Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- ExpertInnenrat zu Long Covid: Es fehlt Forschung und Aufklärung
> Long Covid könnte die Gesellschaft langfristig belasten. Der
> Gesundheitspolitiker der Grünen sieht die Regierung aber auf einem guten
> Weg.
Bild: Long-Covid-Patientin in einer Reha-Klinik
Berlin taz | Während die Zahl der Corona-Infizierten weiter sinkt, widmet
sich der ExpertInnenrat der Bundesregierung zu Covid-19 in seiner neuesten
Stellungnahme denen, die zwar als genesen gelten, aber auch nach der
Infektion mit den Folgen kämpfen. Melanie Brinkhaus, Mitglied des Rats,
schrieb auf Twitter, Long oder Post Covid sei ein komplexes Thema, welches
sie und ihre KollegInnen auf etwas mehr als drei Seiten zusammengefasst
haben.
Über den Bericht hinaus fordert der Rat darin unter anderem mehr Aufklärung
für die Bevölkerung und „für alle AkteurInnen im Gesundheitswesen“. Denn
auch Ärzt*innen wissen bisher wenig über Long Covid: Die [1][Forschung
ist noch übersichtlich]. Bislang fehlten „wirksame ursächliche
Therapieansätze“ gegen Long Covid. Impfungen reduzieren nach aktueller
Studienlage zwar das Risiko, langfristige Symptome zu entwickeln. Aber auch
sie schützen nicht hundertprozentig und es gibt einzelne Berichte von
Fällen, in denen Menschen nach der Impfung ähnliche Symptome zeigten.
Was unter Long Covid zählt, ist bisher nicht einstimmig definiert. Studien
gehen von bis zu 200 [2][Symptomen] aus, die nach einer Infektion mit
Covid-19 für mehr als vier Wochen anhalten und nicht durch
wahrscheinlichere Diagnosen erklärbar sind. Darunter zählen unerklärliche
Muskelschmerzen, Darmprobleme, kognitive Probleme oder Haarausfall. Sehr
verbreitet ist auch das Erschöpfungssyndrom Fatigue, das es Betroffenen
teils unmöglich macht, alltägliche Aufgaben zu erledigen. Ein großes
Problem bei der Diagnose ist, die Erkrankung lässt sich bisher „nicht immer
eindeutig organisch“ fassen, wie es in der 9. Stellungnahme des
ExpertInnenrats steht.
Die 19 ExpertInnen plädieren dafür, die klinische Forschung stärker zu
fördern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt laut einem
[3][Bericht eines Betroffenenvereins] von vergangener Woche bisher 5
Millionen Euro bereit, um klinische Therapien von Long Covid und der
symptomatisch teils ähnlichen Erkrankung des chronischen Fatigue-Syndroms
(ME/CFS) zu fördern.
## Versorgungsangebot nicht ausreichend
Janosch Dahmen, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im
Bundestag, ist dem ExpertInnenrat dankbar, dass er Long Covid in den Fokus
rückt. Während der Pandemie seien die langfristigen Folgen einer Infektion
aus dem Blick geraten. „Gerade deswegen geht die Koalition jetzt dringend
notwendige Schritte an“, sagt Dahmen. Gemeinsam mit den Ländern entstünden
Long-Covid-Ambulanzen, Aufklärung und Kommunikation würden verbessert sowie
umfassende Forschungsförderung auf den Weg gebracht.
Das scheint auch nötig, denn laut dem ExpertInnenrat der Bundesregierung,
„ist das derzeitige Versorgungsangebot jedoch bei Weitem nicht ausreichend“
für die steigende Zahl der Patient*innen. Es zeichnet sich ab, dass Long
Covid für die deutsche Gesellschaft und das Gesundheitswesen noch eine
umfassende Herausforderung darstellen wird.
Auch Dahmen spricht von einer besorgniserregenden Entwicklung: „Die
Symptome von Long Covid gehen oft nicht nach wenigen Monaten einfach weg,
sondern erfordern langfristige, umfassende Behandlungsmaßnahmen. Manche
leiden auch noch nach mehr als einem Jahr an gravierenden Symptomen.“
Bisher sei nur die Spitze des Eisbergs zu erkennen.
Gegenüber der taz beschwerten sich viele Long-Covid-Betroffene,
Ärzt*innen nähmen sie nicht ernst und würden keine oder gar
kontraproduktive Behandlungen empfehlen. „Das ist leider ein
wiederkehrendes Phänomen bei neuen Erkrankungen“, erklärt Janosch Dahmen.
Es brauche Zeit, bis sich Therapieangebote flächendeckend etablieren. Auch
wenn es so ist: Bis dahin bedeutet das noch viel Frust für die an Long
Covid Erkrankten.
17 May 2022
## LINKS
[1] /Suche-nach-Long-Covid-Therapien/!5833633
[2] /Long-Covid-bei-Kindern/!5838421
[3] https://www.mecfs.de/5-millionen-euro-fuer-therapieforschung-durch-den-bund/
## AUTOREN
David Muschenich
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Pandemie
Gesundheitspolitik
Long Covid
Infektionskrankheit
Schwerpunkt Coronavirus
Long Covid
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Long Covid
Long Covid
## ARTIKEL ZUM THEMA
Langzeitfolgen der Corona-Infektion: Herzkrank durch Longcovid
Jeder achte Coronapatient leidet unter Post- oder Longcovid. Mittlerweile
werden über 200 Symptome genannt, die auftreten können.
Experte über Long Covid: „Wirklich eine erkleckliche Zahl“
Viele Menschen leiden noch Jahre nach der Corona-Infektion unter Symptomen.
Das wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus, sagt Markus Bassler.
Karlsruhe zur Impfpflicht in der Pflege: Der gerechtfertigte Piks
Es bleibt dabei: Wer in Kliniken und Heimen arbeiten will, muss geimpft
sein. Eine entsprechende Beschwerde lehnten die Karlsruher Richter:innen
ab.
Nachrichten zur Coronakrise: Pflege-Impfpflicht bleibt
Klinikpersonal muss geimpft sein, bestätigt das Bundesverfassungsgericht.
Die Bundesregierung will bis Herbst allen eine vierte Impfung ermöglichen.
Bekämpfung der Coronapandemie: Zeit für „Fuck you, Omikron“-Shirts
Wir können nach zwei Jahren Pandemie endlich durchatmen? Nicht, wenn wir an
Long Covid denken.
Die Long Covid-Erkrankung meiner Tochter: Ratschläge sind auch Schläge
Meine Tochter ist schwer an Long Covid erkrankt. Es ist ein Alptraum, bei
dem gut gemeinte Ratschläge mehr belasten, als helfen.
Suche nach Long-Covid-Therapien: Erst am Anfang
Jede:r zehnte Infizierte erkrankt an Long-Covid. Bisher können nur
Symptome gemildert werden – die Forschung bemüht sich um Erkenntnisse.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.