Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Österreich-Debüt für Ralf Rangnick: Schlagkräftige Verbindungen
> Ralf Rangnick debütiert in Österreich als Fußball-Nationalcoach.
> Vorteilhaft ist, dass er zu vielen Spielern bereits ein
> Vertrauensverhältnis hat.
Bild: Muss nicht mehr alles erklären: Ralf Rangnick beim Training mit seinem n…
Will man verstehen, warum Ralf Rangnick nicht lange gezögert hat, den Job
des österreichischen Nationaltrainers anzunehmen, ist eine Episode vor
zehn Jahren wichtig. Damals landete unter lautem Getöse ein mächtiger
Hubschrauber auf dem Sportplatz in Großaspach. Kurz zuvor hatte der Coach
in einem Café in seinem Heimatort Backnang bei Stuttgart gesessen, als das
Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung: Dietrich Mateschitz. Der
sportaffine Red-Bull-Gründer wollte wissen, [1][ob sich Rangnick ein Jahr
nach seinem Burn-out] wieder ein Engagement vorstellen könnte.
Der Firmenboss flog den Hubschrauber selbst, aus dem auch Gérard Houllier
stieg, damals der Sportdirektor für die Fußballvereine des Konzerns. [2][Es
dauerte nicht lange, dass man sich auf ein Langzeitprojekt verständigte.]
Sowohl der FC Salzburg als auch RB Leipzig hätten heute kaum
Champions-League-Niveau erreicht, wenn Rangnick hier wie dort nicht so
feste Grundpfeiler eingeschlagen hätte.
Zeitweise wusste der Schwabe gar nicht mehr, ob er sich in Backnang,
Leipzig oder Salzburg befindet, so oft pendelte er zwischen den drei
Standorten hin und her. In der Mozartstadt hat er bis heute eine Bleibe –
einer seiner Söhne arbeitet dort als Arzt –, sodass sich für den
63-Jährigen viele Kreise schließen, wenn er als Österreichs neuer
Nationalcoach bei Vizeweltmeister Kroatien (Freitag, 20.45 Uhr) startet.
Danach folgt am Pfingstmontag das Heimdebüt gegen Dänemark, vier Tage
später ist gleich noch Weltmeister Frankreich im Ernst-Happel-Stadion zu
Gast. Solche Länderspiele sind der Lohn, wenn der 34. der
Fifa-Weltrangliste in die oberste Kategorie der Nations League aufsteigt.
Das hat noch Franco Foda geschafft, der auch bei der EM den Europameister
Italien im Achtelfinale bis in die Verlängerung zittern ließ – nur danach
kam nicht mehr viel. Die WM-Qualifikation verspielten die Österreicher, und
als noch das Play-off in Wales verloren ging, stand die Verabschiedung vom
nie vollständig akzeptierten Foda an. Als ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel
den nächsten Deutschen als Wunschlösung präsentierte, haben das die
österreichischen Kolumnisten wie Toni Polster, Peter Pacult, Hans Krankl
und Co zum Anlass genommen, kübelweise Wiener Schmäh auszuschütten. Die
Nationalspieler begrüßten allerdings die Verpflichtung.
## „Unfassbar guter Fachmann“
Zwischen Trainer und Mannschaft kann etwas zusammenwachsen. 14 der
nominierten Akteure spielen in der deutschen Bundesliga, und viele sind
über die TSG Hoffenheim oder RB Leipzig direkt oder indirekt von Rangnick
beeinflusst. „Meiner Meinung nach ist er der Beste, den Österreich kriegen
konnte“, sagte der Hoffenheimer Christoph Baumgartner im Kicker. Um das
nächste Niveau zu erreichen, ein Team zu bauen, dass bei EM oder WM eine
gewisse Rolle spielen kann, dafür sei „ein unfassbar guter Fachmann“
(Baumgartner) genau richtig. Rangnick hat zudem den Kontakt zu
Leistungsträgern wie Konrad Laimer oder Marcel Sabitzer nie abreißen
lassen, und [3][Champions-League-Sieger David Alaba] hat er
selbstverständlich wie bei Real Madrid eine zentrale Rolle versprochen.
Rangnick will zeigen, dass jener typische Umschaltfußball nicht ausgedient
hat, an dem sich die gerade freigestellten Bundesligatrainer wie Marco Rose
oder Adi Hütter oder der aktuelle Salzburger Coach Matthias Jaissle
orientiert hatten. Ihn hat es verletzt, dass der DFB sich trotz seiner
Bereitschaftsbekundungen auf der Suche nach einem Nachfolger für Joachim
Löw nicht wirklich mit ihm beschäftigt hat.
[4][Bei Manchester United konnte er zuvor wenig bewirken.] Ohne ausreichend
Vertraute im Trainerstab und auf Führungsebene, so ist aus seinem Umfeld zu
hören, konnte er die in Grüppchen zerfallene Kabine mit der starken
Portugalfraktion um Cristiano Ronaldo nicht für sich gewinnen. Dass
Rangnicks Beratervertrag bei United aufgelöst wurde, ist für beide Seiten
besser. Zumal er in der Alpenrepublik wieder viele Facetten abdecken und
auf Nachwuchsarbeit und Trainerausbildung einwirken will. Er möchte sich
mit seiner Mannschaft über die Nations-League-Duelle schnell auf einen Weg
verständigen, der danach am besten schnurstracks zur EM 2024 nach
Deutschland führt.
3 Jun 2022
## LINKS
[1] /Schalke-Trainer-zurueckgetreten/!5111419
[2] /Neuer-Trainer-bei-RB-Leipzig/!5201567
[3] /Champions-League-Seriensieger-Madrid/!5854814
[4] /Nach-United-Aus-in-der-Koenigsklasse/!5837090
## AUTOREN
Frank Hellmann
## TAGS
Ralf Rangnick
Österreich
Trainer
Fußball
Kolumne Press-Schlag
Fußball
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Kolumne Helden der Bewegung
Manchester United
Kolumne Frühsport
EMtaz Bericht/Analyse
## ARTIKEL ZUM THEMA
Weltskiverband und der Berg Wank: Werbeverbot als Empörungsprophylaxe
Garmisch-Partenkirchen darf beim Ski-Weltcup nicht für seinen Hausberg
werben. Denn „I love Wank“ könnte bei englischsprachigen Fans falsch
ankommen.
Toni Polster über den Streit um Tore: „Ich will ja nichts geschenkt“
Der Ex-Profispieler Toni Polster ist eine Legende, nicht nur in Österreich.
Jetzt macht er mit einem skurrilen Prozess gegen seinen Fußballverband auf
sich aufmerksam.
Vor der Fußball-EM: Der Auftritt der Favorösis
Mit dem 6:1-Sieg über die Türkei bringt sich Österreich für die
Europameisterschaft in eine gute Position – trotz starker Gruppengegner
Fußball und Haltung: Lob für die Laptoptrainer-Antifa
Ralf Rangnick war mal ein besserer Brauseverkäufer. Heute ist er
Österreichs Teamchef und macht Ansagen gegen Homophobie und den drohenden
Rechtsruck.
Nach United-Aus in der Königsklasse: Loser und Lückenfüller
Nach dem Aus in der Champions League steht Manchester United heuer wieder
ohne Titel da. Für Trainer Ralf Rangnick wird es allmählich eng.
Deutsche Trainer in der Premier League: German Know-how
Manchester United möchte mit Interimstrainer Ralf Rangnick aus der Krise
finden. Das ist keine schlechte Idee.
EMtaz: Österreichs Titelaussichten: Fast schon Wödmasta
Austrias Kicker haben sich in der Weltrangliste von Platz 92 auf 10
hochgearbeitet. Jetzt will das Team auch noch die skeptischen Ösis
überzeugen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.