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# taz.de -- Lauterbach und die Quarantänepflicht: We love Eigenverantwortung
> Karl Lauterbach wollte die Quarantänepflicht für Menschen außerhalb des
> medizinischen Sektors beenden. Dabei ging es nie um Freiheit – nur um
> Profite.
Bild: Die Maskenpflicht beim Einkaufen ist gefallen – nun können alle selbst…
Welche Körperverletzung wiegt schwerer: eine Corona-Infektion mit möglichen
Langzeitfolgen spreaden oder eine beherzte Faust ins maskenlose Gesicht der
aufdringlichen Person neben mir? Dienstagmorgen konnte ich im Supermarkt an
nichts anderes denken. Am Abend zuvor [1][hatte Karl Lauterbach
vorgeschlagen], ab Mai die Quarantänepflicht für Menschen außerhalb des
medizinischen Sektors zu beenden. Unter den ganzen Social Barebacker_innen
– also Leuten ohne Maske in vollen Innenräumen – würden sich auch jene
tummeln, die Corona ganz sicher haben. Mittlerweile hat Lauterbach [2][den
Vorschlag revidiert].
Ich hatte neulich Corona. Dank dreifacher Impfung war der Verlauf mild,
aber ich würde es nicht noch mal durchmachen wollen. Bisher trage ich keine
Folgen davon. Leider können das viele andere – laut der Deutschen
Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin bis zu 15 Prozent der
Erkrankten – [3][nicht von sich behaupten]. Dass der Gesundheitsminister
wegen Personalmangels die Durchseuchung vorantreiben wollte, passt in den
Kurs der Regierung. Leute sollten krank zur Arbeit erscheinen, dort alle
anstecken und vielleicht noch mit Long Covid belohnt werden.
Denn was das Aufheben von Pflichten zum Infektionsschutz für
Arbeiter_innenrechte bedeutet, hat sich bereits herauskristallisiert. Ganz
ehrlich: Wem kann maus es schon zum Vorwurf machen, trotz Corona ackern zu
gehen, wenn die Alternativen Lohnausfälle oder gleich Kündigungen sind? Wer
verzichtet freiwillig auf den Urlaub, wenn die teuren Tickets und
Unterkünfte nicht rückerstattet werden? Nur die wenigen, die es sich
leisten können und wollen.
Die Regierung will über Eigenverantwortung reden? Wo wurde an die
Eigenverantwortung appelliert, als vor zehn Jahren der rezeptfreie Zugang
zur „Pille danach“ als bedenklich galt, weil Leute sich das Medikament
sonst „wie Smarties“ reinpfeifen würden? Wo ist die Eigenverantwortung
heute, wenn es [4][um Abtreibungen geht]? Oder um Hormontherapien und
Namensänderungen? Ist es nicht auch Eigenverantwortung, ob und welche
Drogen eine Person konsumiert und wie viele sie mit sich herumträgt?
## Weshalb nicht alle Grenzen öffnen?
Weshalb nicht alle Grenzen öffnen und Leute selbst entscheiden lassen, wo
sie leben wollen? Wozu überhaupt den Body-Mass-Index als Zugangsbedingung
für irgendwas setzen? Sollte es in Zeiten der Inflation überhaupt noch
„klauen“ und nicht „improvisierte Umverteilung“ heißen? Warum [5][eine
Wehrpflicht diskutieren], wenn die Regierung Wert auf Eigenverantwortung
legt? Überhaupt: Ist die Abschaffung von Polizei und Knästen nicht
überfällig?
Es gibt viele Bereiche, in denen Eigenverantwortung sinnvoll ist. Eine
Pandemie, in der maus zwei Jahre lang vergeblich nach Solidarität und
Arbeitnehmer*innenrechten gesucht hat, gehört nicht dazu. Wenn der
Kontrollettistaat plötzlich auf antiautoritär macht, sollten wir stutzig
werden. Denn es ging nie um Freiheit, sondern immer nur um Profite.
6 Apr 2022
## LINKS
[1] /Ende-der-Corona-Quarantaene/!5843418
[2] /Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5847944
[3] /Long-Covid-bei-Kindern/!5838421
[4] /Schwerpunkt-Abtreibung/!t5008434
[5] /Debatte-um-Aufruestung/!5835458
## AUTOREN
Hengameh Yaghoobifarah
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