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# taz.de -- Wahlkampf in Kolumbien: Medellíns Bürgermeister suspendiert
> Weil Daniel Quintero für Kolumbiens linken Präsidentschaftskandidaten
> wirbt, muss er gehen. Doch er könnte bald zurück sein.
Bild: Vorerst suspendiert: Medellíns Bürgermeister Daniel Quintero
Bogotá taz | Das [1][Video] dauert fünf Sekunden und könnte Medellíns
bisherigen Bürgermeister mit das Amt kosten. Es ist das aktuellste
Beweismittel, mit dem die Leiterin von Kolumbiens Beamtenaufsichtsbehörde,
Margarita Cabello, seine Suspendierung begründet. Quintero sitzt darin im
Auto und schaltet. „El cambio, en primera“, sagt er. Für Kolumbianerïnnen
ist klar: Damit meint Quintero nicht den ersten Gang, sondern den von dem
linksgerichteten Präsidentschaftskandidaten Gustavo Petro beschworenen
Wechsel – und einen Wahlsieg in erster Runde, ohne Stichwahl.
Doch die kolumbianische Verfassung verbietet es Staatsbediensteten, sich an
Aktivitäten von Parteien oder Bewegungen zu beteiligen. Mit derselben
Begründung zog Cabello auch den Bürgermeister von Ibagué aus dem Verkehr,
der sich mit dem rechten Kandidaten „Fico“ Gutiérrez identifizierte. Er
gilt als Bauernopfer, um Unparteilichkeit vorzutäuschen. Quintero ist
[2][Bürgermeister der zweitgrößten Stadt] und bewegt die Gemüter.
Er und Kandidat Petro sprachen sofort von einem „diktatorischen Akt“ und
einem „Putsch“. Vor dem Rathaus kamen Menschen zur Solidaritätsdemo
zusammen. Erst dieses Wochenende wurde die Debatte wieder aufgewärmt, weil
Quintero ein [3][Video] (angeblich aufgenommen von seinem Nachbarn) bekannt
machte, das Petro zeigt, wie er nach einem Treffen mit ihm ins Auto steigt.
Die überzogene Wortwahl lenkt vom ernsten Kern ab.
Konsens ist, dass Quintero sich mehrfach in den Wahlkampf eingemischt hat.
„Das Gesetz ist nicht mehr zeitgemäß und gehört abgeschafft, aber derzeit
gilt es“, sagt Daniel Libreros Caicedo, Spezialist für Verfassungsrecht an
der Universidad Nacional in Bogotá. Was passiert, hält er dennoch für
falsch. Denn es gilt nicht für alle gleichermaßen: Präsident Iván Duque und
der Kommandant des Heeres, [4][Eduardo Enrique Zapateiro], hetzen seit
Wochen gegen Petro. Beide sind weiter auf ihren Posten.
## Die Suspendierung brachte dem Bürgermeister Zulauf
Der andere Aufreger ist die Beamtenaufsichtsbehörde. Die „Procuraduría“ist
eine kolumbianische Besonderheit und seit Langem [5][in der Kritik]. 2013
suspendierte die Behörde Gustavo Petro aus dem Amt, damals Bürgermeister
von Bogotá. Der [6][Interamerikanische Menschenrechtsgerichtshof]
verurteilte Kolumbien deshalb 2020. Begründung: Die Verwaltungsbehörde
dürfe keinen gewählten Amtsträger suspendieren – das dürfe nur ein Gerich…
Doch genau das ist wieder passiert im Fall Quintero.
Das alles ging offenbar nach hinten los. Quintero hat [7][Beschwerde wegen
Verletzung seiner Verfassungsrechte] eingereicht. In den nächsten Tagen
muss das Gericht entscheiden. Kurz vor der Wahl, am 29. Mai, könnte er
wieder im Amt sein.
Die Suspendierung hat selbst Medellinerïnnen, die keine Fans von ihm sind,
auf seine Seite gebracht. Manche Expertïnnen gehen sogar davon aus, dass
die Suspendierung Quinteros’ [8][kalkuliertes Sprungbrett] für eine
Präsidentschaftskandidatur sein könnte. Im zweiten Gang, sozusagen.
23 May 2022
## LINKS
[1] https://www.lasillavacia.com/la-silla-vacia/envivo/el-cambio-en-primera-pol…
[2] /Kommunalwahlen-in-Kolumbien/!5636453
[3] https://twitter.com/QuinteroCalle/status/1528040895328706562?s=20&t=_Hj…
[4] /Kolumbien-im-Wahlkampf/!5849334
[5] http://(https://cuestionpublica.com/procura-apalancarme-mas-el-roscograma-d…
[6] http://(https://www.asuntoslegales.com.co/actualidad/corte-interamericana-d…
[7] https://www.bluradio.com/judicial/admiten-tutela-pero-niegan-suspension-de-…
[8] https://www.elespectador.com/politica/elecciones-colombia-2022/gustavo-petr…
## AUTOREN
Katharina Wojczenko
## TAGS
Kolumbien
Medellin
Gustavo Petro
Wahlen
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Dumm nur, dass ihm die Verfassung parteipolitische Äußerungen verbietet.
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