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# taz.de -- Ukraine-Krieg und EU-Agrarpolitik: Falsche Baustelle
> Die Pläne der EU-Kommission, den Pestizideinsatz nicht zu bremsen, sind
> fatal. Denn das Artensterben geht trotz des Ukraine-Krieges weiter.
Bild: Pflanzenschutzmittel wird auf einem Feld in Niedersachsen ausgebracht
Der Bauernverband ist ein echter Kriegsgewinner. Er war schon immer gegen
Pläne der [1][EU]-Kommission, den Pestizideinsatz bis 2030 zu halbieren.
Jetzt hat die Brüsseler Behörde dieses Vorhaben verschoben – aller
Wahrscheinlichkeit nach auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Die Begründung: Weil
infolge des Ukraine-Kriegs Getreidelieferungen aus dem Land auszufallen
drohen, könne es sich die [2][EU nicht mehr leisten], weniger zu spritzen
und deshalb auch weniger zu produzieren. Sonst würden die
Lebensmittelpreise zu stark steigen, und die Versorgung von
Entwicklungsländern wäre gefährdet.
Genauso hatte die Agrarlobby aus Deutschland und anderen [3][EU-Staaten]
argumentiert. Zu befürchten ist, dass die Kommission jetzt auch noch
weitere Umweltschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft aufgibt. Dieser Weg ist
falsch. Denn trotz des Kriegs sterben immer noch viele Pflanzen- und
Tierarten aus. Davon sind auch die für die Nahrungsmittelproduktion
wichtigen Bestäuberinsekten betroffen. Pestizide tragen erheblich zum
Artensterben bei.
Und sie machen die Landwirtschaft der EU abhängig von Erdölimporten. Denn
die Chemikalien basieren auf diesem Rohstoff, dessen Preise und
Verfügbarkeit maßgeblich Russland oder andere autokratisch regierten
Staaten bestimmen.
Statt auf notwendigen Natur- und Klimaschutz zu verzichten, sollte die EU
das geerntete Getreide sinnvoller nutzen. 2019 wurden 57 Prozent der
deutschen Produktion laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
nicht gegessen, sondern verfüttert. An Tiere, die daraus Fleisch und Milch
erzeugen, wobei viele Kalorien verlorengehen. 12 Prozent des Getreides
werden zu Kraftstoff oder Biogas verarbeitet.
Die Ernte für Agrosprit ließe sich kurzfristig als Nahrungsmittel nutzen.
Die Zahl der gehaltenen Tiere zu senken, dauert etwas länger, aber nicht
ewig. Statt über weniger Umweltschutz sollte man über Prämien für Bauern
diskutieren, die ihre Viehbestände reduzieren.
24 Mar 2022
## LINKS
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[3] /Krieg-in-der-Ukraine/!5837936
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
EU-Mitgliedstaaten
Schwerpunkt Pestizide
Ukraine-Krise
Landwirtschaft
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Landwirtschaft
Russland
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