| # taz.de -- Australien zwei Jahre nach den Bränden: Verkohlte Zukunft | |
| > Nach den verheerenden Bränden sind Milliarden Tiere tot und riesige | |
| > Schäden angerichtet. Doch die Regierung setzt weiter auf Kohle. | |
| Ein Spaziergang durch einen Wald im Hinterland der australischen Ostküste, | |
| rund 350 Kilometer südlich der Millionenmetropole Sydney. Schritte auf | |
| trockenem Boden, das Rascheln verkohlter Blätter, das Knacken schwarzer | |
| Äste. Kein Gezwitscher von Vögeln, kein dumpfes „Popp“ davonhüpfender | |
| Kängurus. Nur ganz selten ist das Brummen von Fliegen oder das Zirpen einer | |
| Grille zu hören. | |
| Im Land der Apokalypse herrscht Stille. Totenstille. | |
| Vor zwei Jahren war das hier anders. Das Schreien der Sirenen von | |
| Feuerwehr-Tanklastern vermischte sich mit dem Dröhnen einer herannahenden | |
| Flammenwand zu einer Kakophonie des Horrors. Ein australisches Buschfeuer, | |
| mit bis zu einhundert Meter hohen Flammen, unaufhaltbar und alles | |
| verschlingend, kann so laut sein wie ein startender Jumbojet. | |
| Zur Jahreswende 2019/2020 findet sich Australien im Klammergriff einer | |
| [1][Jahrhundertkatastrophe]. Der Himmel ist feuerrot. Im Südosten des | |
| Kontinents stehen riesige Wald- und Wiesengebiete in Flammen. 13 Millionen | |
| Hektar sollten es insgesamt werden, mit zweihundert Feuerfronten. Großfeuer | |
| vereinen sich zu gigantischen „Megafeuern“. Die Einsatzkräfte sind | |
| überfordert. Siedlungen stehen in Flammen. Die Schäden an Gebäuden, | |
| Fahrzeugen und Infrastruktur gehen in die Milliarden Dollar. Die | |
| Rauchwolken sind so dicht, dass sie aus dem Weltall beobachtet werden | |
| können. Noch in Neuseeland färben sie Gletscher mit dem Grau von Flugasche. | |
| ## Millionen Wildtiere getötet | |
| Es scheint wie ein Wunder, dass nur 34 Menschen in den Feuern umkommen. Sie | |
| verbrennen beim Versuch, ihr Haus zu retten, sie ersticken in ihren Autos, | |
| auf der Flucht vor den Flammen. Viele weitere sterben Wochen und Monate | |
| später an den Folgen von Rauchvergiftungen und anderen Langzeitschäden. So | |
| hat die Feuersaison vor zwei Jahren wohl mindestens 445 Menschenleben | |
| gefordert. | |
| Eine Tragödie – in jedem einzelnen Fall. Und doch scheinen diese Zahlen | |
| klein, wenn man sie an den Schäden misst, die die australischen | |
| Jahrhundertfeuer an Natur und Umwelt angerichtet hatten. „Unsere Wildtiere | |
| werden zu Millionen geröstet“, berichtet ein Fernsehreporter damals unter | |
| Tränen. Mindestens drei Milliarden Tiere sterben in den Flammen, so der | |
| Umweltwissenschaftler Chris Dickman – Säugetiere, Vögel und Reptilien. | |
| Kängurus, die in Panik vor den herannahenden Flammen zu fliehen versuchen, | |
| nur um sich in einem Stacheldrahtzaun zu verfangen und bei lebendigem Leib | |
| zu verbrennen. Koalas, die mit versengtem Fell versuchen, sich aus einer | |
| mit Glut übersäten Landschaft zu retten. | |
| Der bekannte [2][Koala-Retter James Fitzgerald] geht davon aus, dass | |
| mindestens 5.000 dieser immer selteneren Beuteltiere umgekommen sind. | |
| „Hunderte mehr verhungerten später, weil sie in der komplett verbrannten | |
| Landschaft keine Nahrung mehr fanden“, sagt Fitzgerald. Die drastische | |
| Reduktion der Koala-Populationen ist einer der Gründe, weshalb die | |
| australische Regierung das Beuteltier jüngst als „gefährdet“ einstufen | |
| musste. „Ich habe keine große Hoffnung für die Zukunft dieser Tiere“, mei… | |
| Fitzgerald. | |
| Eigentlich sind die von Eukalyptus und Akazien dominierten Wälder der | |
| australischen Ostküste Feuer gewöhnt – Waldbrände gehören in diesem | |
| Ökosystem zum natürlichen Ablauf. Einzelne Pflanzenarten brauchen sogar | |
| Hitze und Rauch, um ihre Samenkapseln öffnen und sich fortpflanzen zu | |
| können. Ein Wald aber, der von einem Megafeuer überrollt wird, ist mit | |
| einem Forst, der von einem normalen Brand heimgesucht wird, nicht zu | |
| vergleichen. Die Intensität der Hitze – mit Temperaturen von bis zu 1.100 | |
| Grad Celsius – ist auch für feuergewöhnte Pflanzen zu viel. | |
| Schießen bei Eukalyptusbäumen sonst schon Wochen nach einem Feuer aus | |
| verkohlter Rinde frische grüne Äste, bleiben dieses Mal viele Wälder | |
| größtenteils schwarz. Nur selten ist in Schluchten und Gräben ein Hauch | |
| grüner Farbe zu erkennen. Es sind Pflanzen, die durch ihre Lage vor den | |
| höchsten Temperaturen geschützt waren und deshalb überlebten. Oder es | |
| handelt sich um Unkraut, das sich in die Lücke gesetzt hat, die die | |
| einheimischen Pflanzen hinterlassen haben. | |
| Das Leid der Koalas und Kängurus mag Fernsehzuschauer rund um die Welt | |
| berührt haben. Einen wesentlich höheren Tribut forderten die Flammen aber | |
| unter wirbellosen Tieren. „Der Lebensraum ganzer Tierarten wurde komplett | |
| ausgebrannt“, erklärt der Ökologe und Autor John Pickrell im Gespräch mit | |
| der taz. In seinem Buch „Flames of Extinction“ (Flammen der Auslöschung) | |
| beschreibt er die Folgen, welche die Feuerkatastrophe auch für jene Tiere | |
| hatte, denen es an „Knuddeleffekt“ fehlt: Spinnen, Tausendfüßler, Würmer, | |
| Insekten. Gerade diese seien für das Funktionieren des gesamten Ökosystems | |
| unverzichtbar, erklärt Pickrell. Etwa als Bestäuber von Pflanzen oder als | |
| Verarbeiter abgestorbener Vegetation zu Humus. | |
| Viele Arten hätten in geografisch eng begrenzten Gebieten gelebt – in | |
| Schluchten, in Feuchtgebieten, im Unterholz und im Boden. Die Flammen | |
| hätten diese Lebensräume vernichtet. Selbst wenn Tiere das Feuer | |
| überlebten, „hatten sie schlicht keinen Ort mehr, wo sie weiterleben und | |
| sich vermehren können“, sagt Pickrell. Wie viele Tierarten Australien auf | |
| diese Weise verloren hat, könnten die Forscher noch nicht mit Sicherheit | |
| sagen – die Untersuchungen laufen noch. Dutzende seien inzwischen auf die | |
| Gefährdeten-Liste gesetzt worden, sagt Pickrell. | |
| ## Rekordtemperaturen von knapp 50 Grad | |
| Für den Umweltjournalisten gibt es keinen Zweifel: Der vom Menschen | |
| verursachte Klimawandel ist die Grundursache für diese Katastrophe. Die | |
| australische Ostküste meldete im Katastrophensommer Rekordtemperaturen | |
| von bis zu 48,9 Grad Celsius. „Und in den Jahren davor hatten wir eine | |
| ungewöhnlich lange Dürreperiode“, sagt Pickrell, „welche die Landschaft | |
| komplett ausgetrocknet hatte.“ Auch die extreme Trockenheit sei ein | |
| Resultat langfristiger klimatischer Veränderungen gewesen. Seit Beginn der | |
| industriellen Revolution hat sich die Durchschnittstemperatur in Australien | |
| um 1,4 Grad Celsius erhöht. | |
| Die Wissenschaft stützt Pickrells Beobachtungen. Die | |
| [3][World-Weather-Attribution-Gruppe] hat berechnet, dass die | |
| Klimaerhitzung die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation der Buschfeuer in | |
| Australien um 30 Prozent erhöht hat. Das staatliche australische | |
| Forschungsinstitut [4][CSIRO] schreibt in einer Studie, die global | |
| steigenden Temperaturen erhöhten die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von | |
| Megafeuern. In den letzten drei Jahrzehnten allein habe sich die Fläche | |
| verbrannter Wälder in Australien um 800 Prozent vergrößert. | |
| Laut den Forschern zieht sich die Brandsaison seit 1988 auch immer weiter | |
| in die kühleren Monate. Dadurch habe sich die von Feuern heimgesuchte | |
| Fläche im normalerweise feuerfreien australischen Winter mehr als | |
| verfünffacht. Die Brände vor zwei Jahren begannen schon im Juni, statt wie | |
| üblich im September. Die letzten Feuer wurden erst im April 2020 gelöscht, | |
| nicht bereits im Februar oder März. | |
| Die CSIRO-Forscher haben auch frühere Waldbrände analysiert. Das Ergebnis | |
| ist ernüchternd. „Während die Anhäufung von Brennmaterial, die Ursache | |
| eines Brandes – also Blitzeinschlag oder Brandstiftung – sowie das | |
| präventive und kontrollierte Abbrennen von gefährdeten Gebieten | |
| unterschiedlichen Rollen spielten, war das Klima der überwältigende Faktor, | |
| der die Brandaktivität bestimmte“, sagt CSIRO-Forschungsleiter Pep | |
| Canadell. Und: „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Häufigkeit von | |
| Waldgroßbränden unter dem prognostizierten Klimawandel wahrscheinlich | |
| weiter steigen wird.“ | |
| Pep Canadell ist einer von Dutzenden Experten in Australien, die seit | |
| Jahren mit wachsender Dringlichkeit vor dieser Entwicklung warnen. Doch wer | |
| geglaubt hatte, solche Prognosen würden die verantwortlichen Politiker | |
| aufrütteln, sieht sich enttäuscht. Das zeigt ein Besuch in Newcastle. Gut | |
| zwei Stunden Autofahrt nördlich von Sydney liegt der größte | |
| Kohleverladehafen der Welt. | |
| ## Australiens Kohle, Brennstoff für die Welt | |
| Mit höchster Präzision transportieren hunderte Meter lange Fließbänder ihre | |
| schwarz-glänzende Fracht in die hungrigen Bäuche gigantischer chinesischer | |
| Transportschiffe, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, 165 Millionen Tonnen | |
| pro Jahr. Australische Kohle ist Brennstoff für Fabriken und Kraftwerke in | |
| der ganzen Welt. Wegen der hohen Kohlendioxid-Emissionen ist Kohle aber | |
| auch globaler Klimakiller Nummer eins. Australien ist einer der global | |
| führenden Kohleförderer und Exporteure. | |
| Geht es nach der konservativen Regierung von Premierminister [5][Scott | |
| Morrison], soll das auch so bleiben. Mit den inzwischen legendären Worten | |
| „Heute ist nicht der Tag, um darüber zu sprechen“, hatte er während der | |
| Buschfeuer auf die Frage reagiert, ob es nun nicht an der Zeit sei, den | |
| Zusammenhang zwischen Kohle und dem Klima zu diskutieren. Der Tag, an dem | |
| Morrison darüber sprechen will, ist bis heute nicht eingetreten. Rund 50 | |
| Milliarden australische Dollar, umgerechnet etwa 31,5 Milliarden Euro, | |
| verdient Australien pro Jahr mit dem Export von Kohle. Darauf will man | |
| nicht verzichten. | |
| Im Gegenteil: Die konservative Regierung baut den Sektor weiter aus. | |
| Australien besitzt tief in der Erde verborgen Kohle- und Gasreserven für | |
| Hunderte von Jahren – das sind Billionen Dollar an potenziellen Gewinnen | |
| für Unternehmen. Das Land hat mehr als einhundert Projekte zur Erschließung | |
| fossiler Brennstoffe angestoßen, die jährlich fast 1,7 Milliarden Tonnen | |
| Treibhausgase ausstoßen würden. Das entspricht etwa 5 Prozent der | |
| weltweiten Industrieemissionen, falls alle diese Projekte realisiert | |
| würden. | |
| Doch die Kohleproduzenten wie die schweizerische [6][Glencore], die | |
| australische [7][BHP] und die chinesische [8][Yancoal] haben da ein | |
| Problem. Zunehmend sensibilisiert von den immer deutlicher werdenden Folgen | |
| des Klimawandels, verlangen Verbraucher rund um den Globus immer lauter | |
| nach Strom aus erneuerbaren Quellen. Die Nachfrage nach dem fossilen | |
| Brennstoff werde deshalb langfristig zurückgehen und schließlich versanden, | |
| sagen Experten wie John Hewson, Wirtschaftsprofessor an der australischen | |
| Nationaluniversität und ehemaliger Investmentbanker, gegenüber der taz. | |
| Doch noch pumpt die Regierung Morrison Milliarden australischer Dollar in | |
| den Ausbau der Förderung von Flüssigerdgas-Feldern. Obwohl auch dieser | |
| Treibstoff wegen hoher Methan-Emissionen als stark klimaschädigend gilt, | |
| preist ihn Klimaminister Angus Taylor einer zunehmen skeptischer werdenden | |
| Welt als „saubere“ Alternative zu Kohle an. | |
| ## Klimaschutz bleibt ein Fremdwort | |
| Gleichzeitig stellt sich Australien störrisch gegen jegliche Verbesserung | |
| seiner Klimaschutzpolitik. Bei der Klimakonferenz im November 2021 in | |
| Glasgow konnte sich Morrison gerade einmal das Versprechen einer | |
| Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 abringen. Eine schon vor Jahren | |
| versprochene Verminderung der Emissionen bis 2030 um 26 bis 28 Prozent im | |
| Vergleich zum Jahr 2005 gilt unter Experten als viel zu schwach. | |
| Das grundlegende Argument der Regierung Morrison lautet, dass Australien | |
| „bereits viel zum globalen Klimaschutz beiträgt“, wie der Premier | |
| regelmäßig behauptet. Der in Melbourne lehrende deutsche | |
| Klimawissenschaftler Malte Meinshausen sieht das anders. „Da steht | |
| Australien ganz an letzter Stelle. Das Land hat sich unter dieser Regierung | |
| bisher mehrmals gewehrt, sowohl im eigenen Land als auch international eine | |
| vernünftige Klimapolitik anzubieten“, sagt Meinshausen. | |
| Der vielleicht wichtigste Pfeil im Köcher der Regierung ist die Behauptung, | |
| Australien sei mit seinen 25 Millionen Einwohnern nur für rund 1,4 Prozent | |
| der globalen Emissionen verantwortlich. Dahinter verbirgt sich aber die | |
| Tatsache, dass der Kontinent aufgrund seiner Abhängigkeit von der Kohle zur | |
| Stromerzeugung und der hohen Rate der Abholzung von Urwäldern pro Kopf der | |
| sechstgrößte Klimagasemittent der Welt ist – hinter Ölproduzentenländern | |
| wie Katar und Kuwait. Premier Morrison vergisst auch, dass die vom | |
| Großemittenten China ausgestoßenen Klimagase zu einem wesentlichen Teil | |
| auf der Verbrennung australischer Kohle beruhen – Peking ist der wichtigste | |
| Kunde australischer Minen. | |
| Die wahren Folgen von Australiens Sucht nach dem Kohle-Dollar wurden jüngst | |
| von der konservativen [9][Australian Financial Revue ] errechnet. Die | |
| Zeitung nahm dazu die Emissionen aus den Kohleexporten in die Kalkulation | |
| auf. Das Ergebnis: Australien ist unter allen Nationen die Nummer drei | |
| unter den globalen Klimakillern. Nach dieser Berechnung machen australische | |
| Kohlendioxid-Gase 9,4 Prozent der weltweiten Emissionen aus. Zum Vergleich: | |
| China liegt nach dem Stand von 2021 bei 26,7 Prozent und die USA sind bei | |
| 13 Prozent. | |
| Die Milliardeneinnahmen aus dem Export von Kohle und Erdgas sind der | |
| augenscheinliche Grund, weshalb Australien an seinem Status als führendem | |
| Kohleexporteur festhalten will. Aber es gebe noch eine andere Ursache, sagt | |
| Malte Meinshausen: die Geschichte. „Im historischen Selbstverständnis des | |
| Landes wird der Reichtum aus der Erde gewonnen. Da ist natürlich der | |
| Kohlesektor traditionell mitbestimmend. Viele der wohlhabendsten Australier | |
| sind wegen Kohle und Eisenerz reich geworden.“ | |
| ## Erneuerbare trotzdem auf dem Vormarsch | |
| Paradoxerweise kommen die potenziellen Lösungen für Australiens | |
| Klimaproblem gerade aus dieser Ecke. Jüngst machte ein Konsortium unter | |
| Führung des Technologiemilliardärs Mike Cannon-Brookes ein | |
| Milliardenangebot zur Übernahme des größten Kohlekraftwerkbetreibers | |
| Australiens, AGL. Er will die Firma auf erneuerbare Energiequellen | |
| umstellen. AGL wies das Angebot zurück. Doch das letzte Wort in dieser | |
| Angelegenheit sei nicht gesprochen, glauben Analysten. | |
| Auch Andrew Forrest, Multimilliardär und Vorsitzender des westaustralischen | |
| Eisenerzunternehmens [10][Fortescue Metals], baut auf eine klimaneutrale | |
| Zukunft. Während die Regierung Hunderte von Millionen an Steuergeldern in | |
| die Erhaltung alternder Kohleanlagen pumpt, investiert Forrest Milliarden | |
| in Anlagen zur Herstellung von Wasserstoff. Der Treibstoff, der lediglich | |
| Wasserdampf als Emission abgibt, gilt als „Kohle der Zukunft“ und kann für | |
| so unterschiedliche Anwendungen genutzt werden wie den Betrieb von | |
| Lastwagen oder Kreuzfahrtschiffen. Forrest will Wasserstoff ausschließlich | |
| unter Verwendung erneuerbarer Energieformen wie Wind- und Sonnenkraft | |
| herstellen. Er sieht für „grünen Wasserstoff“ einen globalen Zukunftsmark… | |
| der den von Kohle in den Schatten stellen werde. | |
| Auch Energieminister Angus Taylor sieht diese Chancen – nur will er | |
| Wasserstoff durch die Verbrennung von fossilem Gas herstellen. Ohne jede | |
| Scham nennt Taylor den so produzierten Treibstoff „sauberen Wasserstoff“ – | |
| und scheint potenzielle Abnehmer damit täuschen zu können. Japan hat | |
| bereits eine Lieferung des laut Experten alles andere als „sauberen“ | |
| Brennstoffs gekauft. Deutschland ist ein weiterer potenzieller Großabnehmer | |
| australischen Wasserstoffs. Es wird sich zeigen, ob die Bundesregierung | |
| sich von der falschen Terminologie täuschen lassen wird: Lieferverträge in | |
| Milliardenhöhe liegen derzeit auf dem Verhandlungstisch. | |
| Während die Regierung Morrison weiter auf fossile Treibstoffe setzt, haben | |
| australische Regionen längst die Wachstumsmöglichkeiten entdeckt, die die | |
| Umwelt-Industrie bietet. Entsprechend haben sie diesen Wirtschaftszweig | |
| gefördert – trotz konstanter Blockierungsversuche aus Canberra. Der Erfolg | |
| zeigt sich darin, dass Australien heute pro Kopf so viele Solaranlagen auf | |
| privaten und industriellen Dächern unterhält wie sonst kaum irgendwo auf | |
| der Welt. | |
| Positive Signale gibt es also. Auch die kommenden Parlamentswahlen am 21. | |
| Mai könnten eine Veränderung auslösen, sollte wie prognostiziert die | |
| oppositionelle Labor Party an die Macht kommen. Deren Vorsitzender Anthony | |
| Albanese scheint zu akzeptieren, dass immer mehr Länder auf ein im Pariser | |
| Klimaabkommen festgelegtes Ziel drängen: Neunzig Prozent der globalen | |
| Kohle- und sechzig Prozent der Erdgasreserven müssten im Boden verbleiben, | |
| damit der globale Temperaturanstieg auf etwas über 1,5 Grad Celsius | |
| begrenzt werden könne. | |
| Dass sich Australien endlich am Kampf gegen den Klimawandel beteiligt, | |
| liege auch im ureigensten Interesse des Landes, sagt der Ökologe John | |
| Pickrell. Denn „Business as usual“ garantiere den Wäldern Australiens nur | |
| eines: eine wahrhaft apokalyptische Zukunft. Pickrell: „Was vor zwei Jahren | |
| wie eine extreme Feuersaison schien, könnte bald die neue Normalität | |
| werden“. | |
| 15 Apr 2022 | |
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