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# taz.de -- 100 Tage ohne Innensenatorin: Ein politisches Leichtgewicht
> Berlins neue Innensenatorin Iris Spranger macht sich rar. Die
> Sozialdemokratin und bisherige Baupolitikerin war für den Posten nur
> zweite Wahl.
Bild: Beantwortet Fragen gern später: Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SP…
Berlin taz | Doch, sie ist noch da. Sie ist keine Fantasiefigur wie der
[1][Bundestagsabgeordnete Jakob Mierscheid], den die SPD irgendwann
erfunden hatte, in Zeiten, als sie noch Humor hatte. Regelmäßig versandte
Mierscheid Pressemitteilungen, in denen er auch über das Mierscheid-Gesetz
schwadronierte. Demzufolge standen die Wahlerfolge der SPD in Zusammenhang
mit der Rohstahlproduktion im Land. Viel Output für eine Figur, die es gar
nicht gab.
Doch Iris Spranger [2][gibt es wirklich]. Zuletzt ließ sie sich am 25. März
sehen. Sie ist also nicht abgetaucht, und dennoch haben sich in den 100
Tagen, in denen Rot-Grün-Rot Berlin regiert, viele gefragt: Wo ist
Spranger? Anders als bei Mierscheid muss man bei der SPD-Innensenatorin
also festhalten: Wenig Output für eine Figur, die es tatsächlich gibt.
Vielleicht hat es auch mit ihrer Personalpolitik zu tun. Bis heute hat die
Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport keine
Pressesprecherin oder einen Pressesprecher. So kam es, dass eine Anfrage
der taz, ob Berlin auf einen möglichen Krieg in der Ukraine vorbereitet
sei, gestellt zwei Tage vor dem Einmarsch Russlands am 22. Februar, erst am
9. März beantwortet wurde. Interessant ist dabei ein „Zitat“ der Senatorin
als Antwort auf eine angebliche Frage, die am 22. Februar noch gar nicht
gestellt werden konnte: „Wir stehen solidarisch an der Seite der Menschen,
die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten müssen.“
Spranger will gut dastehen, will zeigen, dass sie die Richtige ist, obwohl
alle wissen, dass sie die zweite Wahl war. Denn mit Innenpolitik hatte die
60-Jährige bis zu ihrer Ernennung als Senatorin nichts zu tun, ebenso wenig
wie mit Digitalisierung. [3][Als Baupolitikerin] galt sie dagegen als
gesetzt, das Bauressort von der Linken für die SPD zurückzuerobern. Doch
davor schreckte die Regierende Bürgermeisterin zurück. Die Zahl der
gebauten Wohnungen ist die Währung, mit der der Erfolg der SPD gemessen
wird. Da vertraute Franziska Giffey lieber einem politischen Schwergewicht
wie Andreas Geisel.
Dass Spranger eher ein Leichtgewicht ist, fällt auch in der Ukraine-Krise
auf. Es sind Giffey und Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke), die die
Fluchtbewegung aus dem Kriegsland managen. An jenem 25. März durfte aber
Iris Spranger mit der Regierenden einen Pressetermin absolvieren. Es ging
um ein Onlinetool zur Beantragung einer Aufenthaltserlaubnis. Es war ein
wenig von Ich-bin-auch-noch-da einer Senatorin, die Berlin ins papierfreie
Zeitalter katapultieren soll.
Und kurz vor Drucklegung des Textes meldete sie sich noch einmal. Das Zitat
im Radio, das hängen bleibt, lautet: „Wir sind der Meinung, und das
unterstreiche ich auch als zuständige Senatorin, dass …“ Und der Rest des
Satzes? Schon wieder vergessen.
31 Mar 2022
## LINKS
[1] https://www.spdfraktion.de/abgeordnete/mierscheid?wp=13
[2] /Polizeiwache-am-Kottbusser-Tor/!5840149
[3] /Regierungsbildung-in-Berlin/!5814579&s=iris+spranger+bauen/
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
Berlin
Andreas Geisel
Katja Kipping
Innensenatorin Iris Spranger
Franziska Giffey
Gesundheitspolitik
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