# taz.de -- Putins Krieg gegen die freie Presse: Es gibt noch kritische Stimmen | |
> Putin führt auch einen Krieg gegen die eigene Presse. | |
> Journalist*innen haben schon vor Jahren die Realität im Land | |
> schonungslos analysiert. | |
Bild: Seit Kurzem erscheint die europäische Version der kremlkritischen russis… | |
Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Wirklich? Auch an diesem 9. Mai | |
wird Russlands Staatsführung den Sieg der Sowjetunion über Nazideutschland | |
gebührend würdigen. Und doch ist alles anders. Der 9. Mai 2022 ist die | |
schauerliche Begleitmusik zu Moskaus aktuellem Angriffskrieg gegen die | |
Ukraine, der schon jetzt Tausende Menschenleben gekostet und ganze | |
Landstriche verheert hat. | |
Das erklärte Ziel dieser „Spezialoperation“, die noch dazu unter dem Label | |
des Kampfes gegen den Faschismus firmiert, ist kein geringeres, als die | |
Ukraine als Nation auszulöschen und den Staat von der Landkarte zu tilgen. | |
Dass eine Mehrheit der Russ*innen den militärischen Amoklauf ihres | |
Präsidenten Wladimir Putin immer noch unterstützt und nur einige wenige den | |
Mut haben, dagegen aufzubegehren, ist auch der Propagandamaschine des Kreml | |
geschuldet. | |
Damit einher geht ein erbarmungsloser Feldzug gegen unabhängige Medien und | |
deren Journalist*innen – und das bereits seit Jahren. Wer unbequeme | |
Wahrheiten öffentlich macht, wird zum Schweigen gebracht – sei es durch | |
Einschüchterung, Sperrung von Webportalen, langjährige Haftstrafen oder | |
tätliche Angriffe, die bisweilen auch tödlich enden. Auf der aktuellen | |
Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen nimmt Russland von | |
180 den Platz 155 ein – da ist noch Luft nach unten. | |
Aber es gibt sie, kritische Stimmen, wie die [1][Nowaja Gaseta] oder | |
Meduza, die sich, nunmehr aus dem Ausland, ihrem journalistischen Ethos | |
verpflichtet fühlen und mit ihren Mitteln versuchen, diesem wahnsinnigen | |
Krieg etwas entgegenzusetzen. Gerade sie sollten ernst genommen werden, | |
ergo Gehör finden. | |
## Stuhlkreise gegen Putin | |
Das sei deutschen Politiker*innen gesagt, die, ob krasser | |
Fehleinschätzungen in Bezug auf Russland, jetzt publikumswirksam ihre | |
Wunden lecken sowie Vergangenheitsbewältigung und Besserung geloben. Aber | |
auch all jene dürfen sich angesprochen fühlen, die einer Kapitulation der | |
Ukraine das Wort reden und meinen, Wladimir Putin mit Stuhlkreisen und | |
Friedensgebeten beeindrucken zu können. | |
Schon 2004 (!) legte die Journalistin der Nowaja Gaseta, [2][Anna | |
Politkowskaja], mit ihrem Buch „Putins Russland“ eine glasklare Analyse des | |
russischen Regimes vor. Zwei Jahre später wurde sie kaltblütig vor ihrer | |
Moskauer Wohnung erschossen. Diese Bestandsaufnahme, die zu Politkowskajas | |
Vermächtnis geworden ist, liest sich, als sei sie gerade eben erst | |
geschrieben worden. Wir hätten es also wissen können. Jetzt wissen wir es. | |
Wir sollten daraus die richtigen Schlüsse ziehen und die Ukraine weiter mit | |
Waffen beliefern. Wie viel Leid und Elend braucht es dafür noch? | |
8 May 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.dw.com/de/nowaja-gazeta-in-lettland-herausgegeben/a-61712311 | |
[2] /Redaktionsbesuch-in-Moskau/!5805640 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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