Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Pearl Jams Einsatz für Rollstuhlfahrer: Pure Gänsehaut
> Roland Mandel sollte der Zutritt in die Berliner Waldbühne verweigert
> werden. Die Band zeigte ein eindrückliches Zeichen der Solidarität.
Bild: Der große Moment: Roland Mandel (im Rollstuhl) mit Pearl-Jam-Sänger Edd…
Berlin taz | Die Berliner Waldbühne ist ein Ort der großen Emotionen,
gerade bei Konzerten. Künstler*innen weltweit schwärmen von der
beeindruckenden Atmosphäre in dem 1936 erbauten, rund 22.000 Menschen
fassenden Amphittheater nahe des Olympiastadions; die Fans zerlegten die
Bühne legendärerweise in den 60ern bei einem Konzert der Rolling Stones.
Doch was am Dienstagabend auf der Bühne passiert beim Konzert der
US-amerikanischen Grungerocker Pearl Jam war in Sachen Gänsehaut eine
Klasse für sich.
Die Band spielt bereits mehr als eine Stunde, als Sänger Eddie Vedder eine
längere Ansage startet. Der Mann, von dem er jetzt rede, habe alles
gegeben, um an diesem Abend das Konzert verfolgen zu können – wörtlich sagt
der 57-Jährige: „He worked his ass off to be here tonight“. Da rufen
bereits die ersten Menschen im Publikum laut „Roland, Roland“.
[1][Roland Mandel ist Lehrer aus Lüneburg,] bei ihm wurde vor einem knappen
Jahr eine unheilbare Krankheit diagnostiziert. Er sitzt im Rollstuhl, hat
nur noch ein paar Monate zu leben und dieses Pearl-Jam-Konzert in Berlin
ist einer seiner letzten Wünsche.
Doch lange schien es so, als würde das scheitern – nicht unbedingt an
Mandels Gesundheitszustand, sondern an den Veranstaltern des Auftritts, den
Pächtern der Waldbühne, den Senatsverwaltungen. Die Bühne gehört
schließlich dem Land Berlin. Denn als Mandel sein Ticket gekauft hatte 2019
war er noch gesund. Nun, nach zwei Jahren Pandemie, waren alle Plätze für
Menschen im Rollstuhl längst belegt. Allerdings sind es auch nur zwölf –
ein krasses Missverhältnis gemessen an der Gesamtzahl der Plätze. Nicht zu
ändern, bekam seine Familie zunächst auf die Bitte zu hören, Roland Mandel
doch den Besuch zu ermöglichen.
Um es kurz zu machen: Es klappte nach vielen Verhandlungen dann doch – und
Mandel bekommt sogar einen Ehrenplatz. Er verfolgt das Konzert von einer
Nische neben der Bühne aus. Und am Ende der Ansprache von Sänger Eddie
Vedder schieben Familie und Freunde ihn dann mitten drauf, auf die Bühne.
„Er soll auch diesen besonderen Anblick miterleben“, sagt Vedder mit Blick
in die bis in die Oberränge jubelnden Zuschauer*innen. Es ist zugleich ein
Protest gegen die Behandlung Roland Mandels im Vorfeld. Mandel ist übrigens
kein Einzelfall: Ein weiterer Fan im Rollstuhl erhielt ebenfalls erst nach
[2][dem von der taz öffentlich gemachten Aufruhr] um Roland Mandels
Geschichte einen Platz.
„Es war so unfassbar“, sagt Mandels Frau am Tag danach. So viele Menschen
hatten mitgewirkt, diesen Konzertabend zu etwas ganz Besonderem zu machen.
Und Roland Mandel selbst? „Er war so aufgeregt, so positiv, so voller
Adrenalin“, sagt Mandels Frau. „Das bleibt für die Ewigkeit.“
22 Jun 2022
## LINKS
[1] /Waldbuehne-ohne-Barrierefreiheit/!5859233
[2] /Barrierefreiheit-in-Berlin/!5857855
## AUTOREN
Bert Schulz
Manuela Heim
## TAGS
Rollstuhlfahrer
IG
Inklusion
Konzert
Kolumne Durch die Nacht
Schwerpunkt Stadtland
IG
Schwerpunkt Wohnen ist Heimat
Prenzlauer Berg
## ARTIKEL ZUM THEMA
Livekonzerte und das Coronavirus: Virustechnisch unvernünftig
Die Konzerte der Stars werden nach der Lockdown-Zeit als größere Ereignisse
wahrgenommen, als das noch vor der Pandemie der Fall war. Ein teurer Spaß.
Waldbühne ohne Barrierefreiheit: Ausgesperrte Rollstuhlfahrer
Fast hätte ein Pearl-Jam-Fan nicht zum Konzert seiner Lieblingsband
gedurft. Weil das Recht auf Teilhabe zu wenig zählt in der Berliner
Waldbühne.
Barrierefreiheit in Berlin: Letzter Wunsch Pearl Jam
Roland Mandel sitzt im Rollstuhl, ihm wurde der Zugang zur Waldbühne
verwehrt. Denkmalschutz ist im Bau aus Nazi-Zeiten wichtiger als
Menschenrechte.
Barrierefreies Wohnen in Berlin: Vermieter klagt gegen Inklusion
Ohne Rampe kann Nikola Arsic das Haus, in dem er lebt, nicht alleine
betreten – er ist Rollstuhlfahrer. Doch die Gewobag sträubt sich gegen den
Umbau.
Streit um Berliner Jahnsportpark: Welches Stadion hätten Sie gern?
Der Senat will das Jahnstadion abreißen, ohne zu wissen, was danach kommt.
Das sorgt für Ärger. Grüne wollen zuerst die anderen Flächen sanieren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.