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# taz.de -- Streit um Krankenhaus in Irland: Sorge vor Einfluss der Nonnen
> Eine neue irische Entbindungsklinik steht auf dem Areal eines
> katholischen Ordens. Kritiker befürchten, dass dadurch Abtreibungen
> erschwert werden.
Bild: Nonnen der Sisters of Charity in Dublin beim Tee
Dublin taz | Dublin bekommt ein neues nationales Entbindungskrankenhaus. So
viel steht fest. Wer dort das Sagen hat, steht allerdings nicht fest. Die
irische Regierung hat Anfang der Woche beschlossen, das alte
Entbindungskrankenhaus auf ein Grundstück umzusiedeln, das den Sisters of
Charity gehört. Der katholische Orden betreibt auf dem Gelände zwei eigene
Krankenhäuser. Nun ist die Sorge groß, die [1][Nonnen könnten Einfluss auf
das Krankenhaus nehmen] und etwa versuchen, Abtreibungen zu verhindern.
Die Nonnen haben das Grundstück an die neu gegründete
Wohlfahrtsorganisation St. Vincent’s Holdings übertragen, die das Land für
299 Jahre an den Staat verpachtet. Das soll suggerieren, dass man sich
nicht in die Belange des Krankenhauses einmischen werde. Die Direktoren der
neuen Organisation werden aber zum Teil vom Orden ernannt.
In Irland hat sich im vergangenen Jahrzehnt viel getan, die
[2][gleichgeschlechtliche Ehe] sowie [3][Abtreibungen wurden per
Volksentscheid] mit deutlicher Mehrheit legalisiert. Die Politiker hinken
der Bevölkerung jedoch hinterher und trauen sich nicht, die katholische
Kirche zu konfrontieren, obwohl die ihren Kredit durch jede Menge Skandale
restlos verspielt hat.
Von den konservativen Regierungsparteien Fianna Fáil und Fine Gael, die
Irland seit der Staatsgründung vor 100 Jahren regieren, ist nichts anderes
zu erwarten. Doch auch die Grünen, der kleine Koalitionspartner, sind für
ein paar Pöstchen bereit, ihre Großmutter zu verkaufen.
## Undurchsichtige Korrespondenz mit dem Vatikan
Die [4][Oppositionspartei Sinn Féin] hat am Mittwoch einen Antrag ins
Parlament eingebracht, wonach die Regierung verpflichtet werden soll, „das
Grundstück und das Gebäude in öffentliches Eigentum“ zu überführen. Die
Regierungsabgeordneten enthielten sich der Stimmen – bis auf zwei Grüne,
die dafür stimmten und prompt für sechs Monate aus der Fraktion geworfen
wurden. Der Sinn-Féin-Antrag wurde mit 56 zu 10 Stimmen bei 69 Enthaltungen
angenommen. Aber das Ergebnis ist nicht bindend, die Regierung wird es
ignorieren.
Aber es könnte den Pachtzins beeinflussen. Der Orden verlangt lediglich 10
Euro pro Jahr. Das ist aber an Bedingungen geknüpft. Eine davon ist, dass
der Staat keine Schritte einleitet, das Grundstück zu kaufen. In dem Fall
würde sich die Pacht auf 850.000 Euro im Jahr erhöhen.
Kritiker monieren, dass die Regierung das Grundstück nicht einfach per
Enteignungsbeschluss gekauft hat. Sie verlangen auch, dass der Orden seine
Korrespondenz mit dem Vatikan veröffentlicht. Dessen Grundsatz ist es,
Abtreibungen zu verhindern, wo es möglich ist. Dass die Korrespondenz unter
Verschluss gehalten wird, müsste selbst Gutgläubige misstrauisch machen.
18 May 2022
## LINKS
[1] /Streit-um-Entbindungsklinik-in-Irland/!5777941
[2] /Referendum-in-Irland/!5200302
[3] /Irland-erlaubt-Abtreibungen/!5508384
[4] /Sinn-Fein-siegt-in-Nordirland/!5850888
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Irland
Katholische Kirche
Schwerpunkt Abtreibung
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Kolumne Die Wahrheit
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