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# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Scholz und Putin telefonieren
> Erstmals seit Ende März telefonieren Bundeskanzler Scholz und Russlands
> Putin miteinander. Scholz fordert Waffenstillstand und diplomatische
> Lösung.
Bild: Das Haus der Kultur im ukrainischen Derhachi wurde von einer russischen B…
## 🐾 Krisenmanagement mit Russland
In der aktuellen Konfrontation mit Russland gibt es viele Gründe zur Sorge.
Wie gutes Krisenmanagement hier funktionieren kann, [1][beschreibt Ian
Kearns] für die taz.
## G7 sichern Ukraine fortdauernde Unterstützung zu
Die G7-Gruppe führender Industrienationen hat der Ukraine angesichts des
russischen Angriffskrieges ihre fortdauernde Unterstützung zugesagt. Der
EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte am Freitag am Rande des
G7-Außenministertreffens im schleswig-holsteinischen Wangels, die EU werde
weitere Militärhilfen im Wert von 500 Millionen Euro für Kiew
bereitstellen. Außenministerin Annalena Baerbock warf Russland vor, in der
Ukraine auch einen „Lebensmittelkrieg“ zu führen, der bereits weltweit
Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit habe.
Borrell stellte eine Aufstockung der EU-Militärhilfen auf zwei Milliarden
Euro in Aussicht. Die zusätzlichen 500 Millionen Euro seien für „schwere
Waffen“ bestimmt, sagte er. Die Hilfen müssen noch von den
EU-Mitgliedstaaten gebilligt werden. Nach Angaben aus EU-Diplomatenkreisen
dürfte dies bereits am Montag erfolgen. (afp)
## Baltische Häfen für ukrainische Exporte im Gespräch
Die Ukraine lotet nach Worten ihres Agrarministers Mykola Solskyj in
Gesprächen mit baltischen Staaten die Möglichkeit aus, über deren Häfen
Agrar-Exporte zu verschiffen. Es gebe dort einige große Häfen, die nicht
ausgelastet seien, weil Transitlieferungen aus Russland und Belarus
ausblieben, sagt Solskyj nach einem Treffen mit den G7-Agrarministern in
Stuttgart.
Lettland und Litauen würden sich nach seinen Worten freuen, wenn sie mit
der Ukraine zusammenarbeiten könnten. Es gebe aber ein großes Problem, wie
die Waren dort hingelangen sollten. In der Ukraine sind die Häfen bis auf
Odessa durch den russischen Einmarsch blockiert. (rtr)
## Bundesarchiv hilft ukrainischen Kollegen bei Rettung von Beständen
Das Bundesarchiv unterstützt ukrainische Archive nach dem russischen
Angriff bei der Sicherung wertvoller Bestände. Mehrere Scanner,
Verpackungsmaterial, Kisten und ein Notstromaggregat seien bereits
geliefert worden, nun würden vier weitere A2-Buchscanner beschafft und
Installation und Betrieb gesichert, teilte das Bundesarchiv am Freitag in
Berlin mit. Unterstützt würden unter anderem das Staatliche Archiv in
Iwano-Frankiwsk sowie das [2][Staatliche Historische Archiv von Lwiw] in
der Westukraine. (dpa)
## Rheinmetall-Chef: Bundesregierung gibt Lieferungen an Ukraine nicht frei
Der Rüstungskonzern Rheinmetall wartet nach eigenen Angaben weiter auf die
Erlaubnis für Lieferungen an die Ukraine. „Keine einzige Lieferung wurde
bisher von der Bundesregierung freigegeben, also auch nicht die Marder oder
Munition oder der Verkauf von alten Leopard-1-Panzern“, sagte Konzernchef
[3][Armin Papperger der Rheinischen Post.]
Die ersten gebrauchten Schützenpanzer Marder „haben wir in drei Wochen
fertig“, sagte Papperger zum Fortgang der Instandsetzungsarbeiten. „Dann
könnten wir zwei Stück pro Woche liefern, insgesamt rund 100 Stück.“
Rheinmetall richte die Marder „ohne konkreten Auftrag auf eigene Rechnung
her, weil es genügend Interessenten gibt, um sie uns abzukaufen“, führte
Papperger aus. „Aber natürlich wäre uns eine Lieferung an die Ukraine am
liebsten, um dem Land zu helfen.“ Der größte deutsche Rüstungskonzern
verfügt über große Bestände von gebrauchten Panzerfahrzeugen, etwa der
Typen Marder und Leopard 1.
Kritisch blickt Papperger auf die Ringtausch-Vorhaben der Bundesregierung –
dabei würden etwa Slowenien oder Tschechien der Ukraine schwere Waffen aus
sowjetischer Produktion liefern und im Gegenzug wieder hergerichtete
Gebrauchtware von Rheinmetall bekommen. „Das Problem an einem Ringtausch
wäre, dass die Tschechen und die Slowaken keine Marder wollen, sondern
moderne Produkte, wie den Schützenpanzer Lynx, den wir in den vergangenen
Jahren auf eigene Kosten entwickelt haben“, sagte Papperger. „Doch um hohe
Stückzahlen zu bauen, brauchen wir zirka zwei Jahre.“
[4][Die Bild-Zeitung berichtete] am Freitag, zur Lieferung der
Marder-Schützenpanzer an die Ukraine hätten das Außenministerium und das
Wirtschaftsministerium bereits vor Wochen Zustimmung signalisiert. Das
Kanzleramt aber habe noch nicht entschieden. (afp)
## Tote und Verletzte in ostukrainischen Gebieten Charkiw und Luhansk
In den ostukrainischen Gebieten [5][Charkiw] und Luhansk sind
Behördenangaben zufolge mehrere Menschen infolge von Kämpfen getötet
worden. Im Charkiwer Gebiet wurden Angaben des Zivilschutzes vom Freitag
zufolge nach der Löschung eines Hallenbrandes drei Männer tot aufgefunden.
Fünf weitere seien verletzt worden. In die Halle in der Ortschaft
Schebelynka im Kreis Isjum war am Vortag ein Geschoss eingeschlagen und
hatte den Brand ausgelöst.
Im benachbarten Luhansker Gebiet informierte der Militärgouverneur Serhij
Hajdaj über zwei durch russischen Beschuss getötete Zivilisten aus
Lyssytschansk und Solote. Am nördlichen Rand von Sjewjerodonezk sei dabei
zum zweiten Mal seit 2014 eine Brücke über den Fluss Borowa zerstört
worden. Hajdajs Aussagen zufolge wurden in den umkämpften Teilen des
Luhansker Gebiets fast 60 weitere Häuser zerstört. (dpa)
## Video soll zeigen, wie russische Soldaten Unbewaffnete erschießen
Im Krieg in der Ukraine häufen sich die Hinweise auf russische
Kriegsverbrechen. In einem Video, [6][das der US-Nachrichtensender CNN
veröffentlichte], soll zu sehen sein, wie russische Soldaten zwei dem
Augenschein nach unbewaffnete Männer erschießen. Nach Recherchen des
dpa-Faktencheckteams ist das Video plausibel. Auch die BBC berichtete über
den Vorfall. Laut CNN entstanden die Aufnahmen am 16. März in der Nähe von
Kiew.
Mehrere Kameras fingen die Szene aus verschiedenen Perspektiven ein –
jedoch ohne Ton. Laut CNN handelte es sich bei den Opfern um Zivilisten.
Zu sehen ist, wie zunächst ein Transporter in einem Gewerbegebiet vorfährt,
der mit mehreren V-Zeichen besprüht ist. Eine weitere Szene zeigt, wie sich
die Zivilisten noch mit den Soldaten unterhalten. Laut CNN wurden die
beiden Männer offenbar danach kontrolliert, ob sie Waffen bei sich tragen.
Nach einer Konversation gehen die russischen Soldaten und die beiden
Zivilisten auseinander. Doch plötzlich kehren zwei Soldaten zurück und
schießen den beiden Männern, die langsam über das Gelände gehen, in den
Rücken.
Nach einiger Zeit steht einer der Männer auf – er lebt noch. Es gelingt
ihm, einen Raum zu erreichen. Zu sehen ist, wie er ein Handy benutzt. Auch
diese Szene wird von einer Kamera festgehalten. Zu sehen ist auch, dass der
Mann viel Blut verliert. Er stirbt den Berichten zufolge später an seinen
Verletzungen. (dpa)
## Scholz und Putin telefonieren erstmals seit 30. März
Nach mehr als sechs Wochen Funkstille hat Bundeskanzler Olaf Scholz wieder
mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gesprochen. In einem
75-minütigen Telefonat am Freitagvormittag forderte der SPD-Politiker einen
schnellen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg, die Verbesserung der
humanitären Lage im Kriegsgebiet und Fortschritte bei der Suche nach einer
diplomatischen Lösung des Konflikts, wie Regierungssprecher Steffen
Hebestreit mitteilte.
Nach Angaben des Kremls kam das Gespräch auf deutsche Initiative zustande.
Es sei vereinbart worden, die Diskussion „auf verschiedenen Kanälen“
fortzusetzen.
Scholz hatte nach Beginn des Krieges in der Ukraine mehrfach mit Putin
telefoniert, zuletzt am 30. März. Wenige Tage später wurde das Massaker im
Kiewer Vorort Butscha bekannt. Danach gab es zunächst keinen Kontakt mehr.
In einem vergangene Woche veröffentlichten Stern-Interview hatte Scholz
gesagt: „Wenn es etwas zu bereden gibt, werde ich den Kontakt wieder
aufnehmen. Unsere Priorität ist klar: Die Kriegshandlungen müssen sofort
beendet werden.“
Hebestreit begründete den jetzigen Vorstoß des Kanzlers mit den Worten:
„Man muss natürlich an irgendeinem Punkt dazu kommen, dass es auch wieder
diplomatische Initiativen geben muss.“ Ziel sei es, „diesen furchtbaren
Krieg mit schrecklichen Zahlen von Opfern, viel Zerstörung und auch der
ganzen Sinnlosigkeit, die ein Krieg mit sich bringt, einem Ausweg
zuzuführen“. (dpa)
## Großbritannien verhängt Sanktionen gegen zwölf Vertraute Putins
Großbritannien hat am Freitag Sanktionen gegen zwölf enge Vertraute des
russischen Präsidenten Wladimir Putin verhängt. Die Strafmaßnahmen richten
sich unter anderem gegen Putins frühere Frau Ljudmila Oscheretnaja und
gegen die frühere Sportgymnastin Alina Kabajewa, die nach Informationen der
britischen Regierung eine „enge persönliche Beziehung“ zu Putin pflegt.
Auch Alexander Plechow, ein „enger Freund“ Putins, gehört wohl zu den
Sanktionierten.
„Wir legen das Netzwerk offen, das Putins Luxus-Leben stützt und ziehen die
Schlinge um seinen inneren Zirkel enger“,
erklärte die britische Außenministerin Liz Truss. Die Sanktionen gegen alle
Unterstützer von Putins „Aggression“ würden fortgesetzt, bis sie zum Ziel
führten.
Die Angaben des Kreml über das bescheidene Einkommen des Staatschefs stehen
im Kontrast zu Berichten über eine Luxus-Yacht, mit der er in Verbindung
gebracht wird. Für Wirbel sorgten auch Enthüllungen über ein Luxus-Anwesen
am Schwarzen Meer, das Putin gehörten soll.
Der tatsächliche Reichtum Putins wird nach Angaben des britischen
Außenministeriums durch ein Netzwerk aus familiären Verbindungen,
Freundschaften und Kontakten mit ausgesuchten Mitgliedern der russischen
Elite verborgen, die wegen ihrer vollständigen Loyalität für diese Rolle
ausgesucht wurden.
Nach unbestätigten Berichten hat Großbritannien seit dem Beginn der von
Putin angeordneten Invasion Ende Februar inzwischen gegen eintausend
Einzelpersonen und gegen einhundert russische Wirtschaftsbetriebe
Sanktionen verhängt. Dazu zählen Oligarchen, deren Gesamtvermögen auf 135
Milliarden Euro veranschlagt wird. (afp)
## Russland kürzt Buchungskapazität über Sudscha-Pipeline
Russland hat seine Buchungskapazität für den Gastransit durch die Ukraine
über die Sudscha-Route nach ukrainischen Angaben gekürzt. Sie liege für
Freitag bei 60,8 Millionen Kubikmeter von zuvor angekündigten 65,7
Millionen Kubikmetern, teilt der ukrainische Pipelinebetreiber mit. Für
Donnerstag hatte der russische Gasriese Gazprom den Angaben zufolge eine
Transitkapazität von 53,45 Millionen Kubikmetern gebucht.
Die Ukraine [7][hatte am Mittwoch den Gastransit] über die Schlüsselroute
Sochranowka gestoppt, weil dort eine Verdichterstation kriegsbedingt nicht
mehr betrieben werden könne und pro-russische Separatisten Gas von der
Leitung abzweigen würden. Sie forderte Gazprom auf, die Sudscha-Leitung als
Ausweichroute zu nutzen. Russland und Gazprom wiesen die Vorwürfe zurück
und erklärten, die geforderte Umleitung sei technisch nicht möglich. (rtr)
## Energiemarktexperte schlägt Enteignung von Gazprom Germania vor
Vor dem Hintergrund des russischen [8][Gas-Lieferstopps gegen Gazprom
Germania] haben sich Energiemarktexperten für eine Verstaatlichung der
Firma und seiner Tochterunternehmen, zum Beispiel Wingas, ausgesprochen.
„Eine Enteignung wäre das Mittel der Wahl, damit etwa die Handelspartner
von Wingas weiter die Sicherheit haben, bedient zu werden“, sagte Fabian
Huneke vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool in Berlin.
Nach der Einstellung der Gas-Lieferungen bestehe bei den Handelsunternehmen
der Gazprom Germania eine starke Insolvenzgefährdung. Nötig seien daher
staatliche Garantien. „Dadurch wird verhindert, dass viele andere
Unternehmen durch einen Dominoeffekt ebenfalls in Schwierigkeiten geraten.“
Eine Verstaatlichung ist aus Hunekes Sicht „die beste Methode, mehr
Sicherheit in den Markt reinzubekommen“.
Gazprom Germania ist seit Anfang April unter Kontrolle der
Bundesnetzagentur. Der Mutterkonzern Gazprom hatte das Unternehmen mitsamt
dessen Tochtergesellschaften zuvor an laut Wirtschaftsministerium
„undurchsichtige Eigentümer“ verkauft. Als eine Liquidierung des
Unternehmens angeordnet worden war, hatte das Ministerium die
Treuhänderschaft durch die Netzagentur angeordnet. Am Mittwoch hatte der
Kreml russischen Firmen verboten, mit ehemaligen Gazprom-Töchtern im
Ausland Geschäfte zu machen. (dpa)
## 🐾 Das Gas reicht bis zum Winter
Trotz der Sanktionen gegen Gazprom-Töchter hält der grüne
Wirtschaftsminister Habeck die Lage für „beherrschbar“, [9][schreiben] die
Taz-Redakteure Tobias Schulze, Malte Kreutzfeldt und Anna Lehmann.
## Özdemir: Russland nutzt Hunger als Kriegswaffe
Der grüne Bundesagrarminister Cem Özdemir wirft Russland vor, Hunger
gezielt als Kriegswaffe einzusetzen, indem der Export ukrainischen
Getreides durch Blockade der Häfen verhindert werde. Die Ukraine liefere
die Hälfte des Getreides für das Welternährungsprogramm, sagt der
Grünen-Politiker im Deutschlandfunk vor der G7-Agrarministerkonferenz in
Stuttgart. „Das ist bewusste Kriegsstrategie – die Verknappung, die
Erhöhung der Preise.“
Derzeit sei Odessa der einzige freie Seehafen der Ukraine. Es dürfe „nicht
fallen“. Mit der EU und den europäischen Partnern werde nach alternativen
Transportwegen für ukrainisches Getreide gesucht – auf dem Landweg, über
die Donau, auf der Schiene. All das werde aber den Seeweg nicht ersetzen
können. Die Seewege müssten frei werden. (rtr)
## Welthungerhilfe warnt vor „drastischem Anstieg“ der Zahl Hungernder
Die Welthungerhilfe hat vor dem Treffen der G7-Agrarminister vor einem
„noch drastischeren Anstieg“ der [10][Zahl der Hungernden] infolge des
Ukraine-Krieges gewarnt. Um dies zu verhindern, müssten die
Landwirtschaftsminister „schnellstmöglich angemessene Akuthilfen auf den
Weg bringen“, sagte Welthungerhilfe-Vizepolitikchef Rafael Schneider der
Neuen Osnabrücker Zeitung. Der Preisanstieg für Lebensmittel durch den
Ukraine-Krieg treibe ansonsten die Zahl der Hungernden weiter in die Höhe.
Derzeit leiden laut Schneider weltweit 800 Millionen Menschen unter Hunger.
Grund sei nicht nur der Krieg, sondern auch „Systemfehler“. Diese müssten
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und seine Kollegen dringend
beheben, forderte Schneider. Zudem dürften Maßnahmen gegen akute
Versorgungsengpässe nicht auf Kosten des Umweltschutzes gehen.
Die Welthungerhilfe kritisierte insbesondere den Plan Özdemirs, den
Weizenanbau zu erleichtern, um den Ausfall der Einfuhren aus der Ukraine zu
kompensieren. „Auf ökologisch wichtige Brachflächen für den Getreideanbau
in der EU zurückzugreifen ist sehr kurzfristig gedacht“, sagte Schneider.
Stattdessen müsse die landwirtschaftliche Entwicklung im globalen Süden
verbessert werden, regionaler Handel mit Agrargütern gestärkt,
Importquellen ausgeweitet und Kleinbauern unterstützt werden. (afp)
## Ukraine: Weiteres russisches Schiff ausgeschaltet
Im Schwarzen Meer ist nach ukrainischen Angaben ein weiteres russisches
Schiff ausgeschaltet worden. Olexij Arestowytsch, ein Berater des
ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, erklärte am späten Donnerstag,
das Logistikschiff „Wsewolod Bobrow“ sei bei einem Angriff ukrainischer
Streitkräfte getroffen worden, als es versucht habe, ein Flugabwehrsystem
auf die ukrainische Schlangeninsel zu liefern. Das Schiff sei schwer
beschädigt worden, aber vermutlich nicht gesunken, sagte er.
Ein Sprecher der regionalen Militärverwaltung für Odessa sagte, das Schiff
habe nach dem Angriff Feuer gefangen. Von russischer Seite gab es keine
Bestätigung. Berichte über Opfer lagen nicht vor.
Das britische Verteidigungsministerium hatte zuletzt erklärt, dass die
Ukraine russische Luftverteidigung und Versorgungsschiffe auf der
Schlangeninsel angegriffen habe, um Moskaus Bemühungen zu stören, seine
Kontrolle über die Schwarzmeerküste auszuweiten.
Das ukrainische Militär hatte im April den [11][russischen Raketenkreuzer
„Moskwa“] versenkt, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte. Im
März zerstörte das Militär das Landungsschiff „Saratow“. (ap)
## 🐾 Orks in Gefangenschaft
Antirussische Neologismen: Auf ukrainischer Seite reagiert man auf die
Propagandasprache des Kremls rhetorisch kreativ. Dank dem „Herrn der
Ringe“, [12][schreibt] Taz-Redakteurin Katja Kollmann.
## Wohl zehntausende UkrainerInnen nach Russland verschleppt
Die USA gehen davon aus, dass Russland seit Beginn seines Angriffskriegs
zehntausende Ukrainerinnen und Ukrainer gewaltsam verschleppt hat. Allein
aus der belagerten Hafenstadt Mariupol seien tausende Menschen nach
Russland oder in russisch kontrolliertes Gebiet gebracht worden, sagte der
US-Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in
Europa (OSZE), [13][Michael Carpenter], am Donnerstag in Wien.
Die ukrainische Regierung schätzt die Zahl der verschleppten Ukrainer gar
auf knapp 1,2 Millionen. Darunter sollen sich nach Angaben der Ombudsfrau
Lyudmyla Denisowa auch mindestens 210.000 Kinder befinden. Sie sollten zu
russischen Staatsbürgern gemacht werden, erklärt Denisowa. Russland hat von
„Geflüchteten“ gesprochen, die nach Russland kommen, um den Kämpfen zu
entkommen, insbesondere aus der südukrainischen Stadt Mariupol.
Nach Angaben Kiews betreibt Moskau zudem sogenannte Filtrationslager, in
denen festgenommene Ukrainer verhört werden. Augenzeugen hätten von
„brutalen Verhören“ in diesen Lagern berichtet, sagte Carpenter. Dies und
die Zwangsverschleppungen kämen Kriegsverbrechen gleich. „Wir dürfen dieses
Übel nicht zulassen“, sagte er. Der UN-Menschenrechtsrat hatte am
Donnerstag mit überwältigender Mehrheit für eine Untersuchung mutmaßlicher
russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine gestimmt. (afp, rtr)
## Selenski sieht „Barbarei und Dummheit“ hinter russischen Attacken
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat den russischen Truppen den
Beschuss von Schulen in der Region Tschernihiw vorgeworfen. Natürlich sei
der russische Staat in solch einem Zustand, dass jegliche Bildung nur im
Weg stehe, sagte Selenski in seiner nächtlichen Videoansprache ans Volk am
Donnerstagabend. „Doch was kann durch die Zerstörung ukrainischer Schulen
erreicht werden? Alle russischen Kommandeure, die solche Befehle erteilen,
sind krank, und unverbesserlich.“
Aus der zentralukrainischen Region Poltawa gemeldete Attacken auf eine
Ölraffinerie in der Stadt Krementschuk sowie Angriffe auf die Region
Saporischschja und den Donbass im Osten verurteilte er als sinnlos. Die
Angreifer bezeichnete der Präsident als „Feiglinge, die die Wahrheit hinter
Raketen, Luftangriffen und Artilleriebeschuss zu verbergen versuchten“.
Daher bestehe die Aufgabe der Ukrainer darin, zu kämpfen, bis ihre
Kriegsziele erreicht seien: „unser Land zu befreien, unsere Leute und
unsere Sicherheit zu gewährleisten.“
Selenski warf Russland auch vor, seit Beginn der Invasion Ende Februar 570
medizinische Einrichtungen beschädigt und 101 Kliniken zerstört zu haben.
„Was soll das? Es ist Dummheit. Es ist Barbarei. Es ist die
Selbstzerstörung Russlands als einem Staat, den jeder in der Welt als eine
kultivierte Nation ansehen konnte.“ (ap)
## Ukraine nationalisiert Filialen russischer Banken
In der Ukraine werden mit sofortiger Wirkung alle Filialen der russischen
Sberbank und der VEB.RF, der ehemaligen Wnjeschekonombank, verstaatlicht.
Das beschloss das Parlament in Kiew am Donnerstagabend, wie
Präsidentensprecher Andryj Jermak nach Angaben der Online-Zeitung
„Dumskaja“ mitteilte. Nach dem nunmehr verabschiedeten Gesetz werden alle
Gesellschafterrechte der betroffenen Banken sowie deren bei anderen
ukrainischen Finanzinstituten platzierten Finanzeinlagen in Staatseigentum
überführt. (dpa)
## Sprengfalle in Klavier im ukrainischen Butscha entdeckt
Mit viel Glück hat ein zehnjähriges Mädchen im Kiewer Vorort [14][Butscha]
nach Medienberichten eine tödliche Hinterlassenschaft russischer
Besatzungstruppen überlebt. Eine in ihrem Klavier versteckte Gewehrgranate
habe „wie durch ein Wunder nicht funktioniert“, berichtete Anton
Geraschtschenko, Berater im ukrainischen Innenministerium, am
Donnerstagabend. Die russischen Besatzer hätten die Granate im Hammerwerk
des Klaviers in einer Wohnung versteckt.
Als die Familie nach dem Abzug der Russen aus Butscha zurückkehrte, wurde
der tödliche Sprengsatz entdeckt. „Dank der Aufmerksamkeit der Mutter ist
niemand zu Schaden gekommen, die Granate wurde von Spezialisten
entschärft.“
Butscha war Schauplatz einer Serie von Gräueltaten, die den russischen
Truppen zugeschrieben werden. Dutzende Bewohner waren dort getötet worden,
vielen Leichen waren noch die Hände auf dem Rücken gefesselt.
Minen und versteckte Sprengsätze werden häufig eingesetzt, um den Rückzug
eigener Truppen abzusichern und ein schnelles Nachrücken des Gegners zu
unterbinden. (dpa)
## Verhandlungen um Soldaten in Azovstal-Werk gehen weiter
Mit internationaler Unterstützung setzt die ukrainische Führung ihre
Bemühungen um Rettung der Soldaten im belagerten Stahlwerk [15][Azovstal]
in der Hafenstadt Mariupol fort. „Wir haben eine neue Runde der
Verhandlungen eröffnet“, sagte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am
Donnerstagabend nach Angaben der „Ukrajinska Prawda“. Kiew habe den UN und
dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz das Mandat zu den Gesprächen
mit der russischen Seite erteilt, die Türkei sei inzwischen als Vermittler
dabei.
„Wir möchten, dass ein Abkommen darüber unterzeichnet wird, wie die
Evakuierung aus Azovstal abläuft, wird sind zur Unterzeichnung bereit“,
sagte Wereschtschuk. Angestrebt sei eine Evakuierung in mehreren Etappen –
an erster Stelle stehe die Rettung von 38 schwer verwundeten Verteidigern
aus Azovstal. Sollte dies klappen, „dann bewegen wir uns weiter“. Die
Ukraine ist unter anderem bereit, russische Kriegsgefangene für die
Verwundeten aus Azovstal auszutauschen.
Im weitläufigen Stahlwerk in der Hafenstadt haben sich die letzten
ukrainischen Verteidiger verschanzt. Russland lehnt bisher jede Evakuierung
ab, fordert von den Ukrainern im Werk die Kapitulation.
Die Türkei schlug dem russischen Militär nach Angaben der „Ukrajinska
Prawda“ vor, alle ukrainischen Soldaten aus Azovstal auf dem Seeweg zu
evakuieren. Sie sollten dann bis Kriegsende in der Türkei bleiben. (dpa)
13 May 2022
## LINKS
[1] /Krieg-in-der-Ukraine/!5850277
[2] https://uaculture.org/organisations/the-central-state-historical-archives-o…
[3] https://rp-online.de/wirtschaft/unternehmen/rheinmetall-chef-papperger-will…
[4] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/bild-erfuhr-kanzleramt-ve…
[5] /Russland-und-der-Ukrainekrieg/!5851548
[6] https://edition.cnn.com/2022/05/11/europe/ukraine-video-russian-soldiers-sh…
[7] /Krieg-in-der-Ukraine/!5854171
[8] /Versorgung-in-Deutschland/!5850407
[9] /Versorgung-in-Deutschland/!5850407
[10] /Zahlen-zur-globalen-Ernaehrung-2021/!5847800
[11] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/raketenkreuzer-moskwa-gesunken-10…
[12] /Krieg-der-Sprache/!5854267
[13] https://osce.usmission.gov/our-relationship/our-ambassador/
[14] /Notizen-aus-dem-Krieg/!5849246
[15] /Evakuierungen-aus-Mariupol/!5851779
## AUTOREN
Lisa Schneider
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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