# taz.de -- Union im Bundestag: Leichtes Spiel für Merz | |
> Um das sogenannte Sondervermögen umzusetzen, braucht Kanzler Scholz | |
> Stimmen der Opposition. Umsonst will Merz die Unterstützung nicht | |
> liefern. | |
Bild: Friedrich Merz während einer Debatte über einen umfassenden Unterstütz… | |
Es hat schon etwas Putziges, dass [1][SPD-Chef Lars Klingbei]l dem | |
Vorsitzenden der Unionsfraktion vorwirft, dieser agiere parteitaktisch. | |
Nicht nur, weil die SPD dies selbstverständlich ebenfalls tut. Wichtiger | |
ist: Die Union ist nicht mehr der Koalitionspartner der SPD, sondern sie | |
sitzt in der Opposition. Und die hat in einer Demokratie die Aufgabe, die | |
Regierungsarbeit kritisch zu hinterfragen. Sie darf die Regierung vor sich | |
hertreiben. Dass das derzeit besser von rechts als von links gelingt, ist | |
nicht schön. | |
Friedrich Merz aber kann man das nicht vorwerfen. Auch wenn man seine | |
Agenda kritisch sieht, lässt sich feststellen: Bislang macht der Mann | |
seinen neuen Job ziemlich gut. Das allerdings liegt nicht nur an Merz und | |
der Union, die bislang geschlossen hinter ihrem Fraktionschef steht. Die | |
Ampel macht es ihm leicht. Sie kündigt eine [2][allgemeine Impfpflicht] an, | |
obwohl ihr die eigene Mehrheit fehlt – und begibt sich damit in die | |
Abhängigkeit von CDU und CSU. Ampelabgeordnete kritisieren offen die | |
Zögerlichkeit des Kanzlers – Merz kann die Regierung mit einem Antrag, | |
schwere Waffen in die Ukraine zu liefern, unter Druck setzen. | |
Und dann soll es ein [3][„Sondervermögen“ für die Bundeswehr geben, für | |
dessen Verankerung im Grundgesetz eine Zwei-Drittel-Mehrheit] gebraucht | |
wird, also auch die Stimmen der Union. Merz will nicht nur zustimmen, | |
sondern vorher auch mitreden. Die Ampel wird darauf eingehen müssen. | |
Natürlich will Merz auch die Union profilieren, die nach ihrem Machtverlust | |
am Boden liegt. | |
Im Mai stehen zwei Landtagswahlen an, darunter im wichtigen | |
[4][Nordrhein-Westfalen]. Verliert die CDU dort ihren Ministerpräsidenten, | |
steht der Partei eine neue Erschütterung bevor. Und Merz seine erste | |
Niederlage. Bislang aber hat er es geschafft, in dieser „Zeitenwende“ die | |
Balance zwischen staatspolitischer Verantwortung und eigener Profilierung | |
zu halten, auch weil die Union bislang nicht (oder kaum) gegen die eigenen | |
Überzeugungen gehandelt hat. | |
Das allerdings könnte sich mit der endgültigen Abstimmung über das | |
„Sondervermögen“ ändern. Merz hat angekündigt, nur so viele Ja-Stimmen | |
liefern zu wollen, wie die Ampel jenseits ihrer Abgeordneten insgesamt | |
braucht. Dafür müssten tatsächlich Unionsabgeordnete gegen ihre Überzeugung | |
stimmen – das wäre Parteitaktik pur und mit dem freien Mandat schwer | |
vereinbar. | |
Scheitert das „Sondervermögen“ an der Union, dürfte das bei deren | |
Anhänger:innen zudem gar nicht gut ankommen. Merz dürfte froh sein, | |
dass die entscheidende Abstimmung erst nach den Landtagswahlen ist. Denn | |
hier wird er wohl einen Rückzieher machen müssen. Oder in seiner neuen | |
Rolle zum ersten Mal so richtig danebenlangen. | |
29 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=9BV5boTaQ7E | |
[2] /Scheitern-der-Impfpflicht-im-Bundestag/!5843564 | |
[3] /Waffenlieferungen-und-Sondervermoegen/!5851361 | |
[4] /Landtagswahl-in-Nordrhein-Westfalen/!5843121 | |
## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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