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# taz.de -- Berliner Parteienlandschaft: Grüne wachsen über sich hinaus
> Die Grünen haben binnen fünf Jahren ihre Mitgliederzahlen verdoppelt und
> sind erstmals zweitgrößte Partei. Das liegt auch an der Schwäche der CDU.
Bild: Die Zukunft der Berliner Grünen sieht rosig aus, wenn sie weiter wachsen…
Berlin taz | In Nordrhein-Westfalen haben sich die Grünen bei der Wahl
jüngst fast verdreifacht und verhandeln nun mit der CDU über eine
schwarz-grüne Koalition, im Bundeskabinett sind sie dominierend und auch in
Berlin weiter aufstrebend: Der Grünen-Landesverband hat die hiesige CDU
nicht nur bei der Abgeordnetenhauswahl überholt, sondern ist auch bei der
Mitgliederzahl inzwischen die Nummer 2 in Berlin.
Der Platztausch liegt an einer gegenläufigen Entwicklung bei den beiden
Parteien. Während sich bei den Grünen ihr seit 2016 anhaltendes starkes
Wachstum fortsetzt, verliert die CDU Mitglieder. Anfang 2021 noch fast
13.000 Mitglieder stark, verkleinerte sie sich bis Beginn dieses Jahres auf
rund 12.400 und verlor bis zur jüngsten Zählung im April weitere 300
Mitglieder.
„Wir freuen uns riesig über diesen Zuwachs“, reagierten die beiden
Grünen-Landesvorsitzenden Philmon Ghirmai und Susanne Mertens gegenüber der
taz. „Diese Entwicklung zeigt: Immer mehr Menschen möchten sich gemeinsam
mit uns für ein klimaneutrales, sozial gerechtes und weltoffenes Berlin
einsetzen.“
Als Grund für den Mitgliederrückgang bei den Christdemokraten gilt unter
anderem das CDU-interne Gezerre um die Kanzlerkandidatur. „In der gesamten
Union gibt es einiges an Frustration aufgrund der Bundestagswahl – das ging
auch an uns nicht komplett vorbei“, sagte Parteisprecher Michael Ginsburg
der taz. Mittlerweile spüre man allerdings wieder Aufbruch und Rückenwind
durch die aktuellen Wahlerfolge. „Das werden wir hier in Berlin dieses Jahr
nutzen für eine Mitgliederwerbekampagne und die Mobilisierung der modernen
Mitte.“
## Parteistrukturen wachsen nicht mit
Die Grünen hingegen sind ungebrochen auf dem Weg nach oben – ihr einziges
Problem dabei ist, ihre Strukturen zu überdenken, die weiterhin auf eine
ehemals weit kleinere Partei ausgelegt sind. Sie zählen nach eigenen
Angaben aktuell 12.500 Köpfe und damit knapp 400 mehr als die
Christdemokraten. Noch vor fünf Jahren, im Februar 2017, umfasste die
Kartei des Landesverbands gerade mal rund 5.700 Mitglieder. Das bedeutete
damals nur Platz 4 im Parteiranking.
Erst Anfang 2020 zogen die Grünen dank eines Zuwachses von über 2.000
Mitgliedern binnen eines Jahres an der zuvor drittplatzierten Linkspartei
vorbei. Die Parteiführung erklärt sich diese Verdopplung auch damit, dass
man die richtigen Antworten habe, etwa in der Klimakrise – in die fünf
Jahre des Mitgliederzuwaches fielen auch die Dürresommer.
Stärkste Partei in Berlin ist weiterhin die SPD. Die hatte nach Jahren des
Mitgliederschwunds bis auf unter 17.000 ausgerechnet nach der Wahlschlappe
bei der Bundestagswahl 2017 stark zugelegt und zählte wenige Monate später
rund 21.500 Köpfe. Einige der Neuen verließen zwar wieder die Partei, doch
die Zahl hält sich weiterhin knapp unter 20.000.
Zweiter Großgewinner unter den Berliner Landesverbänden ist die FDP. Ihr
dabei wieder gewählter Vorsitzender Christoph Meyer konnte beim
Landesparteitag Anfang Mai auf rund 4.200 Mitglieder verweisen, gut 800
mehr als ein Jahr zuvor. In Prozent ausgedrückt war der Zuwachs gegenüber
dem vergangenen Jahr bei den Liberalen sogar noch größer als bei den
Grünen: fast 23 Prozent Zugewinn gegenüber rund 20 Prozent bei den Grünen.
## Linke verliert Mitglieder in allen Bezirksverbänden
Die Linkspartei, die 2021 noch einen Mitgliederzuwachs erlebte, musste in
den ersten Monaten dieses Jahres, die auf Bundesebene von erheblichen
Verwerfungen geprägt waren, Verluste hinnehmen. Gab es Ende 2021 noch gut
7.900 Mitglieder im Landesverband, so waren es Anfang Mai rund 7.700. „Wir
verlieren derzeit leider in allen Bezirksverbänden über die normale
Fluktuation hinaus Mitglieder“, sagte Parteisprecherin Diane Buhe der taz.
Man sei aber „dennoch zuversichtlich, dass sich die Zahlen im Zuge der
innerparteilichen Klärungsprozesse zeitnah wieder stabilisieren“.
Kleinste Partei bleibt mit Abstand die AfD, die 2021 mehr als jeden Zehnten
verlor und auf 1.186 Mitglieder sank. Seit Jahresbeginn hat der
Landesverband nach eigenen Angaben nochmal 30 Mitglieder verloren.
8 Jun 2022
## AUTOREN
Stefan Alberti
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