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# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Über 100.000 ukrainische Gef…
> In Deutschland wurden 104.000 Schutzsuchende aus der Ukraine registriert.
> Die Nato verspricht mehr Waffen für die Verteidigung der Ukraine.
Bild: Ukrainische Geflüchtete am Berliner Hauptbahnhof
## Über 100.000 ukrainische Flüchtlinge als Schutzsuchende registriert
Sechs Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat
das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) etwa 104.000 ukrainische
Staatsangehörige als Schutzsuchende registriert. Diese Flüchtlinge seien
auch alle erkennungsdienstlich behandelt worden, teilte eine Sprecherin des
Bundesinnenministeriums am Donnerstag auf Anfrage mit. Hinzu kämen noch
etwa 5.000 registrierte Ukraine-Flüchtlinge anderer Nationalitäten, die
zwischen dem 15. März und dem 6. April gezählt worden seien.
Im Verteilungssystem des Bamf sind den Angaben zufolge seit dem
Kriegsbeginn am 24. Februar allerdings bereits etwa 370.000 ukrainische
Staatsangehörige eingetragen worden. Hier handele es sich um Fälle, in
denen sich Ukrainer und Ukrainerinnen an deutsche Behörden gewandt hätten,
etwa um Unterkunft oder sonstige Unterstützung zu erhalten. „Da eine
biometriebasierte Registrierung in der Regel erst am Zielort erfolgt und
Mehrfacheintragungen im Verteilsystem nicht ausgeschlossen werden können,
ist diese Zahl höher als die der registrierten Flüchtlinge“, erklärte die
Sprecherin.
Die Bundespolizei stellt derzeit täglich die Einreise von rund 3.000
Menschen aus der Ukraine fest. Wie das Bundesinnenministerium auf Twitter
mitteilte, wurden seit Kriegsbeginn 316.453 Flüchtlinge aus der Ukraine von
der Bundespolizei erfasst. Nachdem die Zahl der Neuankömmlinge im März
teilweise bei über 15.000 Menschen pro Tag gelegen hatte, kommen inzwischen
deutlich weniger Flüchtlinge an.
Allerdings können Ukrainer visumsfrei einreisen, sodass die Zahl der
Kriegsflüchtlinge, die in Deutschland Schutz gesucht haben, tatsächlich
höher liegen dürfte. Auch die Weiterreise in andere EU-Staaten wird, da an
den Binnengrenzen keine festen Grenzkontrollen vorgesehen sind, in der
Regel nicht dokumentiert. (dpa)
## Nato-Staaten vereinbaren stärke Unterstützung für Ukraine
Die Nato-Staaten haben sich auf zusätzliche Militärhilfe für die von
Russland angegriffene Ukraine verständigt. „Wir waren uns einig, dass wir
unsere Unterstützung für die Ukraine weiter stärken und aufrechterhalten
müssen, damit sich die Ukraine durchsetzt (…)“, sagte Nato-Generalsekretär
Jens Stoltenberg am Donnerstag nach einem Außenministertreffen. Die
Verbündeten seien entschlossen, mittel- und langfristig mehr zu tun, „um
den mutigen Ukrainern zu helfen, ihre Heimat und ihr Land zu verteidigen
und die Invasoren zurückzudrängen“.
Welche zusätzlichen Waffen nun von Nato-Staaten an die Ukraine geliefert
werden sollen, sagte Stoltenberg nicht. Er verstehe voll und ganz, dass es
konkrete Fragen zu bestimmten Waffentypen gebe, sagte er. Die Alliierten
hielten es aber für besser, sich nicht konkret zur Art der Systeme zu
äußern. „Aber seien Sie versichert, dass die Verbündeten eine Vielzahl
unterschiedlicher Waffensysteme bereitstellen“, betonte er. Darunter seien
sowohl Systeme aus der Sowjetzeit als auch moderne Ausrüstung.
Zu Forderungen der Ukraine, dass die Waffenlieferungen schnell kommen
müssten, sagte Stoltenberg, die Nato-Staaten seien sich der Dringlichkeit
bewusst. Es sei ein klares Signal des Treffens, dass es die Bereitschaft
gebe, bei der Bereitstellung von Ausrüstung mehr zu tun. (dpa)
## Insider – Bundesregierung hat Erkenntnis über russische Verantwortung
für Butscha
Auch Reuters berichtet nun, der Bundesnachrichtendienst (BND) habe
Erkenntnisse, dass die Gräueltaten in der ukrainischen Ortschaft Butscha
durch russische Truppen oder Paramilitärs verübt wurden. „Es stimmt, dass
der Bundesregierung Hinweise auf eine russische Täterschaft vorliegen“,
erfuhr Reuters aus Sicherheitskreisen. Grundlage seien Satellitenaufnahmen.
Es gebe zudem abgefangene Funksprüche russischer Militärs. Diese ließen
sich aber nicht eindeutig auf Butscha zuordnen, heißt es zu einem
„Spiegel“-Bericht. Es gebe Hinweise, dass russische Paramilitärs an
Erschießungen beteiligt gewesen seien. Es sei aber nicht klar, ob es sich
um [1][Söldner der Gruppe Wagner] gehandelt habe. Aus den abgehörten
Funksprüchen werde auch nicht klar, ob es einen Befehl des russischen
Generalstabs für die Massaker gegeben habe.
Die Bundesregierung und der Bundesnachrichtendienst wollten auf Anfrage
nicht Stellung nehmen. Die russische Regierung hat bisher dementiert, dass
ihre Truppen in der Ukraine für die Gräueltaten verantwortlich sind.
Kanzler Olaf Scholz hatte Russland aber bereits Kriegsverbrechen in Butscha
vorgeworfen. (rtr)
## Russland weist ukrainischen Entwurf für Friedensvertrag zurück
Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärt, die Ukraine habe einen
Entwurf für einen Friedensvertrag übermittelt, der unannehmbare Elemente
beinhalte. Er bezieht sich dabei auf Vorschläge zum Donbass und zur Krim.
Lawrow wirft der Ukraine vor, die Friedensgespräche auszuhöhlen. Russland
werde aber trotzdem weiterverhandeln und gleichzeitig seine eigenen
Ansprüche „absichern“. (rtr)
## Niederlande gegen Import-Stopp für sämtliche russische
Energielieferungen
Die Niederlande wollen nicht auf sämtliche Energie-Importe aus Russland
verzichten. „Ein vollständiges Embargo ist sicherlich nicht der richtige
Schritt“, sagt Energieminister Rob Jetten dem „Handelsblatt“. Man sollte
Kohle, Gas und Öl differenziert betrachten. „Ich bin überzeugt, dass ein
schnelles Embargo auf alle drei Energieträger große Risiken birgt.“ Es sei
für die Niederlande relativ einfach, vollständig aus dem russischen Gas
auszusteigen. Sein Land decke 15 Prozent seines Erdgasbedarfs mit
russischen Lieferungen. „Aber wir sehen natürlich, dass die Situation für
Deutschland und einige andere Länder völlig anders ist.“ (rtr)
## Auch Belarus nennt Krieg „Spezialoperation“
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko räumt ein, dass sein Land
einen Einsatz in der Ukraine ausgeführt hat. Es habe sich um eine
„Spezialoperation“ gehandelt, zu der Belarus gezwungen gewesen sei, um
Lkw-Fahrer aus der Ukraine zu holen, zitiert die Nachrichtenagentur Belta
Lukaschenko. „Es wurde der Punkt erreicht, an dem diese Schufte anfingen,
unsere Leute dort zu fangen, hauptsächlich Fahrer … die zufällig zu der
Zeit dort waren.“ Er habe die Ukrainer gewarnt, dass Belarus gezwungen sein
werde, eine Operation zur Befreiung durchzuführen. „Wir haben eine solche
Spezialoperation durchgeführt und alle unsere Leute befreit.“ (rtr)
## Insider – EU-Boykott russischer Kohle erst ab Mitte August
Der geplante EU-Boykott russischer Kohle wird zwei Insidern zufolge
wahrscheinlich erst ab Mitte August greifen, einen Monat später als
zunächst angedacht. Vertreter der EU-Staaten dürften einem solchen Embargo
vermutlich noch am Donnerstag zustimmen. Nach früheren Angaben der
EU-Kommission könnte Russland dadurch Einnahmen von vier Milliarden Euro im
Jahr verlieren.
Die Brüsseler Behörde hatte zunächst eine dreimonatige Abwicklungsphase für
laufende Verträge vorgesehen, wie aus einem Reuters vorliegenden Dokument
hervorgeht. Damit hätte Russland nach der Verkündung der Strafmaßnahmen
noch bis Mitte Juli Kohle in die EU exportieren können. Diese
Abwicklungsphase sei nun auf vier Monate ausgedehnt worden, so die Insider.
Deutschland ist Hauptimporteur russischer Kohle und braucht mehr Zeit für
die Umstellung.
Das fünfte Sanktionspaket gegen Russland im Zuge des militärischen Angriffs
auf die Ukraine dürfte noch diese Woche, spätestens Anfang nächster Woche
verabschiedet werden. Ab der offiziellen Verkündung würde dann die
viermonatige Übergangsphase laufen. Ein EU-Diplomat sagte Reuters, die
meisten Kohleverträge seien eher kurzfristiger Natur, nur einige Kontrakte
liefen länger als ein Jahr. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte
diese Woche gesagt, Deutschland sei nach jüngsten Änderungen der Verträge
nur noch zu 25 Prozent von russischen Lieferungen abhängig – nach zuvor 50
Prozent.
Mit dem Kohle-Boykott würde erstmals Energie auf die Sanktionsliste kommen
– eine der Haupteinnahmequellen der Regierung in Moskau. Öl und Gas sind
von den Plänen noch unberührt. Hier ist Europa [2][noch deutlich stärker
von Russland abhängig]. (rtr)
## Estland will schnellstmöglich Gasimporte stoppen
Estland will schnellstmöglich den [3][Import von russischem Gas] stoppen
und setzt dabei auf eine Flüssiggas-Kooperation mit Finnland. „Wir müssen
so schnell wie möglich aufhören, Gas vom Putin-Regime zu kaufen, das das
Geld für den Krieg gegen die Ukraine verwendet“, sagt Ministerpräsidentin
Kaja Kallas laut Nachrichtenagentur BNS. Ein Datum nannte sie nicht. Die
Regierung will BNS zufolge bis zum Herbst gemeinsam mit Finnland ein
Terminal für den Import von Flüssiggas pachten. Die finnische Regierung
kündigte die Anschaffung eines LNG-Terminals an, das gemeinsam mit Estland
genutzt werden solle. Sie wolle bis zu 850 Millionen Euro investieren, um
die Abhängigkeit von russischer Energie zu beenden. (rtr)
## G7 wollen Butscha-Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen
Die Außenminister der sieben führenden Wirtschaftsnationen (G7) kündigen in
einer von Großbritannien herausgegebenen gemeinsamen Erklärung an, dass die
für die [4][Gräueltaten in der Ukraine] Verantwortlichen zur Rechenschaft
gezogen würden. Zugleich verurteilten sie die Gräueltaten in Butscha und
mehreren anderen ukrainischen Orten, die die russischen Streitkäfte verübt
hätten, auf das Schärfte. Die Regierung in Moskau bestreitet die Tötung von
Zivilisten. (rtr)
## WHO bereitet sich auf Giftgas-Angriff Russlands vor
Die Weltgesundheitsorganisation WHO bereitet sich auf mögliche Angriffe mit
chemischen Kampfstoffen in der Ukraine vor. „Wegen der gegebenen
Ungewissheiten der gegenwärtigen Lage gibt es keine Sicherheiten, dass der
Krieg nicht noch schlimmer werden kann“, erklärt der WHO-Chef für Europa,
Hans Kluge. Die WHO ziehe alle Szenarien in Erwägung. Das reiche von der
Behandlung massenhafter Verletzter bis hin zu chemischen Angriffen. (rtr)
## BND: Funksprüche belegen russische Kriegsverbrechen
[5][Nach Informationen des Spiegel ] hat der Bundesnachrichtendienst
Funksprüche russischer Militärs abgefangen, in denen Morde an Zivilisten in
Butscha besprochen worden sein sollen. Einzelne Inhalte der Funksprüche
sollen sich auch in Butscha fotografierten Leichen zuordnen lassen.
Nach dem Abzug der russischen Armee aus Kiew und den Vororten hatten
ukrainische Behörden in Butscha rund 300 Leichen gefunden. Einige wurden in
Massengräbern gefunden, viele Menschen lagen auf offener Straße.
Die russische Regierung hatte vehement dementiert, dass russische
Streitkräfte für diese Kriegsverbrechen verantwortlich seien. Sie
behauptete, es handele sich um eine Inszenierung der Ukraine. Doch
zahlreiche Journalist:innen, darunter auch eine Reporterin für die taz,
waren anschließend vor Ort, haben mit zahllosen Zeugen gesprochen und die
Kriegsverbrechen dokumentiert.
Nun scheinen auch die Abhöraufnahmen zu bestätigen, dass russische
Einheiten verantwortlich sind für die Gräueltaten. Aus dem Material soll
auch hervorgehen, dass Bedienstete russischer Söldnertruppen [6][wie der
„Wagner Gruppe“] maßgeblich an den Taten beteiligt waren. Diese war bereits
bei ihrem Einsatz in Syrien durch besondere Grausamkeit aufgefallen. Nach
Informationen des Spiegel unterrichtete der BND am Mittwoch im
parlamentarischen Raum über seine Erkenntnisse. (jot/taz)
## Medienaufsicht in Russland will gegen Google vorgehen
Die russische Medienaufsicht kündigt Strafmaßnahmen gegen Google an. Wegen
mutmaßlicher Verstöße gegen russische Gesetze wird unter anderem ein
Werbeverbot verhängt. Die zuständige Behörde wirft der Google-Tochter
YouTube vor, die Video-Plattform sei zu einer Hauptquelle von
Falschinformationen über die militärische Spezialoperation in der Ukraine
geworden. So würden die Streitkräfte der Russischen Föderation
diskreditiert. YouTube hat weltweit von Russland finanzierte Medien
ausgeschlossen, die Plattform zu nutzen. (rtr)
## Vier ukrainische Treibstoff-Lager mit Raketen zerstört
Das russische Militär hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in
Moskau in der Nacht zum Donnerstag vier ukrainische Treibstoff-Lager mit
Raketenangriffen zerstört. Aus den Tanks in Mykolajiw, Charkiw,
Saporischschja und Tschuhuiw seien ukrainische Truppen bei Mykolajiw und
Charkiw sowie im Donbass im Osten des Landes versorgt worden, heißt es
weiter. (rtr)
## Zehn Fluchtkorridore am Donnerstag
Die Ukraine will am Donnerstag zehn Fluchtkorridore für Zivilisten in
umkämpften Städten einrichten. Das kündigt Vize-Ministerpräsidentin Iryna
Wereschtschuk an. Sie weist darauf hin, dass Menschen, die aus der
eingekesselten Hafenstadt Mariupol fliehen wollen, ihre eigenen Fahrzeuge
benutzen müssten. In der Vergangenheit sind wiederholt Evakuierungen
gescheitert, weil geplante Feuerpausen nicht eingehalten oder Konvois an
der Weiterfahrt gehindert wurden. (rtr)
## 🐾 Russland verdient auch ohne Gas
In der öffentlichen Debatte über ein mögliches Ende des Gasbezugs aus
Russland wurde ein Aspekt bisher wenig thematisiert: Die langfristigen
Lieferverträge für Erdgas beinhalten in der Regel Klauseln, aufgrund derer
die Käufer des Erdgases verpflichtet sind, eine Mindestmenge auch dann zu
bezahlen, wenn sie diese nicht abnehmen. [7][Bernward Janzing hat sich das
Thema für die taz näher angeschaut].
## Österreich weist Diplomaten aus
Österreich weist vier russische Diplomaten aus. Dazu werde der
diplomatische Status von drei Angehörigen der russischen Botschaft in Wien
und eines Angehörigen des russischen Generalkonsulats in Salzburg
aufgehoben, teilt eine Sprecherin von Außenminister Alexander Schallenberg
mit. „Die Personen haben Handlungen gesetzt, die mit ihrem diplomatischen
Status unvereinbar sind und werden daher gemäß Artikel 9 des Wiener
Übereinkommens über diplomatische Beziehungen zu unerwünschten Personen
erklärt“, so die Sprecherin. Die betroffenen Diplomaten sind aufgefordert,
spätestens mit Ablauf des 12. April das Land zu verlassen. (rtr)
## UN-Institution: Millionen mehr Hungernde
Wegen des Ukrainekriegs rechnet das Welternährungsprogramm mit Dutzenden
Millionen Menschen mehr in Hunger und Armut. „Je nach Dauer des Krieges
könnten zwischen 33 und 47 Millionen Menschen zusätzlich in Hunger und
Armut abrutschen“, sagte der Direktor des Welternährungsprogramms der
Vereinten Nationen (WFP) in Deutschland, Martin Frick, der Deutschen
Presse-Agentur. Die Zahl der akut Hungernden habe schon vor Beginn des
Krieges mit 276 Millionen Menschen auf einem traurigen Rekordniveau
gelegen.
Die [8][Lebensmittelkrise] als Folge des Ukrainekriegs wird nach
Einschätzung der Welthungerhilfe zu neuen Flüchtlingsbewegungen aus ärmeren
Ländern führen. „Wir sehen ganz real in den Ländern, in denen wir arbeiten,
wie dramatisch die Lage ist. Die Menschen werden keine andere Möglichkeit
für sich sehen, als sich auf den Weg zu machen“, sagte der Generalsekretär
der Deutschen Welthungerhilfe, Mathias Mogge, der Rheinischen Post.
Hintergrund seien unter anderem die Preissprünge von bis zu 70 Prozent für
Getreide, das bisher zu einem großen Teil aus der Ukraine und aus Russland
importiert wird. (dpa)
## 🐾 „Sehe alles sehr pessimistisch“
Russland will die Heinrich-Böll-Stiftung für „unerwünscht“ erklären. Das
hätte weitreichende Folgen, sagt Stefanie Harter, die das Moskauer Büro
leitet. [9][Barbara Oertel hat mit ihr gesprochen.]
## Ukraine fordert bei Nato-Treffen mehr Waffen
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat zum Auftakt von Beratungen
mit Kollegen der Nato-Staaten die Forderungen nach Waffen zur Verteidigung
gegen Russland bekräftigt und dabei zu lange Entscheidungsprozesse in
Deutschland beklagt. Seine Agenda für das Treffen habe drei Punkte, sagte
Kuleba am Donnerstag in Brüssel: „Es sind Waffen, Waffen, Waffen.“ Der
beste Weg, der Ukraine nun zu helfen, sei, dem Land alles Notwendige zu
stellen, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Schranken zu
weisen und die russische Armee in der Ukraine zu besiegen, damit der Krieg
nicht weiter ausufere.
Deutschland könne [10][mit Blick auf Waffenlieferungen] „angesichts seiner
Reserven und Kapazitäten“ mehr machen, sagte Kuleba. Man arbeite mit der
deutschen Regierung zusammen. Das Problem, das ihn am meisten beunruhige,
sei die Dauer der Verfahren und Entscheidungsfindung in Berlin. „Während
Berlin Zeit hat, hat Kiew keine.“
Die Ukraine und die ukrainische Armee hätten in den vergangenen Wochen
gezeigt, dass sie wüssten, wie man kämpfe. „Aber ohne eine nachhaltige und
ausreichende Versorgung mit allen von der Ukraine geforderten Waffen werden
diese Erfolge mit enormen Opfern einhergehen“, sagte er. Je mehr und je
schneller die Ukraine Waffen erhalte, desto mehr Leben würden gerettet und
desto weniger Städte würden zerstört. „Und es wird keine Butschas mehr
geben.“
Kuleba rief die Nato-Alliierten dazu auf, ihre Zurückhaltung und ihre
Zögerlichkeit zu überwinden. „Waffen dienen heute dem Frieden.“ Er betonte
zudem, dass es mit Blick auf die Ukraine keinen Unterschied zwischen
Offensiv- und Defensiv-Waffen gebe. Länder, die diesen Unterschied machten,
nannte er scheinheilig. (dpa)
## Ukraine warnt vor neuen Offensiven russischer Truppen im Osten
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat den Westen zu härteren
Sanktionen gegen Russland aufgerufen. Er forderte ein [11][Embargo auf
russisches Erdöl] und einen vollständigen Ausschluss des russischen
Bankensystems vom internationalen Finanzwesen. Sollte es kein „wirklich
schmerzhaftes Sanktionspaket“ und keine Lieferungen der von Kiew
geforderten Waffen an die Ukraine geben, werde Russland dies als „Erlaubnis
zum Vormarsch“ sehen, sagte Selenski in einer in der Nacht zum Donnerstag
veröffentlichten Videoansprache.
Zugleich warnte Selenski vor einer großen Offensive des russischen Militärs
im Osten der Ukraine. Moskau baue weiter Kampfkraft auf, um seine
Ambitionen im Donbass-Gebiet zu verwirklichen. Die Regierung in Kiew rief
Menschen in den Gebieten Luhansk, Donezk und Charkiw bereits zur Flucht
auf. Sie rechnet damit, dass von der Hauptstadt Kiew abgezogene russische
Truppen im Osten eingesetzt werden. Selenski betonte: „Wir werden kämpfen
und uns nicht zurückziehen“. Das ukrainische Militär meldete weitere Kämpfe
und Angriffe aus dem Osten des Landes.
Der ukrainische Präsident rief zudem die Menschen in Russland dazu auf, ein
Ende des Kriegs zu fordern. Die Ermordung von Zivilisten in von russischen
Truppen besetzen Städten wie Butscha müsse ein entscheidendes Argument
sein. „Niemand in Russland, der jetzt nicht ein Ende des Krieges und den
Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine fordert, hat eine Zukunft“,
sagte Selenski. Die Bürger sollten sich lieber jetzt der russischen
Repressionsmaschine stellen, als ihr Leben lang „mit Nazis verglichen zu
werden“. (dpa)
## Ukraine: Elf Leichen in Kiewer Vorort gefunden
In einer Garage im Kiewer Vorort Hostomel wurden nach dem Abzug russischer
Truppen ukrainischen Angaben zufolge elf Leichen gefunden. Die Polizei habe
diese am Mittwoch entdeckt, berichtete die „Ukrajinska Prawda“ und berief
sich auf einen Telegram-Eintrag des ehemaligen Innenministers Arsen Awakow.
Demnach soll es sich bei den Getöteten um Zivilisten handeln, die von
russischen Soldaten getötet worden seien. Die Angaben ließen sich nicht
unabhängig prüfen. Das nordwestlich der Hauptstadt gelegene Hostomel mit
dem nahen Flugplatz war seit Beginn des Kriegs schwer umkämpft. Der
Großteil der ursprünglich 16.000 Einwohner floh. Der lokalen
Militärverwaltung zufolge wurden rund 400 Bewohner von Hostomel vermisst.
(dpa)
## Bürgermeister von Charkiw: Keine Massenevakuierung nötig
Nach Aufrufen zur Flucht aus dem Osten der Ukraine angesichts einer
möglichen russischen Großoffensive versucht der Bürgermeister von Charkiw
zu beruhigen. Weder er noch das Militär hielten es momentan für notwendig,
eine zentralisierte Evakuierung aus der zweitgrößten Stadt des Landes
durchzuführen, sagte Ihor Terechow in einer Videobotschaft. [12][Die Stadt
Charkiw] sei gut mit Waffen ausgestattet und zur Verteidigung bereit. Der
Aufruf zu einer Evakuierung treffe aber im Gebiet Charkiw auf südliche
Bezirke zu. Charkiw hatte vor dem Krieg rund 1,5 Millionen Einwohner. Der
Gebietsverwaltung zufolge verließ ein großer Teil der Bewohner in den
ersten Kriegswochen die Stadt. Charkiw wird seit Beginn der russischen
Invasion Ende Februar fast ununterbrochen aus der Luft und mit Artillerie
angegriffen. (dpa)
## USA liefern Ukraine weitere Panzerabwehrwaffen und Drohnen
Die USA wollen die Ukraine besonders mit weiteren Panzerabwehrwaffen vom
Typ Javelin unterstützen. Dazu sollen 100 Millionen Dollar (91,3 Mio Euro)
genutzt werden, die die US-Regierung für weitere Waffenlieferungen
genehmigt hatte, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Man sei außerdem mit
den Ukrainern im Gespräch über die Lieferung weiterer Drohnen vom Typ
Switchblade. Davon seien bereits 100 geschickt worden. Die Switchblades
sind Mini-Drohnen, die lange über dem Boden kreisen können, um dort auf ein
Ziel zu lauern und gezielt anzugreifen. Dabei zerstören sie sich dann
selbst. (dpa)
## 47 Holocaust-Überlebende aus der Ukraine in Deutschland
Deutschland hat 47 pflegebedürftige jüdische Holocaust-Überlebende aus der
Ukraine aufgenommen. Dies sei „in unserer besonderen Verantwortung als
Deutsche“ geschehen, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser der
Funke-Mediengruppe. „Wir geben ihnen eine vorübergehende Heimat.“ Die
Berichte über Gräueltaten an Hunderten Bewohnern ukrainischer Städte
kommentierte die Bundesinnenministerin scharf. „Ich bin Juristin. Natürlich
soll man niemanden vorverurteilen. Aber es deutet alles darauf hin, dass
Wladimir Putin und seine Armee in der Ukraine furchtbare Kriegsverbrechen
begehen.“ (dpa)
7 Apr 2022
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[1] /Krieg-in-der-Ukraine/!5841496
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[4] /Nach-dem-Massaker-in-Butscha/!5843396
[5] https://www.spiegel.de/politik/butscha-soldaten-besprachen-graeueltaten-geg…
[6] /Krieg-in-der-Ukraine/!5841496
[7] /Vertraege-beguenstigen-Kriegsstaat/!5848002
[8] /Ukraine-Krieg-gefaehrdet-Versorgung/!5835511
[9] /NGO-Mitarbeiterin-zur-Arbeit-in-Russland/!5848015
[10] /Olaf-Scholz-zum-Krieg-in-der-Ukraine/!5848016
[11] /FDP-Politikerin-ueber-Energieembargo/!5843426
[12] /Osten-der-Ukraine-ruestet-sich/!5843465
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