Georgia, also einem | |
der Staaten, die Biden gewinnen sollte. Trump und sein Anwalt Rudy Giuliani | |
warfen Moss und Freeman damals unter anderem vor, die Wahlen manipuliert zu | |
haben, indem sie Koffer voller falscher Stimmzettel für Biden eingespeist | |
haben sollen. | |
## Hassnachrichten und „sexualisierte Angriffe“ | |
Der ehemalige US-Präsident und seine Gefolgsleute reagierten mit enormen | |
Druck auf alle, die mit der Organisation der Wahlen zu tun hatten. Zum | |
Beispiel auf den zuständigen Staatssekretär in Georgia, dem Republikaner | |
Brad Raffensperger, von dem Trump in einem an die Medien durchgestochenen | |
Telefonat gefordert hatte, für ihn „11.780 Stimmen“ zu finden. | |
Trump-Anhänger hätten in der Folge nicht nur ihn mit Hassnachrichten | |
attackiert, sondern auch seiner Frau Botschaften mit „sexualisierten | |
Angriffen“ geschickt, sagte Raffensperger in der Anhörung. Es sei auch ins | |
Haus seiner Schwiegertochter eingebrochen worden. | |
Moss’ Mutter Ruby Freeman musste damals ihr Zuhause verlassen. Das FBI habe | |
sie vor dem 6. Januar angerufen und ihr aus Sicherheitsgründen dazu | |
geraten, erklärte Freeman in einem Video, dass in der Anhörung ausgestrahlt | |
wurde. Sie sagte: „Es gibt keinen Ort, an dem ich mich sicher fühle. | |
Nirgendwo.“ | |
22 Jun 2022 | |
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## AUTOREN | |
Eva Oer | |
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