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# taz.de -- Präsidentschaftswahlen in Kolumbien: Die Nichtwähler entscheiden
> Der linke Kandidat Gustavo Petro hat die erste Runde der
> Präsidentschaftswahlen in Kolumbien gewonnen. Nun muss er die Nichtwähler
> überzeugen.
Bild: Gustavo Petro und Francia Marquez in Bogota
Präsident Iván Duque hatte sich am Sonntag einen roten Teppich ausrollen
lassen – [1][von der Tür des Präsidentenpalasts bis zum Wahlposten.] Über
diesen schritt er mit seiner Frau, vorbei an der Spalier stehenden Garde.
Währenddessen kämpften sich im Dorf Calzón Blanco an der Karibikküste die
Menschen [2][durch knietiefes Wasser und selbstgebaute Holzkonstruktionen]
und [3][teils ohne Licht] zu den Urnen. Gegen die Überschwemmungen hatte
Duque vor Monaten schon bei einem Besuch Abhilfe versprochen.
Die Szene am Tag der Präsidentschaftswahl zeigt, warum viele Menschen in
Kolumbien nicht nur den unbeliebten Präsidenten endlich loswerden wollen,
sondern die [4][komplette politische Elite] um Ex-Präsident Alvaro Uribe,
die das Land seit Jahrzehnten beherrscht. Das Wahlergebnis ist eine
verdiente Ohrfeige für sie.
Doch es ist alles andere als die im Ausland beschworene „Zeitenwende“. Der
Baulöwe und TikTok-Opa Rudolfo Hernández wettert wild gegen das komplette
politische Establishment. Politikurgestein Petro will die Abkehr von der
alten Elite, die Wirtschaft umkrempeln und Umverteilung – und zwar auf
demokratischem Wege.
## 45 Prozent Nichtwählerïnnen
Doch Hernández ist nicht der Neuanfang, den sich seine Wählerïnnen
erhoffen, sondern die alte Elite in Social-Media-tauglichem Schafpelz. Der
Mann ist ebenfalls sexistisch, rassistisch, umweltfeindlich und wegen
Korruption angeklagt (Gerichtstermin ist einen Monat nach der Stichwahl).
Der letzte Beweis für die Wiedergeburt des Uribismus ist, dass der Rechte
Fico Gutiérrez sofort nach der Niederlage ankündigte, Hernández zu
unterstützen. Es droht jetzt eine kolumbianische Kreuzung aus Jair
Bolsonaro und Donald Trump.
Denn nimmt man die Wählerschaft des Rechtspopulisten Hernández und des
Rechtskonservativen Gutiérrez zusammen, müsste Petro in der Stichwahl noch
einmal rund zehn Prozent mehr Stimmen holen. Analystïnnen gehen jedoch
davon aus, dass er mit den 8,5 Millionen bereits sein Maximum erreicht hat
– genauso viel hatte er schon vor vier Jahren. Gutiérrez’ Wählerschaft
wählt ihn niemals. Auch beim viertplatzierten Sergio Fajardo ist nichts
mehr zu holen – Petro und er haben sich erbittert bekämpft. Bleiben die
Nichtwählerïnnen.
Die sind neben der Personalie Hernández die zweite große Enttäuschung der
Wahl: Obwohl 2021 vor allem Junge in Massen monatelang auf die Straßen
gingen, liegt der Anteil der Nichtwählerïnnen bei 45 Prozent – gerade mal
ein Prozent weniger als vor vier Jahren. Gustavo Petro muss sein Narrativ
ändern und alles tun, um sie für sich zu begeistern.
30 May 2022
## LINKS
[1] https://twitter.com/infopresidencia/status/1530896708074459137?s=20&t=x…
[2] https://www.bluradio.com/blu360/caribe/con-el-agua-hasta-la-rodilla-ciudada…
[3] https://www.instagram.com/p/CeJ1QjalQhJ/?igshid=MDJmNzVkMjY=
[4] /Abtreibungsverbot-in-Kolumbien-gekippt/!5833884
## AUTOREN
Katharina Wojczenko
## TAGS
Gustavo Petro
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Schwerpunkt Pressefreiheit
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