# taz.de -- Neue Verfassung der römischen Kurie: Papst öffnet die Verwaltung | |
> Das neue Grundgesetz soll die Verkrustungen der Weltkirche knacken. Auch | |
> Frauen und Laien bekommen Zugang zu Leitungsfunktionen. | |
Bild: Der Papst bei seiner wöchentlichen Audienz am 16. März | |
ROM taz | Seit nunmehr neun Jahren ist Papst Franziskus im Amt und zum | |
Jahrestag seines Dienstantritts hat er sich selbst ein Geschenk gemacht: | |
eine neue Verfassung für die römische Kurie, die Regierung der katholischen | |
Weltkirche. Als solche ist sie nicht zu verwechseln mit dem Vatikanstaat, | |
auch wenn beide im Papst den Chef haben, der sie mit den Vollmachten eines | |
absoluten Monarchen regiert. | |
Anderswo heißen Verfassungen einfach „Verfassung“ oder „Grundgesetz“, … | |
Vatikan muss es schon ein bisschen mehr sein: „Praedicate Evangelium“ | |
(Predigt das Evangelium) ist das Dokument überschrieben, das die | |
Institutionen der Kurie neu sortiert und die Verfassung von 1988 ablöst – | |
und das zugleich neue Zugangsvoraussetzungen bis in die Spitzenämter des | |
Weltkatholizismus hinein definiert. | |
16 Zentralbehörden sollen an die Stelle der Kongregationen, Räte und | |
Behörden treten, um die Weltkirche zu administrieren – von der | |
Evangelisierung, der Glaubenslehre, den Ostkirchen über Gottesdienste und | |
Sakramentendisziplin bis zum interreligiösen Dialog und zur Kommunikation. | |
Neu ist vor allem die Aufwertung des päpstlichen Almosenamts zu einer | |
Zentralbehörde. Dass die Armen dieser Welt Papst Franziskus am Herzen | |
liegen, ist kein Geheimnis. Ob diese Aufwertung jedoch eine Wende in der | |
Politik der Kirche bringt, bleibt dahingestellt. Sie ist vielerorts | |
weiterhin ein schwerreicher Apparat, der etwa in Italien auf einem | |
Immobilienvermögen im mehrstelligen Milliardenbereich sitzt. Das Kümmern um | |
die Armen wird engagierten Laiengemeinschaften überlassen. | |
## Schluss mit der Männerwirtschaft | |
In Zukunft sollen bis in höchste Ämter hinein Laien und sogar Laiinnen zum | |
Zuge kommen: Schluss soll damit sein, dass nur Prälaten, vorneweg Bischöfe | |
und Kardinäle, Zugriff auf Spitzenpositionen haben, Schluss auch mit der | |
reinen [1][Männerwirtschaft]. | |
Zwar sind auch heute schon ein Viertel der Beschäftigten in der | |
Kurienverwaltung Frauen, doch sie sind fast ausschließlich mit | |
administrativen Aufgaben befasst, während sie so gut wie keinen Zugang zu | |
Leitungsfunktionen haben. Nun wird der Titel des „Kardinalstaatssekretärs“ | |
– des bis heute wichtigsten Mannes der Kurie hinter dem Papst – zum | |
„Staatssekretär“ vereinfacht. Und vielleicht sehen wir demnächst eine | |
Staatssekretärin, die dem Heiligen Vater sekundiert. | |
Zugleich sollen mit der neuen Verfassung Verkrustungen in der Kurie | |
aufgebrochen werden. Die in ihr tätigen Geistlichen sollen auf nur noch | |
fünf Jahre berufen werden, bei Möglichkeit nur einer einmaligen | |
Verlängerung. | |
21 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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