# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Scholz und Putin telefonieren | |
> Erstmals seit Ende März telefonieren Bundeskanzler Scholz und Russlands | |
> Putin miteinander. Scholz fordert Waffenstillstand und diplomatische | |
> Lösung. | |
Bild: Das Haus der Kultur im ukrainischen Derhachi wurde von einer russischen B… | |
## 🐾 Krisenmanagement mit Russland | |
In der aktuellen Konfrontation mit Russland gibt es viele Gründe zur Sorge. | |
Wie gutes Krisenmanagement hier funktionieren kann, [1][beschreibt Ian | |
Kearns] für die taz. | |
## G7 sichern Ukraine fortdauernde Unterstützung zu | |
Die G7-Gruppe führender Industrienationen hat der Ukraine angesichts des | |
russischen Angriffskrieges ihre fortdauernde Unterstützung zugesagt. Der | |
EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte am Freitag am Rande des | |
G7-Außenministertreffens im schleswig-holsteinischen Wangels, die EU werde | |
weitere Militärhilfen im Wert von 500 Millionen Euro für Kiew | |
bereitstellen. Außenministerin Annalena Baerbock warf Russland vor, in der | |
Ukraine auch einen „Lebensmittelkrieg“ zu führen, der bereits weltweit | |
Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit habe. | |
Borrell stellte eine Aufstockung der EU-Militärhilfen auf zwei Milliarden | |
Euro in Aussicht. Die zusätzlichen 500 Millionen Euro seien für „schwere | |
Waffen“ bestimmt, sagte er. Die Hilfen müssen noch von den | |
EU-Mitgliedstaaten gebilligt werden. Nach Angaben aus EU-Diplomatenkreisen | |
dürfte dies bereits am Montag erfolgen. (afp) | |
## Baltische Häfen für ukrainische Exporte im Gespräch | |
Die Ukraine lotet nach Worten ihres Agrarministers Mykola Solskyj in | |
Gesprächen mit baltischen Staaten die Möglichkeit aus, über deren Häfen | |
Agrar-Exporte zu verschiffen. Es gebe dort einige große Häfen, die nicht | |
ausgelastet seien, weil Transitlieferungen aus Russland und Belarus | |
ausblieben, sagt Solskyj nach einem Treffen mit den G7-Agrarministern in | |
Stuttgart. | |
Lettland und Litauen würden sich nach seinen Worten freuen, wenn sie mit | |
der Ukraine zusammenarbeiten könnten. Es gebe aber ein großes Problem, wie | |
die Waren dort hingelangen sollten. In der Ukraine sind die Häfen bis auf | |
Odessa durch den russischen Einmarsch blockiert. (rtr) | |
## Bundesarchiv hilft ukrainischen Kollegen bei Rettung von Beständen | |
Das Bundesarchiv unterstützt ukrainische Archive nach dem russischen | |
Angriff bei der Sicherung wertvoller Bestände. Mehrere Scanner, | |
Verpackungsmaterial, Kisten und ein Notstromaggregat seien bereits | |
geliefert worden, nun würden vier weitere A2-Buchscanner beschafft und | |
Installation und Betrieb gesichert, teilte das Bundesarchiv am Freitag in | |
Berlin mit. Unterstützt würden unter anderem das Staatliche Archiv in | |
Iwano-Frankiwsk sowie das [2][Staatliche Historische Archiv von Lwiw] in | |
der Westukraine. (dpa) | |
## Rheinmetall-Chef: Bundesregierung gibt Lieferungen an Ukraine nicht frei | |
Der Rüstungskonzern Rheinmetall wartet nach eigenen Angaben weiter auf die | |
Erlaubnis für Lieferungen an die Ukraine. „Keine einzige Lieferung wurde | |
bisher von der Bundesregierung freigegeben, also auch nicht die Marder oder | |
Munition oder der Verkauf von alten Leopard-1-Panzern“, sagte Konzernchef | |
[3][Armin Papperger der Rheinischen Post.] | |
Die ersten gebrauchten Schützenpanzer Marder „haben wir in drei Wochen | |
fertig“, sagte Papperger zum Fortgang der Instandsetzungsarbeiten. „Dann | |
könnten wir zwei Stück pro Woche liefern, insgesamt rund 100 Stück.“ | |
Rheinmetall richte die Marder „ohne konkreten Auftrag auf eigene Rechnung | |
her, weil es genügend Interessenten gibt, um sie uns abzukaufen“, führte | |
Papperger aus. „Aber natürlich wäre uns eine Lieferung an die Ukraine am | |
liebsten, um dem Land zu helfen.“ Der größte deutsche Rüstungskonzern | |
verfügt über große Bestände von gebrauchten Panzerfahrzeugen, etwa der | |
Typen Marder und Leopard 1. | |
Kritisch blickt Papperger auf die Ringtausch-Vorhaben der Bundesregierung – | |
dabei würden etwa Slowenien oder Tschechien der Ukraine schwere Waffen aus | |
sowjetischer Produktion liefern und im Gegenzug wieder hergerichtete | |
Gebrauchtware von Rheinmetall bekommen. „Das Problem an einem Ringtausch | |
wäre, dass die Tschechen und die Slowaken keine Marder wollen, sondern | |
moderne Produkte, wie den Schützenpanzer Lynx, den wir in den vergangenen | |
Jahren auf eigene Kosten entwickelt haben“, sagte Papperger. „Doch um hohe | |
Stückzahlen zu bauen, brauchen wir zirka zwei Jahre.“ | |
[4][Die Bild-Zeitung berichtete] am Freitag, zur Lieferung der | |
Marder-Schützenpanzer an die Ukraine hätten das Außenministerium und das | |
Wirtschaftsministerium bereits vor Wochen Zustimmung signalisiert. Das | |
Kanzleramt aber habe noch nicht entschieden. (afp) | |
## Tote und Verletzte in ostukrainischen Gebieten Charkiw und Luhansk | |
In den ostukrainischen Gebieten [5][Charkiw] und Luhansk sind | |
Behördenangaben zufolge mehrere Menschen infolge von Kämpfen getötet | |
worden. Im Charkiwer Gebiet wurden Angaben des Zivilschutzes vom Freitag | |
zufolge nach der Löschung eines Hallenbrandes drei Männer tot aufgefunden. | |
Fünf weitere seien verletzt worden. In die Halle in der Ortschaft | |
Schebelynka im Kreis Isjum war am Vortag ein Geschoss eingeschlagen und | |
hatte den Brand ausgelöst. | |
Im benachbarten Luhansker Gebiet informierte der Militärgouverneur Serhij | |
Hajdaj über zwei durch russischen Beschuss getötete Zivilisten aus | |
Lyssytschansk und Solote. Am nördlichen Rand von Sjewjerodonezk sei dabei | |
zum zweiten Mal seit 2014 eine Brücke über den Fluss Borowa zerstört | |
worden. Hajdajs Aussagen zufolge wurden in den umkämpften Teilen des | |
Luhansker Gebiets fast 60 weitere Häuser zerstört. (dpa) | |
## Video soll zeigen, wie russische Soldaten Unbewaffnete erschießen | |
Im Krieg in der Ukraine häufen sich die Hinweise auf russische | |
Kriegsverbrechen. In einem Video, [6][das der US-Nachrichtensender CNN | |
veröffentlichte], soll zu sehen sein, wie russische Soldaten zwei dem | |
Augenschein nach unbewaffnete Männer erschießen. Nach Recherchen des | |
dpa-Faktencheckteams ist das Video plausibel. Auch die BBC berichtete über | |
den Vorfall. Laut CNN entstanden die Aufnahmen am 16. März in der Nähe von | |
Kiew. | |
Mehrere Kameras fingen die Szene aus verschiedenen Perspektiven ein – | |
jedoch ohne Ton. Laut CNN handelte es sich bei den Opfern um Zivilisten. | |
Zu sehen ist, wie zunächst ein Transporter in einem Gewerbegebiet vorfährt, | |
der mit mehreren V-Zeichen besprüht ist. Eine weitere Szene zeigt, wie sich | |
die Zivilisten noch mit den Soldaten unterhalten. Laut CNN wurden die | |
beiden Männer offenbar danach kontrolliert, ob sie Waffen bei sich tragen. | |
Nach einer Konversation gehen die russischen Soldaten und die beiden | |
Zivilisten auseinander. Doch plötzlich kehren zwei Soldaten zurück und | |
schießen den beiden Männern, die langsam über das Gelände gehen, in den | |
Rücken. | |
Nach einiger Zeit steht einer der Männer auf – er lebt noch. Es gelingt | |
ihm, einen Raum zu erreichen. Zu sehen ist, wie er ein Handy benutzt. Auch | |
diese Szene wird von einer Kamera festgehalten. Zu sehen ist auch, dass der | |
Mann viel Blut verliert. Er stirbt den Berichten zufolge später an seinen | |
Verletzungen. (dpa) | |
## Scholz und Putin telefonieren erstmals seit 30. März | |
Nach mehr als sechs Wochen Funkstille hat Bundeskanzler Olaf Scholz wieder | |
mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gesprochen. In einem | |
75-minütigen Telefonat am Freitagvormittag forderte der SPD-Politiker einen | |
schnellen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg, die Verbesserung der | |
humanitären Lage im Kriegsgebiet und Fortschritte bei der Suche nach einer | |
diplomatischen Lösung des Konflikts, wie Regierungssprecher Steffen | |
Hebestreit mitteilte. | |
Nach Angaben des Kremls kam das Gespräch auf deutsche Initiative zustande. | |
Es sei vereinbart worden, die Diskussion „auf verschiedenen Kanälen“ | |
fortzusetzen. | |
Scholz hatte nach Beginn des Krieges in der Ukraine mehrfach mit Putin | |
telefoniert, zuletzt am 30. März. Wenige Tage später wurde das Massaker im | |
Kiewer Vorort Butscha bekannt. Danach gab es zunächst keinen Kontakt mehr. | |
In einem vergangene Woche veröffentlichten Stern-Interview hatte Scholz | |
gesagt: „Wenn es etwas zu bereden gibt, werde ich den Kontakt wieder | |
aufnehmen. Unsere Priorität ist klar: Die Kriegshandlungen müssen sofort | |
beendet werden.“ | |
Hebestreit begründete den jetzigen Vorstoß des Kanzlers mit den Worten: | |
„Man muss natürlich an irgendeinem Punkt dazu kommen, dass es auch wieder | |
diplomatische Initiativen geben muss.“ Ziel sei es, „diesen furchtbaren | |
Krieg mit schrecklichen Zahlen von Opfern, viel Zerstörung und auch der | |
ganzen Sinnlosigkeit, die ein Krieg mit sich bringt, einem Ausweg | |
zuzuführen“. (dpa) | |
## Großbritannien verhängt Sanktionen gegen zwölf Vertraute Putins | |
Großbritannien hat am Freitag Sanktionen gegen zwölf enge Vertraute des | |
russischen Präsidenten Wladimir Putin verhängt. Die Strafmaßnahmen richten | |
sich unter anderem gegen Putins frühere Frau Ljudmila Oscheretnaja und | |
gegen die frühere Sportgymnastin Alina Kabajewa, die nach Informationen der | |
britischen Regierung eine „enge persönliche Beziehung“ zu Putin pflegt. | |
Auch Alexander Plechow, ein „enger Freund“ Putins, gehört wohl zu den | |
Sanktionierten. | |
„Wir legen das Netzwerk offen, das Putins Luxus-Leben stützt und ziehen die | |
Schlinge um seinen inneren Zirkel enger“, | |
erklärte die britische Außenministerin Liz Truss. Die Sanktionen gegen alle | |
Unterstützer von Putins „Aggression“ würden fortgesetzt, bis sie zum Ziel | |
führten. | |
Die Angaben des Kreml über das bescheidene Einkommen des Staatschefs stehen | |
im Kontrast zu Berichten über eine Luxus-Yacht, mit der er in Verbindung | |
gebracht wird. Für Wirbel sorgten auch Enthüllungen über ein Luxus-Anwesen | |
am Schwarzen Meer, das Putin gehörten soll. | |
Der tatsächliche Reichtum Putins wird nach Angaben des britischen | |
Außenministeriums durch ein Netzwerk aus familiären Verbindungen, | |
Freundschaften und Kontakten mit ausgesuchten Mitgliedern der russischen | |
Elite verborgen, die wegen ihrer vollständigen Loyalität für diese Rolle | |
ausgesucht wurden. | |
Nach unbestätigten Berichten hat Großbritannien seit dem Beginn der von | |
Putin angeordneten Invasion Ende Februar inzwischen gegen eintausend | |
Einzelpersonen und gegen einhundert russische Wirtschaftsbetriebe | |
Sanktionen verhängt. Dazu zählen Oligarchen, deren Gesamtvermögen auf 135 | |
Milliarden Euro veranschlagt wird. (afp) | |
## Russland kürzt Buchungskapazität über Sudscha-Pipeline | |
Russland hat seine Buchungskapazität für den Gastransit durch die Ukraine | |
über die Sudscha-Route nach ukrainischen Angaben gekürzt. Sie liege für | |
Freitag bei 60,8 Millionen Kubikmeter von zuvor angekündigten 65,7 | |
Millionen Kubikmetern, teilt der ukrainische Pipelinebetreiber mit. Für | |
Donnerstag hatte der russische Gasriese Gazprom den Angaben zufolge eine | |
Transitkapazität von 53,45 Millionen Kubikmetern gebucht. | |
Die Ukraine [7][hatte am Mittwoch den Gastransit] über die Schlüsselroute | |
Sochranowka gestoppt, weil dort eine Verdichterstation kriegsbedingt nicht | |
mehr betrieben werden könne und pro-russische Separatisten Gas von der | |
Leitung abzweigen würden. Sie forderte Gazprom auf, die Sudscha-Leitung als | |
Ausweichroute zu nutzen. Russland und Gazprom wiesen die Vorwürfe zurück | |
und erklärten, die geforderte Umleitung sei technisch nicht möglich. (rtr) | |
## Energiemarktexperte schlägt Enteignung von Gazprom Germania vor | |
Vor dem Hintergrund des russischen [8][Gas-Lieferstopps gegen Gazprom | |
Germania] haben sich Energiemarktexperten für eine Verstaatlichung der | |
Firma und seiner Tochterunternehmen, zum Beispiel Wingas, ausgesprochen. | |
„Eine Enteignung wäre das Mittel der Wahl, damit etwa die Handelspartner | |
von Wingas weiter die Sicherheit haben, bedient zu werden“, sagte Fabian | |
Huneke vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool in Berlin. | |
Nach der Einstellung der Gas-Lieferungen bestehe bei den Handelsunternehmen | |
der Gazprom Germania eine starke Insolvenzgefährdung. Nötig seien daher | |
staatliche Garantien. „Dadurch wird verhindert, dass viele andere | |
Unternehmen durch einen Dominoeffekt ebenfalls in Schwierigkeiten geraten.“ | |
Eine Verstaatlichung ist aus Hunekes Sicht „die beste Methode, mehr | |
Sicherheit in den Markt reinzubekommen“. | |
Gazprom Germania ist seit Anfang April unter Kontrolle der | |
Bundesnetzagentur. Der Mutterkonzern Gazprom hatte das Unternehmen mitsamt | |
dessen Tochtergesellschaften zuvor an laut Wirtschaftsministerium | |
„undurchsichtige Eigentümer“ verkauft. Als eine Liquidierung des | |
Unternehmens angeordnet worden war, hatte das Ministerium die | |
Treuhänderschaft durch die Netzagentur angeordnet. Am Mittwoch hatte der | |
Kreml russischen Firmen verboten, mit ehemaligen Gazprom-Töchtern im | |
Ausland Geschäfte zu machen. (dpa) | |
## 🐾 Das Gas reicht bis zum Winter | |
Trotz der Sanktionen gegen Gazprom-Töchter hält der grüne | |
Wirtschaftsminister Habeck die Lage für „beherrschbar“, [9][schreiben] die | |
Taz-Redakteure Tobias Schulze, Malte Kreutzfeldt und Anna Lehmann. | |
## Özdemir: Russland nutzt Hunger als Kriegswaffe | |
Der grüne Bundesagrarminister Cem Özdemir wirft Russland vor, Hunger | |
gezielt als Kriegswaffe einzusetzen, indem der Export ukrainischen | |
Getreides durch Blockade der Häfen verhindert werde. Die Ukraine liefere | |
die Hälfte des Getreides für das Welternährungsprogramm, sagt der | |
Grünen-Politiker im Deutschlandfunk vor der G7-Agrarministerkonferenz in | |
Stuttgart. „Das ist bewusste Kriegsstrategie – die Verknappung, die | |
Erhöhung der Preise.“ | |
Derzeit sei Odessa der einzige freie Seehafen der Ukraine. Es dürfe „nicht | |
fallen“. Mit der EU und den europäischen Partnern werde nach alternativen | |
Transportwegen für ukrainisches Getreide gesucht – auf dem Landweg, über | |
die Donau, auf der Schiene. All das werde aber den Seeweg nicht ersetzen | |
können. Die Seewege müssten frei werden. (rtr) | |
## Welthungerhilfe warnt vor „drastischem Anstieg“ der Zahl Hungernder | |
Die Welthungerhilfe hat vor dem Treffen der G7-Agrarminister vor einem | |
„noch drastischeren Anstieg“ der [10][Zahl der Hungernden] infolge des | |
Ukraine-Krieges gewarnt. Um dies zu verhindern, müssten die | |
Landwirtschaftsminister „schnellstmöglich angemessene Akuthilfen auf den | |
Weg bringen“, sagte Welthungerhilfe-Vizepolitikchef Rafael Schneider der | |
Neuen Osnabrücker Zeitung. Der Preisanstieg für Lebensmittel durch den | |
Ukraine-Krieg treibe ansonsten die Zahl der Hungernden weiter in die Höhe. | |
Derzeit leiden laut Schneider weltweit 800 Millionen Menschen unter Hunger. | |
Grund sei nicht nur der Krieg, sondern auch „Systemfehler“. Diese müssten | |
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und seine Kollegen dringend | |
beheben, forderte Schneider. Zudem dürften Maßnahmen gegen akute | |
Versorgungsengpässe nicht auf Kosten des Umweltschutzes gehen. | |
Die Welthungerhilfe kritisierte insbesondere den Plan Özdemirs, den | |
Weizenanbau zu erleichtern, um den Ausfall der Einfuhren aus der Ukraine zu | |
kompensieren. „Auf ökologisch wichtige Brachflächen für den Getreideanbau | |
in der EU zurückzugreifen ist sehr kurzfristig gedacht“, sagte Schneider. | |
Stattdessen müsse die landwirtschaftliche Entwicklung im globalen Süden | |
verbessert werden, regionaler Handel mit Agrargütern gestärkt, | |
Importquellen ausgeweitet und Kleinbauern unterstützt werden. (afp) | |
## Ukraine: Weiteres russisches Schiff ausgeschaltet | |
Im Schwarzen Meer ist nach ukrainischen Angaben ein weiteres russisches | |
Schiff ausgeschaltet worden. Olexij Arestowytsch, ein Berater des | |
ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, erklärte am späten Donnerstag, | |
das Logistikschiff „Wsewolod Bobrow“ sei bei einem Angriff ukrainischer | |
Streitkräfte getroffen worden, als es versucht habe, ein Flugabwehrsystem | |
auf die ukrainische Schlangeninsel zu liefern. Das Schiff sei schwer | |
beschädigt worden, aber vermutlich nicht gesunken, sagte er. | |
Ein Sprecher der regionalen Militärverwaltung für Odessa sagte, das Schiff | |
habe nach dem Angriff Feuer gefangen. Von russischer Seite gab es keine | |
Bestätigung. Berichte über Opfer lagen nicht vor. | |
Das britische Verteidigungsministerium hatte zuletzt erklärt, dass die | |
Ukraine russische Luftverteidigung und Versorgungsschiffe auf der | |
Schlangeninsel angegriffen habe, um Moskaus Bemühungen zu stören, seine | |
Kontrolle über die Schwarzmeerküste auszuweiten. | |
Das ukrainische Militär hatte im April den [11][russischen Raketenkreuzer | |
„Moskwa“] versenkt, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte. Im | |
März zerstörte das Militär das Landungsschiff „Saratow“. (ap) | |
## 🐾 Orks in Gefangenschaft | |
Antirussische Neologismen: Auf ukrainischer Seite reagiert man auf die | |
Propagandasprache des Kremls rhetorisch kreativ. Dank dem „Herrn der | |
Ringe“, [12][schreibt] Taz-Redakteurin Katja Kollmann. | |
## Wohl zehntausende UkrainerInnen nach Russland verschleppt | |
Die USA gehen davon aus, dass Russland seit Beginn seines Angriffskriegs | |
zehntausende Ukrainerinnen und Ukrainer gewaltsam verschleppt hat. Allein | |
aus der belagerten Hafenstadt Mariupol seien tausende Menschen nach | |
Russland oder in russisch kontrolliertes Gebiet gebracht worden, sagte der | |
US-Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in | |
Europa (OSZE), [13][Michael Carpenter], am Donnerstag in Wien. | |
Die ukrainische Regierung schätzt die Zahl der verschleppten Ukrainer gar | |
auf knapp 1,2 Millionen. Darunter sollen sich nach Angaben der Ombudsfrau | |
Lyudmyla Denisowa auch mindestens 210.000 Kinder befinden. Sie sollten zu | |
russischen Staatsbürgern gemacht werden, erklärt Denisowa. Russland hat von | |
„Geflüchteten“ gesprochen, die nach Russland kommen, um den Kämpfen zu | |
entkommen, insbesondere aus der südukrainischen Stadt Mariupol. | |
Nach Angaben Kiews betreibt Moskau zudem sogenannte Filtrationslager, in | |
denen festgenommene Ukrainer verhört werden. Augenzeugen hätten von | |
„brutalen Verhören“ in diesen Lagern berichtet, sagte Carpenter. Dies und | |
die Zwangsverschleppungen kämen Kriegsverbrechen gleich. „Wir dürfen dieses | |
Übel nicht zulassen“, sagte er. Der UN-Menschenrechtsrat hatte am | |
Donnerstag mit überwältigender Mehrheit für eine Untersuchung mutmaßlicher | |
russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine gestimmt. (afp, rtr) | |
## Selenski sieht „Barbarei und Dummheit“ hinter russischen Attacken | |
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat den russischen Truppen den | |
Beschuss von Schulen in der Region Tschernihiw vorgeworfen. Natürlich sei | |
der russische Staat in solch einem Zustand, dass jegliche Bildung nur im | |
Weg stehe, sagte Selenski in seiner nächtlichen Videoansprache ans Volk am | |
Donnerstagabend. „Doch was kann durch die Zerstörung ukrainischer Schulen | |
erreicht werden? Alle russischen Kommandeure, die solche Befehle erteilen, | |
sind krank, und unverbesserlich.“ | |
Aus der zentralukrainischen Region Poltawa gemeldete Attacken auf eine | |
Ölraffinerie in der Stadt Krementschuk sowie Angriffe auf die Region | |
Saporischschja und den Donbass im Osten verurteilte er als sinnlos. Die | |
Angreifer bezeichnete der Präsident als „Feiglinge, die die Wahrheit hinter | |
Raketen, Luftangriffen und Artilleriebeschuss zu verbergen versuchten“. | |
Daher bestehe die Aufgabe der Ukrainer darin, zu kämpfen, bis ihre | |
Kriegsziele erreicht seien: „unser Land zu befreien, unsere Leute und | |
unsere Sicherheit zu gewährleisten.“ | |
Selenski warf Russland auch vor, seit Beginn der Invasion Ende Februar 570 | |
medizinische Einrichtungen beschädigt und 101 Kliniken zerstört zu haben. | |
„Was soll das? Es ist Dummheit. Es ist Barbarei. Es ist die | |
Selbstzerstörung Russlands als einem Staat, den jeder in der Welt als eine | |
kultivierte Nation ansehen konnte.“ (ap) | |
## Ukraine nationalisiert Filialen russischer Banken | |
In der Ukraine werden mit sofortiger Wirkung alle Filialen der russischen | |
Sberbank und der VEB.RF, der ehemaligen Wnjeschekonombank, verstaatlicht. | |
Das beschloss das Parlament in Kiew am Donnerstagabend, wie | |
Präsidentensprecher Andryj Jermak nach Angaben der Online-Zeitung | |
„Dumskaja“ mitteilte. Nach dem nunmehr verabschiedeten Gesetz werden alle | |
Gesellschafterrechte der betroffenen Banken sowie deren bei anderen | |
ukrainischen Finanzinstituten platzierten Finanzeinlagen in Staatseigentum | |
überführt. (dpa) | |
## Sprengfalle in Klavier im ukrainischen Butscha entdeckt | |
Mit viel Glück hat ein zehnjähriges Mädchen im Kiewer Vorort [14][Butscha] | |
nach Medienberichten eine tödliche Hinterlassenschaft russischer | |
Besatzungstruppen überlebt. Eine in ihrem Klavier versteckte Gewehrgranate | |
habe „wie durch ein Wunder nicht funktioniert“, berichtete Anton | |
Geraschtschenko, Berater im ukrainischen Innenministerium, am | |
Donnerstagabend. Die russischen Besatzer hätten die Granate im Hammerwerk | |
des Klaviers in einer Wohnung versteckt. | |
Als die Familie nach dem Abzug der Russen aus Butscha zurückkehrte, wurde | |
der tödliche Sprengsatz entdeckt. „Dank der Aufmerksamkeit der Mutter ist | |
niemand zu Schaden gekommen, die Granate wurde von Spezialisten | |
entschärft.“ | |
Butscha war Schauplatz einer Serie von Gräueltaten, die den russischen | |
Truppen zugeschrieben werden. Dutzende Bewohner waren dort getötet worden, | |
vielen Leichen waren noch die Hände auf dem Rücken gefesselt. | |
Minen und versteckte Sprengsätze werden häufig eingesetzt, um den Rückzug | |
eigener Truppen abzusichern und ein schnelles Nachrücken des Gegners zu | |
unterbinden. (dpa) | |
## Verhandlungen um Soldaten in Azovstal-Werk gehen weiter | |
Mit internationaler Unterstützung setzt die ukrainische Führung ihre | |
Bemühungen um Rettung der Soldaten im belagerten Stahlwerk [15][Azovstal] | |
in der Hafenstadt Mariupol fort. „Wir haben eine neue Runde der | |
Verhandlungen eröffnet“, sagte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am | |
Donnerstagabend nach Angaben der „Ukrajinska Prawda“. Kiew habe den UN und | |
dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz das Mandat zu den Gesprächen | |
mit der russischen Seite erteilt, die Türkei sei inzwischen als Vermittler | |
dabei. | |
„Wir möchten, dass ein Abkommen darüber unterzeichnet wird, wie die | |
Evakuierung aus Azovstal abläuft, wird sind zur Unterzeichnung bereit“, | |
sagte Wereschtschuk. Angestrebt sei eine Evakuierung in mehreren Etappen – | |
an erster Stelle stehe die Rettung von 38 schwer verwundeten Verteidigern | |
aus Azovstal. Sollte dies klappen, „dann bewegen wir uns weiter“. Die | |
Ukraine ist unter anderem bereit, russische Kriegsgefangene für die | |
Verwundeten aus Azovstal auszutauschen. | |
Im weitläufigen Stahlwerk in der Hafenstadt haben sich die letzten | |
ukrainischen Verteidiger verschanzt. Russland lehnt bisher jede Evakuierung | |
ab, fordert von den Ukrainern im Werk die Kapitulation. | |
Die Türkei schlug dem russischen Militär nach Angaben der „Ukrajinska | |
Prawda“ vor, alle ukrainischen Soldaten aus Azovstal auf dem Seeweg zu | |
evakuieren. Sie sollten dann bis Kriegsende in der Türkei bleiben. (dpa) | |
13 May 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Krieg-in-der-Ukraine/!5850277 | |
[2] https://uaculture.org/organisations/the-central-state-historical-archives-o… | |
[3] https://rp-online.de/wirtschaft/unternehmen/rheinmetall-chef-papperger-will… | |
[4] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/bild-erfuhr-kanzleramt-ve… | |
[5] /Russland-und-der-Ukrainekrieg/!5851548 | |
[6] https://edition.cnn.com/2022/05/11/europe/ukraine-video-russian-soldiers-sh… | |
[7] /Krieg-in-der-Ukraine/!5854171 | |
[8] /Versorgung-in-Deutschland/!5850407 | |
[9] /Versorgung-in-Deutschland/!5850407 | |
[10] /Zahlen-zur-globalen-Ernaehrung-2021/!5847800 | |
[11] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/raketenkreuzer-moskwa-gesunken-10… | |
[12] /Krieg-der-Sprache/!5854267 | |
[13] https://osce.usmission.gov/our-relationship/our-ambassador/ | |
[14] /Notizen-aus-dem-Krieg/!5849246 | |
[15] /Evakuierungen-aus-Mariupol/!5851779 | |
## AUTOREN | |
Lisa Schneider | |
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