# taz.de -- Neuer Fraktionschef der Berliner Grünen: Graf kommt doch noch zum … | |
> Die Fraktion wählt Werner Graf zu ihrem Co-Vorsitzenden. Er folgt auf | |
> Antje Kapek, die überraschend zurück getreten war. Silke Gebel bleibt im | |
> Amt. | |
Bild: Soll jetzt den Ton angeben in der Berliner Grünenfraktion: Werner Graf | |
Unverhofft kommt oft – zumindest was die hochrangigen | |
Personalentscheidungen der Berliner Grünen angeht, stimmt dieser Satz. Die | |
[1][Wahl von Werner Graf] zum Co-Fraktionschef am Dienstag macht da keine | |
Ausnahme. Der langjährige Parteichef holte immerhin 68 Prozent der Stimmen | |
aus der stark verjüngten Abgeordnetenhausfraktion. Allerdings hatte er auch | |
keine Gegenkandidat*in. | |
Der Posten war nach dem [2][überraschenden Rücktritt von Antje Kapek] frei | |
geworden. Sie hatte ihren Schritt mit der zu großen beruflichen und | |
privaten Belastung durch Pandemie, Wahlkampf und Politikalltag begründet. | |
Die Position von Silke Gebel, der zweiten Fraktionschefin, stand nicht zur | |
Abstimmung. | |
Graf macht damit ein grünes Personaltableau komplett, das vor eineinhalb | |
Jahren kaum jemand absehen konnte. Mit Bettina Jarasch wurde eine | |
Hinterbänklerin aus dem Abgeordnetenhaus [3][erst Spitzenkandidatin, dann | |
Supersenatorin für Umwelt,] Verkehr, Klima- und Verbraucherschutz. Mit | |
Ulrike Gote übernahm mitten in der vierten Welle der Coronapandemie eine in | |
Berlin unbekannte Politikerin aus Kassel eine weitere herausfordernde | |
Position in der Exekutive. | |
Die im Dezember gewählten beiden neuen Parteivorsitzenden Susanne Mertens | |
und Philmon Ghirmai wiederum gehen jetzt erstmal auf Tour durch die | |
Parteirunden, um sich bekannt zu machen. Und Graf hatte sich eigentlich | |
schon mit Sacharbeit in der Fraktion zum Thema Mobilität und Verkehrswende | |
abgefunden. | |
Das war bekanntermaßen nicht sein Plan. Der 1980 in Bayern geborene | |
Politiker hatte zusammen mit Nina Stahr die Berliner Grünen von 2016 bis | |
2021 geführt. Doch dann zog es beide in die Parlamente – Stahr in den | |
Bundestag, Graf ins Abgeordnetenhaus – und auch bei Berlins Grünen ist es | |
nicht erlaubt, als Parteichef zugleich Parlamentarier zu sein. | |
Graf galt fortan als [4][heißer Kandidat für einen Posten im Senat], | |
vorzugsweise den des Verkehrs- und Umweltsenators. Doch der parteiinterne | |
Machtkampf führte dazu, dass Jarasch diese Position übernahm. Der vorherige | |
Landeschef stand plötzlich ohne herausragendes Amt da – und wurde damit | |
zumindest kurzzeitig zu einem weiteren Beispiel für den oft undankbaren | |
Umgang der Grünen mit ihrem (einstigen) Führungspersonal. | |
Nun hat es doch noch geklappt. Dass Graf die nötigen Kompetenzen für die | |
Fraktionsführung hat, ist unbestritten: Bereits mit 20 wurde er | |
Bundessprecher, sprich Chef, der Nachwuchsorganisation Grüne Jugend; als | |
Co-Chef der Partei managte er die Verdoppelung der Mitgliederzahlen seit | |
2016 auf inzwischen mehr als 12.000 und hielt den grünen Senator*innen | |
den Rücken frei. Denn insbesondere die damalige Verkehrssenatorin Regine | |
Günther lieferte vielen Basisgrünen nur unzureichende Erfolge. | |
## Wie harmoniert das Duo Gebel/Graf? | |
Ein Spaziergang wird der neue Posten für Graf dennoch nicht. Zum einen muss | |
sich erst zeigen, wie das Zusammenspiel des [5][erklärten Parteilinken aus | |
Kreuzberg] mit der Reala Gebel aus Mitte funktioniert. | |
Und auch die Zusammenarbeit mit der in diese Legislatur auf insgesamt 32 | |
Mitglieder angewachsenen Fraktion ist eine Herausforderung. Denn nicht nur | |
an der Spitze werden die Grünen von vielen neuen Gesichtern geprägt. Die | |
Wahl im September 2021 spülte dank gewonnener Direktmandate zahlreiche | |
junge Abgeordnete ins Parlament – im Gegenzug kam so manche erfahrene | |
Politiker*in auf der Landesliste nicht zum Zug. Diese Fraktion zu | |
formen und ihr eine Rolle im Machtgefüge mit der rot-grün-roten Regierung | |
zuzuweisen, wird nun Grafs Aufgabe sein. | |
15 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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