# taz.de -- Protesttermine in Berlin: Eine bessere Welt ist möglich | |
> Rassistische Morde werden nicht aufgeklärt, Feminismus kriminalisiert und | |
> Aufrüstung soll Frieden bringen – das darf nicht so bleiben. | |
Bild: Seit über 10 Jahren keine Aufklärung: Gedenkdemo an Burak Bektaş 2014 | |
Dass sich die Polizei, wenn es um rechtsextreme Anschläge geht, nicht | |
gerade mit Ermittlungseifer geschweige denn mit -erfolgen hervortut, ist | |
spätestens seit den [1][immer neuen Pannen rund um den Neukölln Komplex | |
bekannt]. Während die parlamentarische Aufklärung zur [2][rechtsextremen | |
Terrorserie] in Neukölln langsam Gestalt annimmt und die Fraktionen der | |
rot-grün-roten Koalition im Abgeordnetenhaus einen [3][gemeinsamen Antrag | |
zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses] eingebracht haben, [4][jährt | |
sich der Todestag von Burak Bektaş] an diesem Dienstag zum zehnten Mal. | |
Am 5. April 2012 wurde der 22-Jährige in Neukölln auf offener Straße | |
erschossen. Burak Bektaş und seine Freunde warteten gerade auf den | |
Nachtbus, als ein Unbekannter mehrere Schüsse auf die Gruppe abfeuerte. | |
Zwei Freunde erlitten schwere Verletzungen, Bektaş starb im Krankenhaus. | |
Bis heute gibt es keine Ermittlungserfolge, es wurde weder ein Täter | |
ermittelt noch liegen der Polizei Hinweise zum Tatmotiv vor – auch wenn sie | |
einen rassistischen Hintergrund nicht ausschließt. | |
Die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş sieht | |
Parallelen zum NSU-Komplex, sowohl beim Tathergang als auch bei den | |
Ermittlungen der Polizei: „Von Anfang an hieß es, die Behörden ermitteln in | |
alle Richtungen“, sagt Helga Seyb von der Initiative. „Doch sie hätten sich | |
direkt mehr auf Rassismus konzentrieren müssen, denn es war klar, dass | |
niemand in irgendwelche kriminellen Machenschaften verwickelt war.“ | |
Mit der Aufforderung „Findet den Mörder“ erinnern Initiativen am 5. April | |
sowohl lokal als auch online bundesweit [5][dezentral an den Mord an Burak | |
Bektaş] und fordern Aufklärung. Am Sonntag [6][lädt die Initiative für die | |
Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş zum Gedenkort ein], an dem es laut | |
Initiative immer wieder zu Pöbeleien und auch Beschädigungen kommt. Auch | |
wenn die Arbeiten dort mittlerweile abgeschlossen sind, [7][freut sich die | |
Initiative weiter über Spenden, um den Ort zu erhalten.] Am Sonntag wollen | |
sie dann ein Zeichen der Solidarität senden und des gemeinsamen Kampfes der | |
Angehörigen, der Freunde und allen, die zusammen für eine Gesellschaft ohne | |
Rassismus, für eine andere, bessere Welt kämpfen. (Sonntag 10. April, 14.00 | |
Uhr Gedenkort Burak Bektaş, Rudower Straße / Möwenweg.) | |
## Gegen Krieg und Repression | |
Für eine bessere Welt kämpfen auch die Feminist*innen des | |
What-the-Fuck-Bündnisses. [8][Jedes Jahr im September stellen sie sich dem | |
„Marsch für das Leben“] christlich-fundamentalistischer | |
Abtreibungsgegner*innen entgegen. [9][Der Zusammenschluss | |
verschiedener linksradikaler, queerfeministischer Gruppen] und | |
Einzelpersonen setzt sich für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung | |
und entkriminalisierte Abtreibung ein. | |
Im Jahr 2019 versuchten sie den rechtsoffenen Aufmarsch, an dem auch | |
AfD-Politiker*innen und andere organisierte Rechte teilnehmen und auf dem | |
auch vor Vergleichen zwischen Abtreibung und dem Holocaust nicht | |
zurückgeschreckt wird, mit einer Sitzblockade zu stoppen. Über 100 | |
Aktivist*innen wurden daraufhin angeklagt, wegen Nötigung verurteilt | |
oder mussten Geldstrafen zahlen. Weil Sitzblockaden gegen Nazis und | |
Fundamentalist*innen keine Nötigung, sondern nötig sind, will das | |
Bündnis [10][am Mittwoch vor dem Amtsgericht gegen die Kriminalisierung von | |
feministischem und antifaschistischem Protest protestieren.] (Mittwoch 6. | |
April, 18 Uhr in Moabit am Amtsgericht Tiergarten.) | |
Feminismus setzt sich nicht nur für körperliche Selbstbestimmung ein, | |
sondern auch immer gegen Krieg, nicht zuletzt, weil Frauen am stärksten | |
unter gewaltsamen Auseinandersetzungen leiden. Angesichts der | |
schockierenden Bilder aus dem Krieg in der Ukraine, dem immer mehr | |
Zivilist*innen zum Opfer fallen, haben EU und Bundesregierung nun | |
weitere Sanktionen gegen Russland sowie Waffenlieferungen in die Ukraine in | |
Aussicht gestellt. Mehr Waffen schaffen jedoch keinen Frieden und von einer | |
Aufrüstung profitiert vor allem die Rüstungsindustrie – die wohl kaum an | |
einer friedlichen Welt interessiert sein dürfte. [11][Unter dem Motto „No | |
War but Class War“ rufen verschiedene linke Gruppen für Samstag zu einer | |
antimilitaristischen Demonstration auf,] die sich gegen Krieg, Kapitalismus | |
und für Solidarität mit allen geflüchteten Menschen einsetzt. (Samstag 9. | |
April, 14 Uhr, U Unter den Linden.) | |
4 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Rechte-Anschlagsserie-in-Berlin-Neukoelln/!5842519 | |
[2] /Rechter-Terror-in-Berlin-Neukoelln/!t5612550 | |
[3] /Untersuchungsausschuss-Neukoelln-Komplex/!5841800 | |
[4] /Tatmotiv-Rassismus/!5843092 | |
[5] https://www.youtube.com/watch?v=2SWMuHrluns | |
[6] https://burak.blackblogs.org/ | |
[7] http://gedenkort-fuer-burak.org/ | |
[8] /Abtreibungsgegnerinnen-in-Berlin/!5802335 | |
[9] /Aktivistinnen-ueber-Marsch-fuer-das-Leben/!5797531 | |
[10] https://whatthefuck.noblogs.org/wir-sitzen-weil-sie-marschieren-demo-am-06… | |
[11] https://nowarbutclasswar.noblogs.org/ | |
## AUTOREN | |
Marie Frank | |
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