| # taz.de -- ZDF-Samstagskrimi „Waidwund“: Clever ausgedacht | |
| > Der zweite Fall der neuen Krimi-Reihe aus Jena dreht sich um | |
| > Wendegewinner, die sich auf Kosten anderer nach dem Ende der DDR | |
| > bereichert haben. | |
| Bild: Rechtsmedizinerin Dr. Theresa Wolff (Nina Gummich) spricht mit dem Toten | |
| Ehrlich? Der Autor dieser Krimi-Kolumne, alle vier Wochen am Start, hatte | |
| keinen Lust a[1][uf den neuen „Tatort“] mit Ulrike Folkerts, der am Sonntag | |
| zu sehen ist. Nichts gegen die Schauspielerin und das Team, das hinter dem | |
| Krimi „Marlon“ steht, aber der Tod eines neunjährigen Kindes – nein, dan… | |
| Und überhaupt, da hatte vor ein paar Wochen ein Leser völlig recht, sind | |
| viel zu oft und in aller Regel Frauen die Opfer von Gewaltverbrechen. Da | |
| kam der Zufall gerade recht und in Form des von vielen Kritiker:innen | |
| meist verschmähten ZDF-Samstagskrimis daher. | |
| Ein Glücksfall, weil der Krimi aus dem Rahmen fällt. Die Reihe um [2][die | |
| taffe Forensikerin Theresa Wolff spielt in Jena], pro Jahr soll es eine | |
| Folge geben. Bei „Waidwund“ handelt es sich um den zweiten Fall. Und wieder | |
| (wie im ersten Krimi) ist ein Mann Opfer eines Verbrechens geworden. Es | |
| geht diesmal um Wendegewinner, die sich auf Kosten anderer nach dem Ende | |
| der DDR bereichert haben. | |
| In einem Brunnen schwimmt eine männliche Leiche. Theresa Wolff kniet im | |
| Wasser und scheint – ja, man muss es so sagen: in den Toten | |
| hineinzukriechen. Mit allen Sinnen, denn die Pathologin spricht mit ihnen. | |
| Und ihr ist sofort klar, dass der Mann hier nicht umgebracht wurde. Die | |
| Zuschauer haben es ja zuvor gesehen: Das Opfer wurde nächtens durch den | |
| Wald gehetzt und mit einem „Fangschuss“, so wird es Theresa Wolff alsbald | |
| ihrem Kollegen, Hauptkommissar Bruno Lewandowski (Aurel Manthei), | |
| eindrücklich erklären, „zur Strecke gebracht“. Wer dabei an Jägerlatein | |
| denkt, liegt richtig. | |
| Theresa Wolff ist Kind eines Försters. Der Vater ist seit einem halben Jahr | |
| tot. Der Kollege aber ist neu. Die beiden müssen sich erst aneinander | |
| gewöhnen, das sorgt für Reibung, mitunter wirklich komische (mitunter | |
| überflüssige) Szenen voller Geplänkel und Reviergehabe (beiderseits). Da | |
| muss man mal „die Kompetenzen klären“, wer bei den Ermittlungen eigentlich | |
| den Hut aufhat. ER oder SIE? | |
| Meist hat Wolff die Nase vorn, weil sie eigene Wege geht und Ahnungen hat, | |
| die ihre eigene Vergangenheit betreffen. Die Jagdmetaphern weisen den Weg | |
| in ihre Verstricktheit in diesem Fall. Wolff erkennt die Todesopfer als | |
| Männer, die einst mit ihrem verstorbenen Vater zur Jagd gingen … | |
| Das ist clever ausgedacht und spannend inszeniert, bis hin zu den üblichen | |
| Wendungen, und eben erfrischend anders. Das aber liegt vor allem an der | |
| Hauptdarstellerin, denn Wolff wird bravurös von Nina Gummich gespielt. | |
| 7 May 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Hergeth | |
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