| # taz.de -- Erfolgreiche AfD-Klage gegen Merkel: Es ist so einfach | |
| > Das Karlsruher Urteil gegen Merkel ist vertretbar. Unverändert können | |
| > Regierungsmitglieder vor der AfD warnen – wenn sie sich an eine Regel | |
| > halten. | |
| Bild: Ein vertretbares Urteil: Richterin Doris König am Mittwoch in Karlsuhe | |
| Wieder einmal hat die AfD beim Bundesverfassungsgericht gewonnen, weil sich | |
| Regierungsmitglieder nicht an die vom Gericht postulierte | |
| Neutralitätspflicht gehalten haben. Dass nun auch die damalige Kanzlerin | |
| Angela Merkel gemaßregelt wird, kommt also nicht überraschend. | |
| Überraschend ist eher, dass der strikte Neutralitätskurs im Gericht zu | |
| bröckeln beginnt. Immerhin drei der acht zuständigen Richter:innen | |
| wollten die AfD-Klage diesmal ablehnen. Eine neue Richterin schrieb sogar | |
| ein fulminantes Minderheitsvotum, in dem sie die Neutralitätspflicht für | |
| Regierungsmitglieder generell ablehnte. | |
| Tatsächlich gibt es gute Argumente gegen die etwas weltfremden Vorgaben des | |
| Bundesverfassungsgerichts. Es ist doch nicht undemokratisch, wenn die | |
| Kanzlerin oder ein Minister die Bevölkerung aufrufen, [1][nicht die AfD zu | |
| wählen] oder sogar gegen die Partei zu demonstrieren. Das ist politische | |
| Führung und dafür ist die Regierung gewählt. Die Bürger:innen sind eher | |
| irritiert, dass Karlsruhe so etwas verbietet. Allerdings schadet die | |
| Karlsruher Rechtsprechung auch nicht, denn sie ist eher symbolisch. | |
| Letztlich [2][können auch Regierungsmitglieder vor der AfD warnen], so viel | |
| sie wollen – wenn sie jedes Mal dazu sagen, dass sie nun als | |
| Parteipolitiker:in oder als Privatperson sprechen. Die Regel ist ganz | |
| einfach, man muss sich nur daran halten. | |
| Es kann ja wohl nicht sein, dass das Bundesverfassungsgericht seine | |
| Rechtsprechung ändern muss, nur weil es die Regierungsmitglieder nicht | |
| schaffen, eine einfache Regel zu befolgen. Dies wäre weder für die | |
| Akzeptanz des Gerichts noch für die Akzeptanz der Demokratie förderlich. | |
| Im Gegenteil dürfte ein gelegentlicher [3][symbolischer Erfolg der AfD] in | |
| Karlsruhe sogar die Bereitschaft der AfD-Anhänger:innen erhöhen, das | |
| Bundesverfassungsgericht auch in anderen Fragen zu akzeptieren, etwa wenn | |
| es um die Zulässigkeit von Coronamaßnahmen oder die Rechte von | |
| Migrant:innen geht. | |
| 15 Jun 2022 | |
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| Christian Rath | |
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