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# taz.de -- Antimuslimischer Rassismus in Berlin: Etwas weniger Feindlichkeit
> Die Meldezahlen von antimuslimischem Rassismus sind in der Coronazeit
> leicht gesunken, zeigen Daten des Netzwerks gegen Diskriminierung.
Bild: Protestaktion bei den Internationalen Aktionstagen gegen Rassismus im Mä…
Berlin taz | Eine Kopftuch tragende Impfärztin fragt im Impfzentrum eine
Mitarbeiterin nach dem Dienstraum der Ärzte. Die Mitarbeiterin entgegnet:
„Sie gehören ganz sicher nicht hierher!“ Umstehende Mitarbeiter*Innen
intervenieren. Auf die Frage der ärztlichen Leitung, ob sie bei einem
weißen Mann genauso reagiert hätte, antwortet sie: „Nein, natürlich nicht.…
Seit 2016 sammelt das Netzwerk gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit
des [1][Vereins Inssan Fälle von antimuslimischem Rassismus] wie diesen.
Die meisten Vorkommnisse, sagt Projektleiterin Zeynep Çetin bei der
Vorstellung der neuen Zahlen am Donnerstag, würden per
[2][Internet-Formular] unter www.inssan.de gemeldet.
206 Fälle waren das 2021, erneut ein leichter Rückgang im Vergleich zum
Vorjahr (2020: 228). Höhepunkt war 2019 mit 265 Fällen. Den Rückgang führte
Çetin wie schon im vorigen Jahr auf die Lockdown-Situation seit Corona
zurück sowie darauf, dass wegen der Pandemie weniger Aufklärungs- und
Bildungsangebote stattgefunden haben, die oft erst ein Bewusstsein für
Diskriminierungen schafften.
Weiterhin finden die meisten Vorkommnisse (45 Prozent) im sozialen Nahraum
statt. Danach kommt der Bereich Güter/Dienstleistungen (21), hierzu zählen
etwa Ärzte und Geschäfte, sowie der Bereich Arbeit (16). Über
Diskriminierung in Letzterem klagten oft Frauen, so Çetin, die wegen ihre
Kopftuchs eine Arbeitsstelle nicht bekommen. Sie forderte erneut ein Ende
der „staatlichen Diskriminierung durch das sogenannte Berliner
Neutralitätsgesetz“. Die gemeldeten Formen der Diskriminierung sind zumeist
Beleidigungen, Anfeindungen sowie Ausschlüsse.
Was die Diskriminierungsgründe angeht, so gaben 180 der meldenden Personen
an, „vordergründig“ aufgrund ihrer tatsächlichen oder zugeschriebenen
islamischen Religionszugehörigkeit diskriminiert worden zu sein. 144
Muslim*innen erfuhren zudem aufgrund ihrer (zugeschriebenen) ethnischen
Herkunft Anfeindungen und 73 Personen auch aufgrund ihres Geschlechts.
## Multiple Diskriminierungen
„Somit überschneiden sich bei einer Vielzahl von Meldungen verschiedene
Diskriminierungsgründe“, so Cetin. In Richtung Senat forderte sie vor
allem, die Handlungsempfehlungen der im vorigen Jahr eingesetzten
Expert*innenkommission zu antimuslimischem Rassimus „unverzüglich“
umzusetzen. Als erstes Bundesland hatte Berlin eine solche Kommission vor
einem Jahr eingesetzt: Sie soll Empfehlungen zu Prävention und Bekämpfung
von antimuslimischem Rassismus erarbeiten.
Die Ergebnisse dieser Arbeit würden „demnächst“ der Justizsenatorin
vorgelegt, erklärte Eren Ünsal, Leiterin der Landesstelle für
Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS), die am Pressegespräch
teilnahm.
Was genau die Expert*innen vorschlagen, könne sie noch nicht verraten.
Aber Ünsal versprach: „Wir wollen die Empfehlungen umsetzen.“
24 Mar 2022
## LINKS
[1] /Antimuslimischer-Rassismus-in-Berlin/!5754710
[2] http://www.inssan.de/meldung
## AUTOREN
Susanne Memarnia
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Islamfeindlichkeit
antimuslimischer Rassismus
Kopftuch
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Neutralitätsgesetz
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Muslime in Deutschland
Diskriminierung
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