| # taz.de -- Russland pocht auf Zahlungen in Rubel: Wirtschaftskrieg um Gas | |
| > Russland will für den Rohstoff nur noch Rubel als Zahlungsmittel | |
| > akzeptieren. Der Westen sollte das hinnehmen – alles andere hätte fatale | |
| > Folgen. | |
| Bild: Wladimir Putin in seiner Residenz Nowo-Ogarjowo außerhalb von Moskau am … | |
| Die nächste Eskalationsstufe ist erreicht. Der russische Präsident | |
| [1][Putin] hat verfügt, dass der Westen seine Gasimporte in Rubel zu zahlen | |
| hat. Und zwar sofort, ab dem 1. April. Diese Ankündigung klingt nach | |
| totalem Wirtschaftskrieg, allerdings ist etwas unklar, was genau gemeint | |
| ist. In Berlin glaubt man nämlich, dass der Westen weiterhin in Euro zahlen | |
| darf. Das kann stimmen, muss aber nicht. | |
| Inmitten dieses Wirrwarrs wird jedenfalls deutlich, dass es ein | |
| strategischer Fehler war, dass sich die G7-Staaten kürzlich darauf | |
| festgelegt haben, dass sie nur in Dollar oder Euro zahlen wollen. Dieses | |
| Ultimatum sollte wie ein Zeichen der Stärke wirken, aber diese Stärke gibt | |
| es nicht. Europa braucht die russische Energie; in Deutschland macht sie 50 | |
| Prozent der Importe aus. Umgekehrt benötigt Putin die westlichen Devisen | |
| nicht, um seinen Krieg zu führen, denn bei Nahrungsmitteln, Energie und | |
| Waffen ist Russland autark. | |
| Es wäre daher besser gewesen, sich [2][flexibel zu zeigen] und im Zweifel | |
| auch in Rubel zu zahlen, solange Putin keine Fantasiepreise für seine | |
| Währung verlangt. Es wäre zwar ein Propagandaerfolg für den russischen | |
| Präsidenten, wenn Rubel aus dem Westen rollen – aber im realen Krieg würde | |
| ihm das nicht weiterhelfen. | |
| Seine Armee ist weiterhin zu schwach, um die ganze Ukraine zu besetzen. | |
| Außerdem bleibt die Offensive so astronomisch teuer, dass die Inflation in | |
| [3][Russland außer Kontrolle] gerät. Daran ändert sich nichts, wenn der | |
| Westen in Rubel zahlt. | |
| Sollte Putin auf Rubel bestehen, wäre es katastrophal, wenn der Westen auf | |
| stur schaltet und bald kein Gas mehr fließt. Teile der deutschen Industrie | |
| könnten nicht mehr produzieren, die Arbeitslosigkeit würde stark steigen. | |
| Zugleich würde Energie viel teurer, sodass die Inflation auf über 10 | |
| Prozent springen dürfte. | |
| Zudem darf man nicht nur im Tunnelblick auf Deutschland starren. Schwächere | |
| EU-Staaten wie Italien wären noch viel härter getroffen, weil sie höhere | |
| Energiekosten nicht stemmen können. Gleiches gilt für den globalen Süden: | |
| Wenn kein Gas mehr fließt, werden auch die Ölpreise steigen, weil Europa | |
| versuchen wird, wenigstens zum Teil auf andere Energiequellen umzusteigen. | |
| Arme Länder wie Kenia oder Libanon können sich dann die Ölimporte nicht | |
| mehr leisten, von denen sie aber abhängen. | |
| Es wäre zwar peinlich, aber man kann nur hoffen, dass der Westen einknickt, | |
| falls dies nötig wird. Um es zu wiederholen: Putin finanziert seinen Krieg | |
| nicht mit westlichen Devisen. Die Offensive in der Ukraine wird aus dem | |
| armen Russland ein noch ärmeres machen. | |
| 31 Mar 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ulrike Herrmann | |
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