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# taz.de -- Anne-Frank-Buch zurückgezogen: Falsche Annahmen
> Der niederländische Verlag Ambo/Anthos nimmt sein umstrittenes
> Anne-Frank-Buch aus dem Handel. Expert*innen demontierten die darin
> aufgestellten Thesen.
Bild: Das Buch „Der Verrat an Anne Frank“ hat seit der Veröffentlichung im…
Berlin dpa/taz | Das Buch „Het verraad van Anne Frank“ (zu deutsch: „Verr…
an Anne Frank“) von Rosemary Sullivan wird aus dem Handel genommen. Dies
teilte der niederländische Verlag Ambo/Anthos am Mittwoch in Amsterdam mit.
Bereits kurz nach Erscheinen im Januar dieses Jahres wuchsen [1][Zweifel an
den zugrundeliegenden Recherchen].
Das Ermittlerteam um den ehemaligen FBI-Agenten Vincent Pankoke und den
Journalisten Pieter van Twist kamen zu dem Schluss, der jüdische Notar
Arnold van den Bergh habe Anne Frank sowie sieben weitere jüdische Menschen
1944 an die Nazis verraten.
Zwei Jahre lang lebte Anne Frank mit ihrer Familie im Hinterhaus in der
Prinsengracht 263 im Amsterdam, von wo aus sie ihr heute berühmtes Tagebuch
schrieb. Nach ihrer Entdeckung wurden die Familienmitglieder in
verschiedene Konzentrationslager deportiert. Otto Frank, Annes Vater,
überlebte als Einziger.
Ein Schreiben aus dem Besitz Otto Franks diente dem Team um Pankoke und van
Twist als wesentliches Indiz. In ihm beschuldigt ein Unbekannter den
jüdischen Notar des Verrats. Die Existenz des Briefes ist jedoch [2][schon
lange bekannt gewesen], das Papier liegt allerdings nicht mehr vor. Man
weiß bis heute nicht, wer der anonyme Hinweisgeber war und ob seine
Behauptungen wahr sind.
Das niederländische Forscherteam um den Historiker Bart Wallet, Professor
für jüdische Geschichte an der University of Amsterdam, stellte nun einen
Bericht vor, der den Inhalt von Sullivans Buch demontiert. Es sei
stümperhaft, beruhe auf falschen Annahmen, außerdem seien Quellen falsch
genutzt worden, besagt die kritische Analyse der Historiker*innen.
Als Reaktion darauf rief der Verlag Ambo/Anthos nun alle Buchhändler auf,
ihre Vorräte zurückzuschicken. Er entschuldigte sich zudem „bei all
denjenigen, die durch den Inhalt des Buches verletzt wurden.“
Auch der englische Großverlag Harper Collins wurde seitens eines Vertreters
der jüdischen Gemeinde aufgefordert, das dort im Januar auf Englisch
erschienene Buch zurückzuziehen. Eine Antwort erfolgte darauf noch nicht.
Die Veröffentlichung der deutschen Ausgabe unter dem Titel „Der Verrat an
Anne Frank“ war ursprünglich für den 20. März geplant. Jürgen Welte,
Geschäftsführer und Verleger von HarperCollins Deutschland, hatte bereits
im Februar angekündigt, diesen Termin vorerst zu verschieben. Er wolle das
Manuskript prüfen lassen, die Veröffentlichung an sich habe er aber nicht
abgesagt, wie er der Süddeutschen Zeitung mitteilte.
23 Mar 2022
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