| # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Scholz und Putin telefonieren | |
| > Erstmals seit Ende März telefonieren Bundeskanzler Scholz und Russlands | |
| > Putin miteinander. Scholz fordert Waffenstillstand und diplomatische | |
| > Lösung. | |
| Bild: Das Haus der Kultur im ukrainischen Derhachi wurde von einer russischen B… | |
| ## 🐾 Krisenmanagement mit Russland | |
| In der aktuellen Konfrontation mit Russland gibt es viele Gründe zur Sorge. | |
| Wie gutes Krisenmanagement hier funktionieren kann, [1][beschreibt Ian | |
| Kearns] für die taz. | |
| ## G7 sichern Ukraine fortdauernde Unterstützung zu | |
| Die G7-Gruppe führender Industrienationen hat der Ukraine angesichts des | |
| russischen Angriffskrieges ihre fortdauernde Unterstützung zugesagt. Der | |
| EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte am Freitag am Rande des | |
| G7-Außenministertreffens im schleswig-holsteinischen Wangels, die EU werde | |
| weitere Militärhilfen im Wert von 500 Millionen Euro für Kiew | |
| bereitstellen. Außenministerin Annalena Baerbock warf Russland vor, in der | |
| Ukraine auch einen „Lebensmittelkrieg“ zu führen, der bereits weltweit | |
| Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit habe. | |
| Borrell stellte eine Aufstockung der EU-Militärhilfen auf zwei Milliarden | |
| Euro in Aussicht. Die zusätzlichen 500 Millionen Euro seien für „schwere | |
| Waffen“ bestimmt, sagte er. Die Hilfen müssen noch von den | |
| EU-Mitgliedstaaten gebilligt werden. Nach Angaben aus EU-Diplomatenkreisen | |
| dürfte dies bereits am Montag erfolgen. (afp) | |
| ## Baltische Häfen für ukrainische Exporte im Gespräch | |
| Die Ukraine lotet nach Worten ihres Agrarministers Mykola Solskyj in | |
| Gesprächen mit baltischen Staaten die Möglichkeit aus, über deren Häfen | |
| Agrar-Exporte zu verschiffen. Es gebe dort einige große Häfen, die nicht | |
| ausgelastet seien, weil Transitlieferungen aus Russland und Belarus | |
| ausblieben, sagt Solskyj nach einem Treffen mit den G7-Agrarministern in | |
| Stuttgart. | |
| Lettland und Litauen würden sich nach seinen Worten freuen, wenn sie mit | |
| der Ukraine zusammenarbeiten könnten. Es gebe aber ein großes Problem, wie | |
| die Waren dort hingelangen sollten. In der Ukraine sind die Häfen bis auf | |
| Odessa durch den russischen Einmarsch blockiert. (rtr) | |
| ## Bundesarchiv hilft ukrainischen Kollegen bei Rettung von Beständen | |
| Das Bundesarchiv unterstützt ukrainische Archive nach dem russischen | |
| Angriff bei der Sicherung wertvoller Bestände. Mehrere Scanner, | |
| Verpackungsmaterial, Kisten und ein Notstromaggregat seien bereits | |
| geliefert worden, nun würden vier weitere A2-Buchscanner beschafft und | |
| Installation und Betrieb gesichert, teilte das Bundesarchiv am Freitag in | |
| Berlin mit. Unterstützt würden unter anderem das Staatliche Archiv in | |
| Iwano-Frankiwsk sowie das [2][Staatliche Historische Archiv von Lwiw] in | |
| der Westukraine. (dpa) | |
| ## Rheinmetall-Chef: Bundesregierung gibt Lieferungen an Ukraine nicht frei | |
| Der Rüstungskonzern Rheinmetall wartet nach eigenen Angaben weiter auf die | |
| Erlaubnis für Lieferungen an die Ukraine. „Keine einzige Lieferung wurde | |
| bisher von der Bundesregierung freigegeben, also auch nicht die Marder oder | |
| Munition oder der Verkauf von alten Leopard-1-Panzern“, sagte Konzernchef | |
| [3][Armin Papperger der Rheinischen Post.] | |
| Die ersten gebrauchten Schützenpanzer Marder „haben wir in drei Wochen | |
| fertig“, sagte Papperger zum Fortgang der Instandsetzungsarbeiten. „Dann | |
| könnten wir zwei Stück pro Woche liefern, insgesamt rund 100 Stück.“ | |
| Rheinmetall richte die Marder „ohne konkreten Auftrag auf eigene Rechnung | |
| her, weil es genügend Interessenten gibt, um sie uns abzukaufen“, führte | |
| Papperger aus. „Aber natürlich wäre uns eine Lieferung an die Ukraine am | |
| liebsten, um dem Land zu helfen.“ Der größte deutsche Rüstungskonzern | |
| verfügt über große Bestände von gebrauchten Panzerfahrzeugen, etwa der | |
| Typen Marder und Leopard 1. | |
| Kritisch blickt Papperger auf die Ringtausch-Vorhaben der Bundesregierung – | |
| dabei würden etwa Slowenien oder Tschechien der Ukraine schwere Waffen aus | |
| sowjetischer Produktion liefern und im Gegenzug wieder hergerichtete | |
| Gebrauchtware von Rheinmetall bekommen. „Das Problem an einem Ringtausch | |
| wäre, dass die Tschechen und die Slowaken keine Marder wollen, sondern | |
| moderne Produkte, wie den Schützenpanzer Lynx, den wir in den vergangenen | |
| Jahren auf eigene Kosten entwickelt haben“, sagte Papperger. „Doch um hohe | |
| Stückzahlen zu bauen, brauchen wir zirka zwei Jahre.“ | |
| [4][Die Bild-Zeitung berichtete] am Freitag, zur Lieferung der | |
| Marder-Schützenpanzer an die Ukraine hätten das Außenministerium und das | |
| Wirtschaftsministerium bereits vor Wochen Zustimmung signalisiert. Das | |
| Kanzleramt aber habe noch nicht entschieden. (afp) | |
| ## Tote und Verletzte in ostukrainischen Gebieten Charkiw und Luhansk | |
| In den ostukrainischen Gebieten [5][Charkiw] und Luhansk sind | |
| Behördenangaben zufolge mehrere Menschen infolge von Kämpfen getötet | |
| worden. Im Charkiwer Gebiet wurden Angaben des Zivilschutzes vom Freitag | |
| zufolge nach der Löschung eines Hallenbrandes drei Männer tot aufgefunden. | |
| Fünf weitere seien verletzt worden. In die Halle in der Ortschaft | |
| Schebelynka im Kreis Isjum war am Vortag ein Geschoss eingeschlagen und | |
| hatte den Brand ausgelöst. | |
| Im benachbarten Luhansker Gebiet informierte der Militärgouverneur Serhij | |
| Hajdaj über zwei durch russischen Beschuss getötete Zivilisten aus | |
| Lyssytschansk und Solote. Am nördlichen Rand von Sjewjerodonezk sei dabei | |
| zum zweiten Mal seit 2014 eine Brücke über den Fluss Borowa zerstört | |
| worden. Hajdajs Aussagen zufolge wurden in den umkämpften Teilen des | |
| Luhansker Gebiets fast 60 weitere Häuser zerstört. (dpa) | |
| ## Video soll zeigen, wie russische Soldaten Unbewaffnete erschießen | |
| Im Krieg in der Ukraine häufen sich die Hinweise auf russische | |
| Kriegsverbrechen. In einem Video, [6][das der US-Nachrichtensender CNN | |
| veröffentlichte], soll zu sehen sein, wie russische Soldaten zwei dem | |
| Augenschein nach unbewaffnete Männer erschießen. Nach Recherchen des | |
| dpa-Faktencheckteams ist das Video plausibel. Auch die BBC berichtete über | |
| den Vorfall. Laut CNN entstanden die Aufnahmen am 16. März in der Nähe von | |
| Kiew. | |
| Mehrere Kameras fingen die Szene aus verschiedenen Perspektiven ein – | |
| jedoch ohne Ton. Laut CNN handelte es sich bei den Opfern um Zivilisten. | |
| Zu sehen ist, wie zunächst ein Transporter in einem Gewerbegebiet vorfährt, | |
| der mit mehreren V-Zeichen besprüht ist. Eine weitere Szene zeigt, wie sich | |
| die Zivilisten noch mit den Soldaten unterhalten. Laut CNN wurden die | |
| beiden Männer offenbar danach kontrolliert, ob sie Waffen bei sich tragen. | |
| Nach einer Konversation gehen die russischen Soldaten und die beiden | |
| Zivilisten auseinander. Doch plötzlich kehren zwei Soldaten zurück und | |
| schießen den beiden Männern, die langsam über das Gelände gehen, in den | |
| Rücken. | |
| Nach einiger Zeit steht einer der Männer auf – er lebt noch. Es gelingt | |
| ihm, einen Raum zu erreichen. Zu sehen ist, wie er ein Handy benutzt. Auch | |
| diese Szene wird von einer Kamera festgehalten. Zu sehen ist auch, dass der | |
| Mann viel Blut verliert. Er stirbt den Berichten zufolge später an seinen | |
| Verletzungen. (dpa) | |
| ## Scholz und Putin telefonieren erstmals seit 30. März | |
| Nach mehr als sechs Wochen Funkstille hat Bundeskanzler Olaf Scholz wieder | |
| mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gesprochen. In einem | |
| 75-minütigen Telefonat am Freitagvormittag forderte der SPD-Politiker einen | |
| schnellen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg, die Verbesserung der | |
| humanitären Lage im Kriegsgebiet und Fortschritte bei der Suche nach einer | |
| diplomatischen Lösung des Konflikts, wie Regierungssprecher Steffen | |
| Hebestreit mitteilte. | |
| Nach Angaben des Kremls kam das Gespräch auf deutsche Initiative zustande. | |
| Es sei vereinbart worden, die Diskussion „auf verschiedenen Kanälen“ | |
| fortzusetzen. | |
| Scholz hatte nach Beginn des Krieges in der Ukraine mehrfach mit Putin | |
| telefoniert, zuletzt am 30. März. Wenige Tage später wurde das Massaker im | |
| Kiewer Vorort Butscha bekannt. Danach gab es zunächst keinen Kontakt mehr. | |
| In einem vergangene Woche veröffentlichten Stern-Interview hatte Scholz | |
| gesagt: „Wenn es etwas zu bereden gibt, werde ich den Kontakt wieder | |
| aufnehmen. Unsere Priorität ist klar: Die Kriegshandlungen müssen sofort | |
| beendet werden.“ | |
| Hebestreit begründete den jetzigen Vorstoß des Kanzlers mit den Worten: | |
| „Man muss natürlich an irgendeinem Punkt dazu kommen, dass es auch wieder | |
| diplomatische Initiativen geben muss.“ Ziel sei es, „diesen furchtbaren | |
| Krieg mit schrecklichen Zahlen von Opfern, viel Zerstörung und auch der | |
| ganzen Sinnlosigkeit, die ein Krieg mit sich bringt, einem Ausweg | |
| zuzuführen“. (dpa) | |
| ## Großbritannien verhängt Sanktionen gegen zwölf Vertraute Putins | |
| Großbritannien hat am Freitag Sanktionen gegen zwölf enge Vertraute des | |
| russischen Präsidenten Wladimir Putin verhängt. Die Strafmaßnahmen richten | |
| sich unter anderem gegen Putins frühere Frau Ljudmila Oscheretnaja und | |
| gegen die frühere Sportgymnastin Alina Kabajewa, die nach Informationen der | |
| britischen Regierung eine „enge persönliche Beziehung“ zu Putin pflegt. | |
| Auch Alexander Plechow, ein „enger Freund“ Putins, gehört wohl zu den | |
| Sanktionierten. | |
| „Wir legen das Netzwerk offen, das Putins Luxus-Leben stützt und ziehen die | |
| Schlinge um seinen inneren Zirkel enger“, | |
| erklärte die britische Außenministerin Liz Truss. Die Sanktionen gegen alle | |
| Unterstützer von Putins „Aggression“ würden fortgesetzt, bis sie zum Ziel | |
| führten. | |
| Die Angaben des Kreml über das bescheidene Einkommen des Staatschefs stehen | |
| im Kontrast zu Berichten über eine Luxus-Yacht, mit der er in Verbindung | |
| gebracht wird. Für Wirbel sorgten auch Enthüllungen über ein Luxus-Anwesen | |
| am Schwarzen Meer, das Putin gehörten soll. | |
| Der tatsächliche Reichtum Putins wird nach Angaben des britischen | |
| Außenministeriums durch ein Netzwerk aus familiären Verbindungen, | |
| Freundschaften und Kontakten mit ausgesuchten Mitgliedern der russischen | |
| Elite verborgen, die wegen ihrer vollständigen Loyalität für diese Rolle | |
| ausgesucht wurden. | |
| Nach unbestätigten Berichten hat Großbritannien seit dem Beginn der von | |
| Putin angeordneten Invasion Ende Februar inzwischen gegen eintausend | |
| Einzelpersonen und gegen einhundert russische Wirtschaftsbetriebe | |
| Sanktionen verhängt. Dazu zählen Oligarchen, deren Gesamtvermögen auf 135 | |
| Milliarden Euro veranschlagt wird. (afp) | |
| ## Russland kürzt Buchungskapazität über Sudscha-Pipeline | |
| Russland hat seine Buchungskapazität für den Gastransit durch die Ukraine | |
| über die Sudscha-Route nach ukrainischen Angaben gekürzt. Sie liege für | |
| Freitag bei 60,8 Millionen Kubikmeter von zuvor angekündigten 65,7 | |
| Millionen Kubikmetern, teilt der ukrainische Pipelinebetreiber mit. Für | |
| Donnerstag hatte der russische Gasriese Gazprom den Angaben zufolge eine | |
| Transitkapazität von 53,45 Millionen Kubikmetern gebucht. | |
| Die Ukraine [7][hatte am Mittwoch den Gastransit] über die Schlüsselroute | |
| Sochranowka gestoppt, weil dort eine Verdichterstation kriegsbedingt nicht | |
| mehr betrieben werden könne und pro-russische Separatisten Gas von der | |
| Leitung abzweigen würden. Sie forderte Gazprom auf, die Sudscha-Leitung als | |
| Ausweichroute zu nutzen. Russland und Gazprom wiesen die Vorwürfe zurück | |
| und erklärten, die geforderte Umleitung sei technisch nicht möglich. (rtr) | |
| ## Energiemarktexperte schlägt Enteignung von Gazprom Germania vor | |
| Vor dem Hintergrund des russischen [8][Gas-Lieferstopps gegen Gazprom | |
| Germania] haben sich Energiemarktexperten für eine Verstaatlichung der | |
| Firma und seiner Tochterunternehmen, zum Beispiel Wingas, ausgesprochen. | |
| „Eine Enteignung wäre das Mittel der Wahl, damit etwa die Handelspartner | |
| von Wingas weiter die Sicherheit haben, bedient zu werden“, sagte Fabian | |
| Huneke vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool in Berlin. | |
| Nach der Einstellung der Gas-Lieferungen bestehe bei den Handelsunternehmen | |
| der Gazprom Germania eine starke Insolvenzgefährdung. Nötig seien daher | |
| staatliche Garantien. „Dadurch wird verhindert, dass viele andere | |
| Unternehmen durch einen Dominoeffekt ebenfalls in Schwierigkeiten geraten.“ | |
| Eine Verstaatlichung ist aus Hunekes Sicht „die beste Methode, mehr | |
| Sicherheit in den Markt reinzubekommen“. | |
| Gazprom Germania ist seit Anfang April unter Kontrolle der | |
| Bundesnetzagentur. Der Mutterkonzern Gazprom hatte das Unternehmen mitsamt | |
| dessen Tochtergesellschaften zuvor an laut Wirtschaftsministerium | |
| „undurchsichtige Eigentümer“ verkauft. Als eine Liquidierung des | |
| Unternehmens angeordnet worden war, hatte das Ministerium die | |
| Treuhänderschaft durch die Netzagentur angeordnet. Am Mittwoch hatte der | |
| Kreml russischen Firmen verboten, mit ehemaligen Gazprom-Töchtern im | |
| Ausland Geschäfte zu machen. (dpa) | |
| ## 🐾 Das Gas reicht bis zum Winter | |
| Trotz der Sanktionen gegen Gazprom-Töchter hält der grüne | |
| Wirtschaftsminister Habeck die Lage für „beherrschbar“, [9][schreiben] die | |
| Taz-Redakteure Tobias Schulze, Malte Kreutzfeldt und Anna Lehmann. | |
| ## Özdemir: Russland nutzt Hunger als Kriegswaffe | |
| Der grüne Bundesagrarminister Cem Özdemir wirft Russland vor, Hunger | |
| gezielt als Kriegswaffe einzusetzen, indem der Export ukrainischen | |
| Getreides durch Blockade der Häfen verhindert werde. Die Ukraine liefere | |
| die Hälfte des Getreides für das Welternährungsprogramm, sagt der | |
| Grünen-Politiker im Deutschlandfunk vor der G7-Agrarministerkonferenz in | |
| Stuttgart. „Das ist bewusste Kriegsstrategie – die Verknappung, die | |
| Erhöhung der Preise.“ | |
| Derzeit sei Odessa der einzige freie Seehafen der Ukraine. Es dürfe „nicht | |
| fallen“. Mit der EU und den europäischen Partnern werde nach alternativen | |
| Transportwegen für ukrainisches Getreide gesucht – auf dem Landweg, über | |
| die Donau, auf der Schiene. All das werde aber den Seeweg nicht ersetzen | |
| können. Die Seewege müssten frei werden. (rtr) | |
| ## Welthungerhilfe warnt vor „drastischem Anstieg“ der Zahl Hungernder | |
| Die Welthungerhilfe hat vor dem Treffen der G7-Agrarminister vor einem | |
| „noch drastischeren Anstieg“ der [10][Zahl der Hungernden] infolge des | |
| Ukraine-Krieges gewarnt. Um dies zu verhindern, müssten die | |
| Landwirtschaftsminister „schnellstmöglich angemessene Akuthilfen auf den | |
| Weg bringen“, sagte Welthungerhilfe-Vizepolitikchef Rafael Schneider der | |
| Neuen Osnabrücker Zeitung. Der Preisanstieg für Lebensmittel durch den | |
| Ukraine-Krieg treibe ansonsten die Zahl der Hungernden weiter in die Höhe. | |
| Derzeit leiden laut Schneider weltweit 800 Millionen Menschen unter Hunger. | |
| Grund sei nicht nur der Krieg, sondern auch „Systemfehler“. Diese müssten | |
| Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und seine Kollegen dringend | |
| beheben, forderte Schneider. Zudem dürften Maßnahmen gegen akute | |
| Versorgungsengpässe nicht auf Kosten des Umweltschutzes gehen. | |
| Die Welthungerhilfe kritisierte insbesondere den Plan Özdemirs, den | |
| Weizenanbau zu erleichtern, um den Ausfall der Einfuhren aus der Ukraine zu | |
| kompensieren. „Auf ökologisch wichtige Brachflächen für den Getreideanbau | |
| in der EU zurückzugreifen ist sehr kurzfristig gedacht“, sagte Schneider. | |
| Stattdessen müsse die landwirtschaftliche Entwicklung im globalen Süden | |
| verbessert werden, regionaler Handel mit Agrargütern gestärkt, | |
| Importquellen ausgeweitet und Kleinbauern unterstützt werden. (afp) | |
| ## Ukraine: Weiteres russisches Schiff ausgeschaltet | |
| Im Schwarzen Meer ist nach ukrainischen Angaben ein weiteres russisches | |
| Schiff ausgeschaltet worden. Olexij Arestowytsch, ein Berater des | |
| ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, erklärte am späten Donnerstag, | |
| das Logistikschiff „Wsewolod Bobrow“ sei bei einem Angriff ukrainischer | |
| Streitkräfte getroffen worden, als es versucht habe, ein Flugabwehrsystem | |
| auf die ukrainische Schlangeninsel zu liefern. Das Schiff sei schwer | |
| beschädigt worden, aber vermutlich nicht gesunken, sagte er. | |
| Ein Sprecher der regionalen Militärverwaltung für Odessa sagte, das Schiff | |
| habe nach dem Angriff Feuer gefangen. Von russischer Seite gab es keine | |
| Bestätigung. Berichte über Opfer lagen nicht vor. | |
| Das britische Verteidigungsministerium hatte zuletzt erklärt, dass die | |
| Ukraine russische Luftverteidigung und Versorgungsschiffe auf der | |
| Schlangeninsel angegriffen habe, um Moskaus Bemühungen zu stören, seine | |
| Kontrolle über die Schwarzmeerküste auszuweiten. | |
| Das ukrainische Militär hatte im April den [11][russischen Raketenkreuzer | |
| „Moskwa“] versenkt, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte. Im | |
| März zerstörte das Militär das Landungsschiff „Saratow“. (ap) | |
| ## 🐾 Orks in Gefangenschaft | |
| Antirussische Neologismen: Auf ukrainischer Seite reagiert man auf die | |
| Propagandasprache des Kremls rhetorisch kreativ. Dank dem „Herrn der | |
| Ringe“, [12][schreibt] Taz-Redakteurin Katja Kollmann. | |
| ## Wohl zehntausende UkrainerInnen nach Russland verschleppt | |
| Die USA gehen davon aus, dass Russland seit Beginn seines Angriffskriegs | |
| zehntausende Ukrainerinnen und Ukrainer gewaltsam verschleppt hat. Allein | |
| aus der belagerten Hafenstadt Mariupol seien tausende Menschen nach | |
| Russland oder in russisch kontrolliertes Gebiet gebracht worden, sagte der | |
| US-Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in | |
| Europa (OSZE), [13][Michael Carpenter], am Donnerstag in Wien. | |
| Die ukrainische Regierung schätzt die Zahl der verschleppten Ukrainer gar | |
| auf knapp 1,2 Millionen. Darunter sollen sich nach Angaben der Ombudsfrau | |
| Lyudmyla Denisowa auch mindestens 210.000 Kinder befinden. Sie sollten zu | |
| russischen Staatsbürgern gemacht werden, erklärt Denisowa. Russland hat von | |
| „Geflüchteten“ gesprochen, die nach Russland kommen, um den Kämpfen zu | |
| entkommen, insbesondere aus der südukrainischen Stadt Mariupol. | |
| Nach Angaben Kiews betreibt Moskau zudem sogenannte Filtrationslager, in | |
| denen festgenommene Ukrainer verhört werden. Augenzeugen hätten von | |
| „brutalen Verhören“ in diesen Lagern berichtet, sagte Carpenter. Dies und | |
| die Zwangsverschleppungen kämen Kriegsverbrechen gleich. „Wir dürfen dieses | |
| Übel nicht zulassen“, sagte er. Der UN-Menschenrechtsrat hatte am | |
| Donnerstag mit überwältigender Mehrheit für eine Untersuchung mutmaßlicher | |
| russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine gestimmt. (afp, rtr) | |
| ## Selenski sieht „Barbarei und Dummheit“ hinter russischen Attacken | |
| Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat den russischen Truppen den | |
| Beschuss von Schulen in der Region Tschernihiw vorgeworfen. Natürlich sei | |
| der russische Staat in solch einem Zustand, dass jegliche Bildung nur im | |
| Weg stehe, sagte Selenski in seiner nächtlichen Videoansprache ans Volk am | |
| Donnerstagabend. „Doch was kann durch die Zerstörung ukrainischer Schulen | |
| erreicht werden? Alle russischen Kommandeure, die solche Befehle erteilen, | |
| sind krank, und unverbesserlich.“ | |
| Aus der zentralukrainischen Region Poltawa gemeldete Attacken auf eine | |
| Ölraffinerie in der Stadt Krementschuk sowie Angriffe auf die Region | |
| Saporischschja und den Donbass im Osten verurteilte er als sinnlos. Die | |
| Angreifer bezeichnete der Präsident als „Feiglinge, die die Wahrheit hinter | |
| Raketen, Luftangriffen und Artilleriebeschuss zu verbergen versuchten“. | |
| Daher bestehe die Aufgabe der Ukrainer darin, zu kämpfen, bis ihre | |
| Kriegsziele erreicht seien: „unser Land zu befreien, unsere Leute und | |
| unsere Sicherheit zu gewährleisten.“ | |
| Selenski warf Russland auch vor, seit Beginn der Invasion Ende Februar 570 | |
| medizinische Einrichtungen beschädigt und 101 Kliniken zerstört zu haben. | |
| „Was soll das? Es ist Dummheit. Es ist Barbarei. Es ist die | |
| Selbstzerstörung Russlands als einem Staat, den jeder in der Welt als eine | |
| kultivierte Nation ansehen konnte.“ (ap) | |
| ## Ukraine nationalisiert Filialen russischer Banken | |
| In der Ukraine werden mit sofortiger Wirkung alle Filialen der russischen | |
| Sberbank und der VEB.RF, der ehemaligen Wnjeschekonombank, verstaatlicht. | |
| Das beschloss das Parlament in Kiew am Donnerstagabend, wie | |
| Präsidentensprecher Andryj Jermak nach Angaben der Online-Zeitung | |
| „Dumskaja“ mitteilte. Nach dem nunmehr verabschiedeten Gesetz werden alle | |
| Gesellschafterrechte der betroffenen Banken sowie deren bei anderen | |
| ukrainischen Finanzinstituten platzierten Finanzeinlagen in Staatseigentum | |
| überführt. (dpa) | |
| ## Sprengfalle in Klavier im ukrainischen Butscha entdeckt | |
| Mit viel Glück hat ein zehnjähriges Mädchen im Kiewer Vorort [14][Butscha] | |
| nach Medienberichten eine tödliche Hinterlassenschaft russischer | |
| Besatzungstruppen überlebt. Eine in ihrem Klavier versteckte Gewehrgranate | |
| habe „wie durch ein Wunder nicht funktioniert“, berichtete Anton | |
| Geraschtschenko, Berater im ukrainischen Innenministerium, am | |
| Donnerstagabend. Die russischen Besatzer hätten die Granate im Hammerwerk | |
| des Klaviers in einer Wohnung versteckt. | |
| Als die Familie nach dem Abzug der Russen aus Butscha zurückkehrte, wurde | |
| der tödliche Sprengsatz entdeckt. „Dank der Aufmerksamkeit der Mutter ist | |
| niemand zu Schaden gekommen, die Granate wurde von Spezialisten | |
| entschärft.“ | |
| Butscha war Schauplatz einer Serie von Gräueltaten, die den russischen | |
| Truppen zugeschrieben werden. Dutzende Bewohner waren dort getötet worden, | |
| vielen Leichen waren noch die Hände auf dem Rücken gefesselt. | |
| Minen und versteckte Sprengsätze werden häufig eingesetzt, um den Rückzug | |
| eigener Truppen abzusichern und ein schnelles Nachrücken des Gegners zu | |
| unterbinden. (dpa) | |
| ## Verhandlungen um Soldaten in Azovstal-Werk gehen weiter | |
| Mit internationaler Unterstützung setzt die ukrainische Führung ihre | |
| Bemühungen um Rettung der Soldaten im belagerten Stahlwerk [15][Azovstal] | |
| in der Hafenstadt Mariupol fort. „Wir haben eine neue Runde der | |
| Verhandlungen eröffnet“, sagte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am | |
| Donnerstagabend nach Angaben der „Ukrajinska Prawda“. Kiew habe den UN und | |
| dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz das Mandat zu den Gesprächen | |
| mit der russischen Seite erteilt, die Türkei sei inzwischen als Vermittler | |
| dabei. | |
| „Wir möchten, dass ein Abkommen darüber unterzeichnet wird, wie die | |
| Evakuierung aus Azovstal abläuft, wird sind zur Unterzeichnung bereit“, | |
| sagte Wereschtschuk. Angestrebt sei eine Evakuierung in mehreren Etappen – | |
| an erster Stelle stehe die Rettung von 38 schwer verwundeten Verteidigern | |
| aus Azovstal. Sollte dies klappen, „dann bewegen wir uns weiter“. Die | |
| Ukraine ist unter anderem bereit, russische Kriegsgefangene für die | |
| Verwundeten aus Azovstal auszutauschen. | |
| Im weitläufigen Stahlwerk in der Hafenstadt haben sich die letzten | |
| ukrainischen Verteidiger verschanzt. Russland lehnt bisher jede Evakuierung | |
| ab, fordert von den Ukrainern im Werk die Kapitulation. | |
| Die Türkei schlug dem russischen Militär nach Angaben der „Ukrajinska | |
| Prawda“ vor, alle ukrainischen Soldaten aus Azovstal auf dem Seeweg zu | |
| evakuieren. Sie sollten dann bis Kriegsende in der Türkei bleiben. (dpa) | |
| 13 May 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Krieg-in-der-Ukraine/!5850277 | |
| [2] https://uaculture.org/organisations/the-central-state-historical-archives-o… | |
| [3] https://rp-online.de/wirtschaft/unternehmen/rheinmetall-chef-papperger-will… | |
| [4] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/bild-erfuhr-kanzleramt-ve… | |
| [5] /Russland-und-der-Ukrainekrieg/!5851548 | |
| [6] https://edition.cnn.com/2022/05/11/europe/ukraine-video-russian-soldiers-sh… | |
| [7] /Krieg-in-der-Ukraine/!5854171 | |
| [8] /Versorgung-in-Deutschland/!5850407 | |
| [9] /Versorgung-in-Deutschland/!5850407 | |
| [10] /Zahlen-zur-globalen-Ernaehrung-2021/!5847800 | |
| [11] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/raketenkreuzer-moskwa-gesunken-10… | |
| [12] /Krieg-der-Sprache/!5854267 | |
| [13] https://osce.usmission.gov/our-relationship/our-ambassador/ | |
| [14] /Notizen-aus-dem-Krieg/!5849246 | |
| [15] /Evakuierungen-aus-Mariupol/!5851779 | |
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