# taz.de -- Rechtsextreme Preppergruppe Nordkreuz: Anklage gegen Schießplatzbe… | |
> Ein Schießplatzbetreiber und der Mitarbeiter einer Waffenbehörde sollen | |
> vor Gericht. Es geht um Kriegsmunition und Polizeipatronen als Bezahlung. | |
Bild: Mit Patronen soll bezahlt worden sein | |
BERLIN taz Im Komplex rund um die rechtsextreme Preppergruppe | |
[1][Nordkreuz] gibt es weitere juristische Konsequenzen: Die | |
Staatsanwaltschaft Schwerin hat Anklage gegen den Waffenhändler Frank T. | |
aus Güstrow und einen Mitarbeiter der Waffenbehörde im Landkreis | |
Ludwigslust-Parchim erhoben. Es geht um mutmaßliche Verstöße gegen das | |
Kriegswaffenkontrollgesetz, versuchte Strafvereitelung, Anstiftung zum | |
Diebstahl sowie Hehlerei. | |
Hintergrund sind die Ermittlungen gegen den ehemaligen SEK-Polizisten und | |
Nordkreuz-Chef Marko G, bei dem im Sommer 2017 zehntausende Schuss Munition | |
sichergestellt worden waren. Der Mitarbeiter der Waffenbehörde soll im | |
November 2017 10 Patronen davon auf Marko G. Wunsch hin an den | |
Waffenhändler und Schießplatzbetreiber Frank T. übergeben haben. Es handelt | |
sich dabei um Patronen, die unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fällt. | |
Dafür hatte Frank T. keine Erlaubnis. Und im [2][Verfahren gegen Marko G.] | |
konnten die Patronen nicht mehr als Beweismittel dienen. Beim Prozess vor | |
dem Landgericht Schwerin Ende 2019 wurde deutlich, dass dem Mitarbeiter der | |
Waffenbehörde [3][die nötige Distanz zu Marko G. fehlte]. | |
Frank T. war selbst Mitglied von Nordkreuz, ebenso Mitarbeiter von ihm. Auf | |
dem von ihm betriebenen Schießplatz in Güstrow trainierten Mitglieder der | |
Gruppe regelmäßig. Auch [4][Spezialkräfte von Polizei und Bundeswehr] aus | |
ganz Deutschland kamen zu teils mehrtägigen Schießtrainings dorthin. Über | |
sie gelangte Frank T. den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge auf | |
illegalem Wege an Munition. | |
Im Herbst 2018 soll Frank T. laut Anklage einem sächsischen Polizeibeamten | |
angeboten haben, als Vergütung für eine private Schießfortbildung | |
dienstliche Munition entgegenzunehmen. Der Polizist soll daraufhin Patronen | |
im Wert von mindestens 3680 Euro [5][aus der Waffenkammer der Polizei | |
entwendet] und an Frank T. übergeben haben. Dieser habe sie dann | |
gewinnbringend verkaufen oder für sich selbst verwenden können. | |
## Acht weitere Verfahren gegen Frank T. beendet | |
Die Staatsanwaltschaft Rostock führte acht weitere Verfahren gegen Frank | |
T., diese sind inzwischen alle beendet. Die allermeisten wurden – teils | |
gegen Auflage – eingestellt, eine Sache wurde an die Ordnungsbehörde | |
abgegeben. Die Anhaltspunkte für die Ermittlungen ergaben sich oft aus | |
sichergestellten Chats. Es ging unter anderem darum, dass Frank T. eine | |
Person zum illegalen Transport einer Waffe angestiftet haben soll. In | |
mehreren Fällen ging es um mutmaßlich illegalen Gebrauch von Kriegsmunition | |
auf dem Schießplatz. | |
Ein Fall ist inzwischen verjährt, weil die Ermittlungen offenbar zu langsam | |
vorangingen: Ein mutmaßlicher Betrug. Frank T. soll im Mai 2018 Patronen im | |
Wert von 2000 Euro von einer Bremer Polizeibehörde bekommen haben – zum | |
Schießen bei einem Training. Er gab sie dann aber offenbar weiter. | |
Der bekannteste Fall: Frank T. schenkte Anfang 2018 dem [6][damaligen | |
Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), eine | |
Pistole, ein Schießtraining und Munition.] Anlass war Caffiers Geburtstag. | |
In die Glock 19 im Wert von rund 800 Euro war der Schriftzug „Baltic | |
Shooters“ eingeprägt, sie wurde ihm von einem seiner Personenschützer | |
überbracht. Danach fuhr Caffier, der Jäger ist, selbst nach Güstrow, um die | |
Waffe bei einem kostenlosen Schießtraining mit Frank T. einzuschießen, laut | |
den Ermittlungen dauerte es 90 bis 120 Minuten. Caffier bekam dafür auch | |
mehr als 100 Patronen geschenkt. | |
Caffier war jahrelang Schirmherr einer Schießveranstaltung, die Frank T. | |
zusammen mit dem Landeskriminalamt organisierte. Nachdem Caffier von der | |
taz nach der Waffensache gefragt wurde, erklärte er sie erst zu seiner | |
Privatangelegenheit, gab dann einen angeblichen Kauf zu und trat im | |
November 2020 von seinem Amt zurück. Inzwischen wurde er rechtskräftig | |
wegen Vorteilsannahme zu 45 Tagessätzen verurteilt. Das Verfahren gegen | |
Frank T. wegen Vorteilsgewährung wurde gegen die Zahlung von 3000 Euro | |
eingestellt. | |
17 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Sebastian Erb | |
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