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# taz.de -- Toni Polster über den Streit um Tore: „Ich will ja nichts gesche…
> Der Ex-Profispieler Toni Polster ist eine Legende, nicht nur in
> Österreich. Jetzt macht er mit einem skurrilen Prozess gegen seinen
> Fußballverband auf sich aufmerksam.
Bild: Lange her: Österreich bei einer Fußball-WM, hier mit Toni Polster
taz: Herr Polster, wie geht es Ihnen?
Anton „Toni“ Polster: Gut, danke. Alles gut, Gott sei dank wieder.
Sie haben den Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) verklagt wegen der
fehlenden Anerkennung dreier Tore, die Sie für Österreich in vermeintlich
inoffiziellen Länderspielen geschossen haben. Als die Klage bekannt wurde,
erlitten Sie einen Magendurchbruch, der Sie fast das Leben gekostet hätte.
Küchenpsychologisch könnte man sagen, dass Ihnen das alles ziemlich auf den
Magen geschlagen ist.
Das hat sicherlich auch dazu geführt, ja. Es gab mehrere Faktoren, das
sagten ja auch die Ärzte. Stress, Ärger gehörten dazu.
Und jetzt geht es besser?
Es ist alles gut verlaufen, ich sehe positiv in die Zukunft. Ich versuche
jetzt natürlich, gesünder zu leben. Einige Sachen besser zu machen. Nicht
mehr so fett essen, wenig bis gar keinen Alkohol. (Vor ihm steht eine
Halbliterflasche Cola und ein Espresso.)
Wie sieht es mit Sport aus?
Ich spiele viel Tennis.
Fußball?
Na, Fußball nicht mehr.
Was versprechen Sie sich von der Entscheidung vor dem [1][Wiener
Landesgericht am 17. Mai]?
Es wäre schön, wenn es am 17. Mai schon eine Entscheidung gäbe. Ich weiß
aber nicht, ob die Verhandlung da schon zu Ende sein wird. Ansonsten
verspreche ich mir, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Ich will ja
nichts geschenkt bekommen. Ich habe diese drei Tore geschossen. Und sie
zählen halt nicht. Warum, weiß kein Mensch.
Es geht um Anerkennung. Fühlen Sie sich auch vom ÖFB zu wenig anerkannt?
Das interessiert mich nicht. Ich habe da keine Berührungspunkte mehr. Es
gibt noch die Länderspiele, da kriegen die Legenden noch ein Ticket. Aber
allein gehe ich nicht zu den Länderspielen, ich würde ja mit meiner Frau
hingehen wollen. Und die müsste dann zahlen.
Schauen Sie sich die Länderspiele jetzt im Fernsehen an?
Ja, natürlich. Der ÖFB war meine große Liebe, jahrzehntelang. Meine größten
Träume waren mit dem ÖFB verbunden. Die habe ich mir erfüllt, und jetzt hat
jede Partei andere Interessen. So sehe ich das.
Noch sind Sie ja Rekordtorschütze beim österreichischen Nationalteam. Mit
Stand jetzt 44 oder dann eben 47 Toren. Was würde passieren, wenn Marco
Arnautović , der jetzt bei 36 steht, sagen wir nach der EM in Deutschland
48 Tore geschossen hat?
Das wäre super. Das würde heißen, dass er viele Tore macht. Dass Österreich
erfolgreich ist. Mit Arnautović hat meine Klage überhaupt nichts zu tun.
Das hat mir schon vor 20 Jahren gestunken, dass die Tore nicht anerkannt
werden. Es waren normale Länderspiele mit Hymnen und normalen
Schiedsrichtern und den normalen Dressen (österreichisch für
Nationaltrikots) und allem. (Beim Spiel in Tunesien, bei dem er zwei Tore
geschossen hat, wurde ein tunesischer Linienrichter eingesetzt.)
Es waren andere Zeiten damals. Dass es Länderspiele gab, die an der Fifa
vorbei organisiert wurden, weil der ÖFB nur eine bestimmte Anzahl von
offiziellen Länderspielen durchführen wollte, auch wegen der Vereine und
den entsprechenden Abstellungsklauseln, kann man sich heute gar nicht mehr
vorstellen.
Der ÖFB hat das erfunden: Sie haben es inoffizielle Länderspiele genannt,
aber es gibt ja keine inoffiziellen Länderspiele. Es gibt nur Bewerbspiele
oder Freundschaftsspiele. Es ist also nicht einzusehen. Wir haben eine
Prämie bekommen und den offiziellen Ausgehanzug des ÖFB. Alles war wie
sonst auch.
Es war weniger Geld im Umlauf als heutzutage. Stimmt es Sie eigentlich
traurig, dass Sie diese Weltkarriere im Fußball schon hinter sich haben,
statt sie jetzt noch machen zu können?
Wir haben auch gut verdient früher. Ich schaue eher nach vorne als nach
hinten.
Sie haben sich bei der [2][Wiener Viktoria] seit 2011 mit einer
Unterbrechung Ihr eigenes Idyll geschaffen, als Trainer und Gesicht des
Klubs, mit Schlagerpartys und Bierzeltatmosphäre nach dem Spiel und großem
sozialen Engagement (u. a. Unterstützung von Obdachlosen) des Vereins, der
in der dritten Liga spielt. Ist das alles gut so oder würden Sie doch mal
wieder woandershin wollen?
Jetzt nicht mehr. Früher habe ich gedacht, dass meine Karriere als
Trainer so verlaufen würde wie die als Spieler, aber jetzt nicht mehr. Ich
habe auch keine Lust mehr, mich irgendwo auf der Tribüne zu zeigen, wenn
unten ein Trainerstuhl wackelt. Das ist alles nicht mein Ding.
Ligakonkurrent Wiener SC baut bald ein neues Stadion und wird danach höhere
Ambitionen hegen. Wie sieht es bei der Viktoria aus?
Wir haben diese Pläne auch, müssen sie nur umsetzen. Es gibt ein neues
Trainingsgelände, nicht weit von hier. Und wir wollen mittelfristig
aufsteigen, in die zweite Liga. Weiter denken wir nicht.
In Köln werden Sie trotz Ihres Hochverrats damals – dem Wechsel nach
Gladbach – immer noch verehrt.
Ich hatte damals keine andere Wahl. Der FC hatte mir einen Posten im Klub
nach der Karriere versprochen. Er hätte mich also nicht hergeben
brauchen. Ich hatte auch einen Vertrag für die zweite Liga. Dann war ich
froh, für einen zweiten Traditionsverein spielen zu dürfen. Anders wäre es
gewesen, wenn beide in der ersten Liga geblieben wären. Für mich war es so
einfacher. Gladbach war nicht weit. Ich habe die Kinder in der Schule
lassen können, ich musste nicht wieder umziehen. Umgezogen bin ich oft
genug. Von daher war es das Beste.
Und was meinen Sie, wie weit wird Österreich kommen bei der EM?
Der [3][Rangnick macht das sehr, sehr gut]. Ich bin froh, dass er geblieben
ist. Aber das Verletzungspech momentan ist eine Katastrophe. Wenn man davon
ausgeht, dass Frankreich durchmarschieren wird, werden wir gegen Holland
ums Weiterkommen spielen müssen. Und die Polen muss man auch erst mal
schlagen.
11 May 2024
## LINKS
[1] https://www.derstandard.at/consent/tcf/story/3000000216640/polsters-prozess…
[2] https://www.wiener-viktoria.at/
[3] /Vor-der-Fussball-EM/!5997954
## AUTOREN
René Hamann
## TAGS
Fußball
Österreich
Prozess
Länderspiel
Ralf Rangnick
Fußball
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